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0643 - Das fliegende Grauen

0643 - Das fliegende Grauen

Titel: 0643 - Das fliegende Grauen
Autoren: Jason Dark
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Mund und sprach durch den rechten Winkel. »Selbst hier. Schauen Sie sich in dieser gottverfluchten Einöde doch um! Sieht die nicht aus wie vom Satan erschaffen? Ein Vorhof der Hölle. Hier brät man am Tage wie ein Hähnchen im Grill. Das ist es, was ich meine.«
    Ich hatte zwar etwas anderes gemeint, fragte aber nicht mehr weiter. Dafür kam ich auf den Sultan zu sprechen. »Kennen Sie Abdul Hamid eigentlich persönlich?«
    Er lachte mich an. »Ja und nein. Aus der Distanz habe ich ihn mal gesehen. Dieser Kerl hat Angst, dass man ihm etwas antun könnte. Er lässt sich nur mit seinen Leibwächtern blicken. Und die Frauen sind streng bewacht. Da ist er brutal, er lässt keinen Menschen an sie heran. Nur sein Haremswächter genießt das absolute Vertrauen.«
    »Kennen Sie den auch?«
    »Dem Namen nach. Mongo Pasha. Der Kerl ist wie ein Hammer, ein Klotz, eine Säule.« Donati deutete über die Schulter hinweg auf Suko. »Sie sind schon nicht schmal gebaut, aber gegen Mongo Pasha sind Sie ein Waisenknabe. Das kann ich Ihnen schwören. Außerdem ist dieser Typ ein Meister im Umgang mit der Peitsche. Sollten Sie je in den Harem des Sultans hineinkommen, müssen Sie sich vor Mongo Pasha besonders in Acht nehmen.«
    »Danke für die Warnung.«
    Donati fing damit an, kratzig zu lachen. »Ist alles im Preis mit einbegriffen.«
    »Wie auch die Schaukelei«, murmelte ich.
    Er hatte mich trotzdem verstanden. »Daran müssen Sie sich eben gewöhnen, Sinclair.«
    Es kam noch der Staub hinzu. Wenn ich nach einem Vergleich suchte, reichte der Ausdruck Klebstoff. Dieser Staub hing tatsächlich wie ein Klebemittel auf unserer Kleidung und der Haut. Es war widerlich, wir sehnten uns nach einer Dusche. Sie war natürlich nicht vorhanden, dafür erlebten wir ein Farbenspiel, das ich als einmalig ansah. Die Felsen um uns herum schienen sich aufzulösen und hatten dafür Farben angenommen, die vom hellen, knalligen Gelb über Rottöne bis in das dunkle Violett hinein schimmerten.
    Durch die tief stehende Sonne hatte sich die Welt verändert. Donati, der Fachmann, bemerkte meinen Blick. »Wissen Sie, Sinclair, bald können wir das andere erleben.«
    »Was meinen Sie?«
    »Den Übergang zwischen Tag und Nacht. Das geschieht innerhalb von Minuten. Dann ist der Himmel übersät mit Sternen. Die kommen Ihnen zum Greifen nahe vor. Das ist anders als bei Ihnen zu Hause.«
    »Das glaube ich gern.«
    Suko meldete sich aus dem Fond. »Ist es denn möglich, dass wir noch vor Anbruch der Dunkelheit an unserem Ziel sind?«
    »Ich hoffe es.«
    Die nächsten Minuten vergingen schweigend. Wir rollten durch den Backofen. Obgleich die Sonne tiefer gesunken war, hatte die Hitze kaum nachgelassen, denn nun gaben die Steine die gespeicherte Wärme ab.
    Donati grinste, als er sah, dass ich darunter litt. »Scheiß Spiel, Sinclair, wie?«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Sie hätten in London bleiben sollen.«
    »Job ist Job.«
    Donati nickte. »Eine verdammt riskante Sache. Sie riskieren Kopf und Kragen. Ich persönlich hätte mich nicht reingehängt, aber das muss jeder selbst wissen. Passen Sie auf, Sie werden gleich Ihr Wunder erleben, und das ist keine Fata Morgana.«
    Noch tat sich nichts, aber die Schlucht weitete sich und lief aus in einen großen Kessel. Ich schaute nach vorn und staunte.
    Denn vor uns lag die wahr gewordene Geschichte aus einer orientalischen Märchensammlung.
    Das Paradies des Abdul Hamid!
    ***
    Der Glanz einer sinkenden Sonne verteilte sich auf den zahlreichen Dächern, den Kuppeln, den Türmen, den Gebäuden, den herrlichen Gärten und den kleinen Teichen. Den Wegen, den sprudelnden Springbrunnen, den kleinen Kanälen, Innenhöfen und Mauern, die teilweise durch blühende Hecken verschönert wurden.
    Ich verließ den Wagen, auch Suko stieg hinter mir aus. Donati blieb hocken, die Unterarme auf das Lenkrad gelegt und breit lächelnd, weil wir so staunten.
    »Ein Traum ist es wohl nicht«, murmelte Suko. »Oder?«
    »Nein, das ist echt.«
    »Und wie kommt es?«
    »Geld, mein Lieber. Geld und Macht. Wenn du das hast, kannst du dir einen orientalischen Traum erfüllen. Einen Garten Eden inmitten des Vorhofs zur Hölle.«
    »Ja, das stimmt.« Suko fuhr mit der Zungenspitze über die staubtrockenen Lippen. »Es ist einfach Wahnsinn, kaum zu fassen. Der hat hier wirklich was geschaffen, für das ich keine Worte finde.«
    »Habe ich damals auch nicht«, sagte unser Führer, der zu uns gekommen war. »Ist das einmalig?«
    Er schaute
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