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0634 - Duell der Schamanen

0634 - Duell der Schamanen

Titel: 0634 - Duell der Schamanen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stunden.
    So stießen sie allmählich immer weiter nach Norden vor, entfernten sich immer weiter von der Kolonie. Längst schon mußten sie mehr als hundert Meilen weit gekommen sein, und Don Cristofero fragte sich, ob der Chevalier de La Salle in ein paar Jahren noch auf Spuren dieser Mini-Expedition stoßen würde.
    Eingeborene hatten sie in all der Zeit kaum einmal zu Gesicht bekommen. In der Kolonie tauchten immer wieder mal Chitimacha auf, wie sie ihren Stamm selbst bezeichneten, und einmal waren auch indianische Händler aus dem Osten erschienen, die sich Biloxi nannten. Aber im Allgemeinen hielten sie Distanz, und böse Zungen behaupteten, das läge an Don Cristoferos Anwesenheit in der Kolonie…
    Seit sie unterwegs waren, waren sie nur ein einziges Mal auf Jäger gestoßen und hatten danach keinen Indianer mehr zu Gesicht bekommen - was jenes Vorurteil zu bestätigen schien…
    Und ausgerechnet jetzt schleppte der Gnom einen an!
    Ausgerechnet jetzt, wo der waffenschwingende Muskelmann Hercule nicht in der Nähe war! Der war vorausgeeilt, um die Strecke zu erkunden, die vor ihnen lag. Manchmal stießen sie auf unüberwindbare Hindernisse, die weiträumig umgangen werden mußten, weil mit den Pferden und Packmaultieren kein Durchkommen war; dann war es besser, wenn jemand das Terrain bereits vorher erkundete und rechtzeitig Bescheid gab, daß ein anderer Weg eingeschlagen werden mußte. Das ersparte die Mühe, mit dem ganzen Troß wieder umkehren zu müssen.
    Don Cristofero betrachtete den Indianer mit äußerstem Mißtrauen. Es war etwas anderes, wenn die Rothäute die Kolonie besuchten, in der es von Franzosen nur so wimmelte - auch etliche Spanier waren immer noch da -, oder ob man ihnen allein in freier Wildbahn begegnete. Hier draußen, unzählige Meilen von jedem zivilisierten Christenmenschen entfernt, galt es, vorsichtig zu sein, wollte man nicht unversehens in irgendeinem Kochtopf landen…
    Nun gut, der Wilde war jetzt hier, und man mußte das Beste daraus machen. Vielleicht war es ja wirklich ein erster Schritt zu neuen Handelskontakten. Allerdings gefiel es Don Cristofero absolut nicht, wie dieser mögliche Kontakt angebahnt wurde. Ausgerechnet der Gnom zeichnete dafür verantwortlich! Dabei hätte es dem Don zugestanden, diese erste Begegnung einzuleiten! Ihm, dem Herrn, nicht jedoch dem Diener!
    Allerdings, Handelskontakt - daß der Indianer sie heimlich belauscht hatte, deutete nicht unbedingt auf Offenheit hin. Eher mochte es sein, daß der Bursche nur herausfinden wollte, wie einfach es war, die Franzosen zu ermorden, auszurauben, zu überfallen, zu foltern oder sonst etwas mit ihnen anzustellen in beliebiger Reihenfolge der unschönen Dinge. Und wenn er gut aufgepaßt hatte, würde er längst wissen, daß es sehr einfach war. Schließlich gab es hier keine französischen Soldaten, die unverzüglich eine Strafexpedition gegen die Indianer durchführen konnten, um sie mores zu lehren.
    Nicht, daß dies den Opfern in der Nähe der Kolonie sonderlich viel genützt hätte; wer tot war, war tot. Aber die Präsenz königlicher Truppen mochte die rothäutigen Heiden bereits vorher abschrecken.
    Cristofero musterte den Indianer eingehend. Er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, aber genau wagte Cristofero das nicht zu bestimmen. Viele dieser Leute mit ihren faltigen und häufig bemalten Gesichtern ließen sich nur schlecht einschätzen. Es gab einige, die jünger waren, als sie aussahen, und umgekehrt.
    Dieser hier trug das schwarze Haar gescheitelt und rechts und links zu Zöpfen geflochten. Im Haar steckten zwei lange Adlerfedern. Er trug einen Schurz aus rotgefärbtem Leder und lederne Schuhe, die mit winzig kleinen bunten Holzperlen bestickt waren. Cristofero konnte nicht umhin, die geschickten Hände zu bewundern, die hierfür verantwortlich waren; mit seinen dicken Wurstfingern hätte er die Holzperlen nicht einmal erfassen können.
    »Wer bist du, und warum spionierst du uns nach?« fragte Cristofero geradeheraus.
    Der Indianer sah ihn nur fragend an.
    »Ach ja, du verstehst mich wohl nicht«, brummte der Don. »Was machen wir denn da? Ich fürchte, ich werde dir erst mal unsere Sprache beibringen müssen. Herrje, das hat mir gerade noch gefehlt! Warum muß ich eigentlich immer alles selber machen?«
    Der Indianer antwortete nicht. Er setzte sich einfach auf den Boden und versank in Meditation.
    ***
    1998, Château Montagne:
    Nicole Duval sah erst Zamorra und dann Eva an. Sie saßen sich in der
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