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0635 - Das Grab der Sinclairs

0635 - Das Grab der Sinclairs

Titel: 0635 - Das Grab der Sinclairs
Autoren: Jason Dark
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bewegten sie sich im Wind.
    Die Frische des Tages tat uns beiden gut. Obwohl eine nicht gerade glückliche Nacht hinter uns lag, fühlten wir uns ziemlich frisch und angetörnt. Wir hatten den Zustand von Menschen erreicht, die es wissen wollten.
    Der Bug zerteilte die Schilfrohre, schleifte über die hohen Halme der aus dem Wasser wachsenden Gräser und wurde vom flachen Grund selbst gestoppt.
    Suko sprang als erster aus dem Boot, nahm das Tau mit und wickelte es um einen Baumstamm.
    Ich folgte ihm langsamer.
    Vogelgezwitscher empfing uns. Auf eine Gefahr deutete nichts hin, dennoch suchten wir nach neuen Spuren, ohne allerdings welche zu finden. Da war nichts hinzugekommen.
    Ich ging auf die abgestellten Wagen zu und blieb plötzlich stehen, weil bei einem Wagen die hintere Einstiegstür offenstand. Soweit ich mich erinnern konnte, war das bei unserem Abstecher auf den Loch Awe noch nicht gewesen.
    Bevor ich Suko darauf ansprechen konnte, öffnete sich die Tür soweit, daß jemand aus dem Wagen steigen konnte. Wir sahen uns einem Mann gegenüber, der in die Gegend paßte.
    Stiefel, Anorak, Drillichkleidung. Und ein verdammtes Schrotgewehr in den Händen haltend, dessen Mündungen auf uns zielten.
    »Haut ab!« sagte der Fremde nur. »Haut ab, sonst vergesse ich mich!«
    ***
    Bill Conolly hockte auf der kalten Erde, die Knie angezogen, die Hände gegen die Wangen gepreßt und verzweifelte. Es hatte ihn erwischt, eiskalt, und er hatte nichts daran ändern können.
    LEBENDIG BEGRABEN!
    Das hatte man ihm versprochen, und man hatte sich auch daran gehalten. Ein fürchterlicher Alptraum, den sein Freund John Sinclair schon einmal erlebt hatte, war auch für Bill Conolly Realität geworden.
    Sie hatten ihn in das Grab geführt wie einen Delinquenten zu einer Hinrichtung.
    Noch deutlich konnte er sich an die Menschen erinnern, die seinen Weg flankierten.
    Er wußte nicht einmal, ob es Frauen und Männer gewesen waren, denn hinter den Flammen der Fackeln verschwammen ihre Gesichter zu einem Nichts, da liefen sie ineinander, verloren ihre Umrisse und Konturen, und er hatte auch nicht einmal Stimmen vernommen, denn er war durch eine Mauer des Schweigens geschritten.
    Vorbei an der alten Templer-Kirche, bis auf den Friedhof, den Bill bereits kannte.
    Im flackernden Schein der Flammen hatten die alten Gräber mit ihren verwitterten Steinen noch unheimlicher ausgesehen. Eine perfekte Kulisse für einen Gruselfilm, die irgendwann verschwunden war, als sich eines der größeren Gräber mit dem hochkant stehenden Stein wie eine Luke geöffnet hatte.
    Der Fackelschein war in die Tiefe gefallen – flackernd, zuckend, ein Muster auf nassen, lehmigen und moosbewachsenen Stufen hinterlassend, und Bill hatte die Stimme des Brillenträgers gehört, der sich Krooger nannte und so etwas wie ein Anführer der Männer war.
    »Dein Grab, Conolly! Deine, letzte Ruhestätte!«
    Diese Worte waren für Bill wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Sie hatten ihm endgültig klargemacht, daß das Band des Lebens langsam zerriß.
    Auch in Bills Hirn war der Faden gerissen. Da war für einen Moment die Flamme des Widerspruchs aufgeflackert. Er war auf der Stelle herumgefahren, um die Flucht trotz allem zu versuchen.
    Aufgehalten hatte ihn der Krieger, ein Bär von einem Kerl, eine Gestalt namens Sinclair!
    Bekleidet wie jemand aus den vergangenen Jahrhunderten und bewaffnet mit einem mörderischen Schwert.
    Er hatte nicht zugeschlagen, aber Bill war gegen die Klinge gelaufen. Einen Schritt weiter nur, ein kurzes Kippen der Klinge, und sein Kopf wäre ihm vom Rumpf getrennt worden.
    So hatte er im buchstäblich allerletzten Augenblick noch stoppen und Sinclair ansehen können.
    »Du ausgerechnet«, hatte Bill gesagt, »ein Sinclair!«
    Der Krieger mit seinen halblangen, dunklen Haaren hatte nur eisig gelächelt und Bill zurückgedrängt.
    Diesmal blieb ihm keine andere Wahl. Außerdem sah er ein, daß es keinen Sinn hatte, und er war den schweren Weg in das Grab gegangen.
    Kein normales Grab mit normalen Ausmaßen, es kam schon mehr einer Gruft gleich, denn es breitete sich unter der Erde als Viereck aus, besaß die Treppe nach oben, die genau dort endete, wo die Grabplatte abschloß. Bill wußte auch, wo er sich befand.
    Das mußte die Krypta unter der alten Templerkirche sein, wo die Toten bestattet wurden.
    Und mit Toten war er zusammen…
    Noch immer hatte er das Geräusch im Ohr, als sich der verfluchte Stein über ihm schloß.
    Ihm war dabei die
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