Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
unterbringen können als heute. Vielleicht sind Sie so liebenswürdig, Ihren Alarm heute nacht einzustellen und die Verbindungsbrücke zwischen den Baikonen bestehen zu lassen, damit ich, wenn sich etwas ereignen sollte, gleich zu Ihnen hinüber kann.«
    Auch jetzt zögerte Staines, dem Vorschlag zuzustimmen. Derrick bemerkte es und lachte.
    »Sie wollen nicht gestört werden, Staines? Auch gut, lassen wir also die Brücke weg. Na, vielleicht gelingt es mir, dem Gespenst das Handwerk zu legen, damit man wieder unbesorgt drüben schlafen kann.« Er lehnte Dicks Einladung zum Essen ab. »Ich werde im Klub erwartet«, sagte er. »Ich komme aber auf dem Rückweg nochmals vorbei.« Im Korridor blieb er noch einen Moment stehen, »Sie waren also bei der Bombenwerfergeschichte von Eastbourne auch dabei, Staines? Was halten Sie davon? Wer war der Täter? Ein Nihilist?«
    »Ich kenne die politischen Anschauungen von Mr. Lavinsky nicht«, erwiderte Staines ruhig, »aber sicher hindern sie ihn nicht daran, Bomben zu verfertigen und auch durch die Gegend zu werfen.«
    Walter Derrick pfiff leise vor sich hin.
    »Lavinsky? Heißt er so? Klingt wie ein russischer Name.«
    Er lachte.
    Dicks Nerven zitterten von diesem Lachen noch nach, als Derrick schon lange gegangen war. Dann nahm er sich Minns wieder vor. »Haben Sie je in Südafrika gelebt?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Kurz nach dem Tod des Vaters von Lord Thomas. Ich nahm in Südafrika eine Stellung an, da der junge Lord noch zu klein war, um meiner zu bedürfen.«
    »Minns! Haben Sie dort jemals etwas ausgefressen?«
    »Jawohl, Sir, das heißt . . .« Der Diener feuchtete sich seine trocken gewordenen Lippen an. »Man hat mich beschuldigt.«
    »Des Diebstahls?«
    »Ja. Ich war jedoch unschuldig.«
    »Wurden Sie verurteilt?«
    »Nein. Es war einer der seltenen Fälle, wo es wirklich einen Unschuldigen traf. Ich wurde freigesprochen, doch es war eine ziemlich knappe Sache für mich. Glücklicherweise fand man den wirklichen Dieb, ohne ihn aber ergreifen zu können.«
    »Lordy Brown?« fragte Staines.
    Doch Minns schüttelte den Kopf.
    »Der Name tut nichts zur Sache, Sir.« Es handelte sich darum, daß man ihn, den Diener eines reichen Südafrikaners, beschuldigt hatte, Silberzeug aus dem Haus seines Herrn gestohlen zu haben. »Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen alle auf den Fall bezüglichen Zeitungsartikel geben. Meine Schwester hat sie sich aufgehoben. Sie werden aus ihnen ersehen können, daß ich wirklich unschuldig war.«
    »Hm. Warum sagten Sie mir nicht, daß Sie Brown kannten?«
    Minns antwortete nicht.
    »Kannten Sie Miss Dane in Südafrika?«
    »Nein, sie nicht, aber ihren Vater.«
    »Sie hieß damals Miss de Villiers, nicht wahr?« »Ich glaube, ja. Wünschen Sie noch etwas, Sir?« Als der Inspektor den Kopf schüttelte, verbeugte sich Minns und verließ das Zimmer. Minns kannte jene geheimnisvolle Familie! Plötzlich fiel Staines ein, daß Tommy ja auch eine Bibliothek besaß, in der er vielleicht das ›Who is Who?‹ von Südafrika finden konnte.
    Sein Suchen war erfolgreich. Kurz darauf hatte er das Gewünschte nachgeschlagen:
    ›Ferrers, W. G. (Digger Bill Ferrers), Federgewichtler, Meister von Australien sowie von Südafrika. Wurde später in Kapstadt von H. de Villiers in der dreizehnten Runde besiegt.‹ Henry hatte die Wahrheit gesagt: De Villiers! Er hatte selbst seinen wirklichen Namen verraten. Er war Marys Vater.

28
    Während Dick noch vor dem Buch saß und gedankenverloren auf die Zeilen starrte, wurde die Tür aufgerissen, und Tommy stürmte ins Zimmer.
    »Hast du Mary gesehen?« Seine Stimme klang schrill vor Aufregung. »Verschwunden seit heute nachmittag, mein Junge! Die ganze Gesellschaft ist weg: Mary, Cornfort - der angeblich Sterbende -, Henry . . . Alle sind weg. Nur der Rollstuhl ist noch da. Schrecklich, so ohne ein Wort zu verschwinden! Während ich vor ihrem Haus auf und ab spazierte, müssen sie abgebaut haben. Entsetzlich! Wenn nun der Bombenwerfer etwas damit zu tun hat, Dicky? Du mußt helfen, mein Junge - du bist doch von der Polizei! Um zwölf sind alle zusammen in einem Auto auf und davon . . .«
    »Halt doch endlich mal den Mund, Tommy«, fuhr Dick dazwischen, »damit ich auch einmal ein Wort sprechen kann! Ich habe Mary gesehen.« »Wo ist sie? Hier? In London?« »Ja, hier. Auch Henry ist da.«
    »Darauf müssen wir eins trinken - klingle Minns, er soll eine Flasche bringen! Wo wohnt denn die ganze
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher