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0634 - Duell der Schamanen

0634 - Duell der Schamanen

Titel: 0634 - Duell der Schamanen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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warf Eva ihm vor. »So schlimm kann der Mann doch gar nicht sein!«
    Sie hatte ja keine Ahnung…
    ***
    Auch wenn ihnen Eva zum Vorgang selbst wenig genug sagen konnte, gab es noch genügend Dinge, auf die sie sich vorbereiten konnten.
    Es war sicher nicht damit getan, einfach in die Vergangenheit zu reisen und sofort wieder zurückzukehren. Sie mußten einfach damit rechnen, daß sie den großmäuligen Spanier mit seinem verwachsenen Famulus nicht auf Anhieb aufspürten. Das einzige, was sie wußten, war, daß er nach der Begegnung auf Haiti per Schiff zum heutigen Louisiana weitergereist war. Irgendwo dort mußten sie ihn zu treffen versuchen. Ein Meeting an einem Ort, den er vorher besucht hatte, schied aus; eine so radikale Veränderung wie das Schließen des Zeitkreises konnte praktisch nur in einem zeitlichen Bereich möglich werden, der für Cristofero und den Gnom ebenso in einer von ihnen noch nicht erlebten Zukunft lag wie auch für Zamorra und Nicole.
    Wobei sich wieder einmal zeigte, daß Begriffe wie Zukunft oder Vergangenheit sehr relativ zu betrachten waren. Nichts ließ sich mit hundertprozentiger Exaktheit definieren. Es hing alles immer wieder vom - temporären - Standort des Betrachters ab…
    Sie mußten also damit rechnen, daß sie Stunden oder Tage oder noch längere Zeit - in der Vergangenheit zuzubringen hatten, und daß sie dabei logischerweise anderen Menschen begegneten. Es war nicht ratsam, dabei unnötig aufzufallen. Das hieß, daß sie sich in punkto Kleidung und Ausrüstung dem Standard jener Epoche anzupassen hatten.
    Zum Beispiel galt es, für die Ausstattung mit Geldmünzen zu sorgen, die im Jahr 1675 und später in Frankreich sowie in der Neuen Welt Gültigkeit besaßen. Das war Zamorras Aufgabe, die er mit Hilfe von Magie erledigte. Aber sie benötigten auch passende Kleidung. Für Zamorra und Nicole war das kein unüberwindbares Problem; sie verfügten noch über die Sachen, mit denen sie im vergangenen Jahr während des Haiti-Abenteuers ausgestattet gewesen waren. Aber für Eva mußte das barocke Outfit erst maßgeschneidert werden - und das möglichst exakt und schnell.
    Worum sie sich diesmal weniger Sorgen machten als bei ihrem letzten Vergangenheitsaufenthalt, war eine mögliche Begegnung mit Robert Tendyke.
    Sie waren sich schon einige Male in der damaligen Zeit über den Weg gelaufen. Am Hof des Sonnenkönigs ebenso wie auf Haiti. Seinerzeit hatte er sich ›Robert deDigue‹ genannt, und er war ein erklärter Gegner Don Cristoferos gewesen. Der seinerseits hatte ihn einen üblen Schurken und Intriganten geschimpft, den er liebend gern vor seine Klinge gefordert hätte. Allerdings waren Duelle in jener Epoche verboten.
    Anfangs hatten Zamorra und Nicole angenommen, es müsse zu einem Zeitparadoxon kommen, wenn sie Tendyke alias deDigue in der Vergangenheit begegneten. Immerhin hatte er in der Gegenwart eine solche frühere Begegnung nie erwähnt. So waren sie sicher, daß sie bei ihrem damaligen Aufenthalt am Hof des Königs wohl nur unwahrscheinliches Glück gehabt hatten, daß er sich ihre Gesichter nicht merken konnte; Don Cristofero hatte deDigues ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ihn damit von Zamorra und Nicole abgelenkt. [6]
    Deshalb hatten sie beim zweiten Mal für ein wenig Maskerade gesorgt.
    Und die hatte deDigue prompt durchschaut!
    Dennoch war es nicht zu dem befürchteten Paradoxon gekommen. Tendyke hatte ihnen später gestanden, daß er jene Begegnung auf Haiti längst vergessen gehabt hatte. Wen wunderte es? Wer mehr als 500 Jahre alt ist, kann nicht jede Einzelheit im Kopf behalten. Schon gar nicht, wenn er dieser Einzelheit anfangs nicht die geringste Bedeutung zumißt.
    So gingen sie davon aus, daß es bei einer eventuellen erneuten Begegnung ähnlich sein würde.
    Was nun wichtiger war: sich bestimmte, damalige Spracheigentümlichkeiten in Erinnerung zu rufen, um sie verstehen und anwenden zu können. Jede Sprache verändert sich im Lauf der Jahrhunderte mehr oder weniger stark. Dazu kam, sich unter Umständen mit den Eingeborenen jener Region verständigen zu können. Vielleicht verstanden zwar einige Indianer Französisch, aber darauf wollte Zamorra sich nicht verlassen.
    Seinen Informationen zufolge kamen die Muskhogee- oder Hoka-Sprachgruppen für die betreffende Gegend in Frage. Es war zwar kaum möglich, innerhalb kurzer Zeit alle dazu gehörenden Dialekte zu erlernen, aber mit den wichtigsten Grundbegriffen sollte es schon möglich
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