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0644 - Die Bestie von Aronyx

0644 - Die Bestie von Aronyx

Titel: 0644 - Die Bestie von Aronyx
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht?
    Nur Kane Prey ahnte etwas.
    Nur er hatte bemerkt, daß sich etwas Ungreifbares, Gigantisches von Ern Vuk gelöst hatte, um durch Äthersphären von hier zu verschwinden…
    ***
    »Es ist meine Schuld«, sagte eine leise Stimme.
    Nicole zuckte zusammen und drehte sich in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatte. Aber sie konnte niemanden sehen.
    »Byanca?« raunte sie, da sie die Stimme zu kennen glaubte. »Byanca, bist du das? Wo steckst du?«
    »Ich bin neben dir, Nicole Duval. Du kannst mich nicht sehen, aber ich bin hier. Und ich weiß, daß es meine Schuld ist.«
    Unwillkürlich tastete Nicole um sich. Aber neben ihr war niemand. Da gab es nur die Wand.
    »Wo, beim Flußdarm der Panzerhornschrexe, steckst du? Ich bin nicht in der Stimmung für Ratespiele«, drängte Nicole. »Und was ist deine Schuld?«
    »Der Tempel«, sagte die Stimme. »Daß er aufgegeben wurde. Ich beging einen großen Fehler im Übermaß meiner Trauer. Da gingen sie alle fort und gaben die Sache des OLYMPOS verloren.«
    Wieder versuchte Nicole vergeblich, herauszufinden, wo die Sprecherin steckte. Die Stimme klang wie hinter einer Wand hervor. Aber hier gab es keinen Durchgang, oder war er so versteckt, daß Nicole ihn nicht wahrnehmen konnte? Sie begann die Wand abzutasten.
    »Du brauchst nicht die Berührung mit mir zu suchen«, erklang es. »Ich sehe dich auch so.«
    »Hör auf, mit mir zu spielen«, verlangte Nicole verdrossen. »Zeige dich mir und erzähle mir, was geschehen ist. Vielleicht bleibt mir nicht viel Zeit. Das Ungeheuer kann jeden Moment wieder auftauchen.«
    »Es befindet sich nicht mehr im Tempel. Es ging einen anderen Weg, nachdem es sah, daß es dich nicht besiegen konnte. Warum vertrautest du nicht dem Schutz, der dir gewährt, was Thor von Asgaard dir einst schenkte?«
    Unwillkürlich tastete Nicole nach dem siebenzackigen Stern vor ihrem Schoß und dann nach dem Umhang. Daran, daß diese Dinge sie vor dunkler Magie schützen sollten, hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. »Eine Frage der Gewohnheit«, murmelte sie.
    Sie klopfte gegen die Wand. »Und von einen anderen Weg gehen konnte bei der Bestie ja wohl auch keine Rede sein. Das war eher eine Flucht.«
    »Böses geschah«, sagte Byancas Stimme. »Damon, mein Geliebter, wurde ermordet. Ohne ihn kann ich nicht mehr leben. Er und ich, wir waren zwei Aspekte derselben Angelegenheit. Wir konnten niemals wirklich Feinde sein, wie Götter und Dämonen es wünschten, als sie uns schufen. Nun ist er tot, und ich kann nicht mehr leben. So wurde ich zu Stein.«
    »Wie bitte?« murmelte Nicole maßlos überrascht. »Du wurdest zu Stein?«
    »Es war mein Fehler«, gestand Byanca. »Ich dachte, so allem Leid entgehen zu können, das durch Dämons Tod über mich kam. Doch in meiner Trauer bedachte ich keine der folgenden Konsequenzen.«
    »Als da wären?«
    »Auch Stein lebt, wenn Göttliches ihn beseelt«, seufzte Byanca. »Das bedachte ich nicht. Ich verließ meinen Körper und wurde eins mit dem Tempelgebäude, um so zugleich zu einem Symbol für die wenigen Anhänger des OLYMPOS in dieser feindlichen Stadt zu werden. Doch es geschah anders; sie sahen es als eine Kapitulation vor dem ORTHOS, und sie gaben den Tempel auf und verließen ihn. Nun gibt es in Aronyx keinen OLYMPOS-Tempel mehr und keine OLYMPOS-Priester, nur noch ein verlassenes Bauwerk, in dem ich selbst gefangen bin und das mit der Zeit verfallen wird. Bald wird es auch im ganzen Land Grex keine Stätten mehr geben, an denen Menschen zu den Göttern des OLYMPOS beten. Es ist meine Schuld. Auch das hatte ich nicht bedacht.«
    »Dagegen läßt sich etwas tun«, sagte Nicole. »Der Tempel kann…«
    »Du verstehst nicht«, raunte Byanca, »denn du weißt noch nicht alles.«
    »Dann kläre mich auf!« verlangte Nicole.
    Ein kalter Schauer lief über ihre Haut, als sie sich vorzustellen versuchte, was Byanca getan hatte: Sie hatte ihre körperliche Existenz aufgegeben, ihr Leben als menschliches Wesen, und war mit dem Material verschmolzen, aus dem der Tempel erbaut worden war! Byanca war jetzt der Tempel!
    »Ich will nicht bis in alle Ewigkeit dem langsamen Zerfall geweiht sein, Stein für Stein, Brocken für Brocken«, fuhr Byanca fort. »Deshalb wird dieser Tempel zerstört werden. Da ihn niemand mehr nutzt, spielt seine Zerstörung auch keine Rolle mehr.«
    »Du irrst!« unterbrach Nicole sie. »Wenn wir dafür sorgen, daß die Anhänger des OLYMPOS hierher zurückkehren…«
    »Ich will es
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