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0649 - Der Junge von Stonehenge

0649 - Der Junge von Stonehenge

Titel: 0649 - Der Junge von Stonehenge
Autoren: Jason Dark
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weitergingen, Fahrgäste an und zogen eine ältere Frau rücksichtslos von ihrem Sitzplatz hoch, weil sie die Bank besetzen wollten. Der Mann gegenüber war schon freiwillig aufgestanden.
    Ich gehöre zu den friedliebenden Menschen, aber irgendwo gibt es Grenzen.
    Die waren nun erreicht.
    Als ich mich in Bewegung setzen wollte, es waren nur drei Schritte bis zu dem Pöbel, hielt mich der Junge fest. »Nein, John Sinclair, nicht du.«
    Ich drehte den Kopf. »Was soll das heißen?«
    »Das mache ich.«
    »Was willst du…?«
    Er war weg! Ich rieb verwundert meine Augen. Ohne dass es mir aufgefallen wäre, hatte er mich passiert und stand plötzlich neben den drei Typen.
    Er schaute sie an.
    Die Kerle bemerkten ihn zunächst nicht, vielleicht wollten sie ihn auch nicht bemerken, aber Tim trieb es auf die Spitze, als er sich neben den einen setzte.
    Es war der Anführer, und der ließ sich so etwas nicht gefallen. Zuerst glotzte er nur, weil er wohl nicht fassen konnte, was da geschehen war.
    Dann holte er tief Luft, winkelte gleichzeitig den Arm an und rammte Tim den Ellbogen in die Seite.
    Normalerweise wäre der Junge durch diesen Treffer in den Mittelgang hineingeschleudert worden. Das passierte nicht. Er blieb auf dem Fleck sitzen wie ein Steinblock.
    Nur der Typ mit dem gefärbten Haar stöhnte auf, presste seine Hand gegen den Ellbogen, als hätte er dort Schmerzen.
    Ich hielt mich zurück, obwohl ich gern eingegriffen hätte. Irgendetwas aber hinderte mich daran. Es kam mir vor, als hätte sich zwischen dem Jungen und mir eine Mauer aufgebaut, die mich nicht weitergehen lassen wollte.
    Die anderen Fahrgäste kümmerten sich nicht um die Szene. Einige von ihnen schauten bewusst zur Seite. Niemand wollte mit diesen drei Typen Krach haben.
    Der Anführer rieb noch immer seinen Ellbogen. Die beiden anderen hockten ihm gegenüber und lachten wie Tauben, so girrend. Ihre Köpfe mit den bunten Irokesenschnitten wackelten. Der am Fenster hockende prustete so stark, dass Speichel aus seinem Mund strömte. »Da hast du dir einen gefangen, Clancy.«
    »Scheiße!« Clancy stand auf. Er starrte von oben herab auf den Kopf des Jungen, der ruhig sitzen geblieben war und in die Höhe schielte. Er wartete auf den Angriff des Typs oder zumindest auf eine seiner Drohungen.
    »Dich stampfe ich in den Sitz, du Wicht!« keuchte der Schläger. Mit einer Hand hielt er sich fest, die andere hatte er zur Faust geballt, um sie auf Tims Kopf zu schlagen.
    Es blieb beim Vorsatz, denn niemand, auch ich nicht, hatte mit der Reaktion des Jungen gerechnet. Und sie traf die drei jungen Männern wie ein tödlicher Schock…
    ***
    Auf einmal brüllten sie los, als würden sie gemeinsam auf einem Spieß stecken.
    Ich hatte den Grund selbst nicht erkennen können, aber Sekunden später sah ich es.
    Die Stange, an der sich Clancy festhielt, hatte eine rotglühende Farbe bekommen. Sie musste heiß sein, und er konnte nicht loslassen. Seine Haut verschmorte ebenso wie die an den Händen der anderen beiden, denn sie hatten ihre Arme auf die Lehnen gelegt, die vor meinen Augen einfach wegschmolzen.
    Das Brüllen der drei Kerle war fürchterlich. Es brauste wie ein makabrer Donner durch den Wagen. Tränen stiegen ihnen in die Augen. Sie holten Luft, während sie jammerten. Sie trampelten mit den Füßen, und am Arm des Anführers rann die abgelöste Haut der Handfläche wie ein heller Ölstreifen nach unten.
    Tim war verschwunden!
    Er war auch nicht aufgestanden. Vielleicht hatte ich als einziger das Flimmern mitbekommen, das seine Gestalt für die Dauer einer kaum erfassbaren Zeitspanne umgab. Dieses genau hatte ausgereicht, um die Gestalt einfach aufzulösen.
    Nur die drei Schläger hockten auf ihren Plätzen. Verletzt, verbrannt, schreiend und wimmernd.
    Es hatte keinen Fahrgast mehr auf den Sitzen gehalten. Außer mir wagte es auch niemand, sich dem Ort des Geschehens zu nähern. Ich ließ mir ebenfalls Zeit, war vorsichtig und schaute auf die zusammengekrümmt daliegenden Gestalten.
    Der Anführer lag zwischen den Sitzen auf dem Boden. Er hielt seine Hand, als könnte er sie so kühlen. Sein Gesicht war verzerrt, vor dem Mund sprühte Speichel.
    Die Hand hatte er sich an der glühendheißen Haltestange verbrannt. Ich wollte sie ebenfalls anfassen und damit die Probe aufs Exempel machen. Sehr vorsichtig näherte ich meine Handfläche dem Ziel - und musste erleben, dass sie völlig normal war.
    Weder Hitze noch Wärme strömten von ihr ab. Ich sah nur
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