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0634 - Duell der Schamanen

0634 - Duell der Schamanen

Titel: 0634 - Duell der Schamanen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dafür interessierte, was er hier tat.
    ***
    Derweil versuchte der Gnom, von seiner Position im Baum aus etwas für seinen Herrn zu tun. Diese Position war für Magie äußerst ungünstig, aber von hier oben aus hatte er den besten Überblick und konnte auch noch rechtzeitig feststellen, ob sich im Zeltlager oder seiner Umgebung etwas veränderte.
    Deshalb blieb er hier oben - und auch, weil er sich, vom Laub versteckt, sicherer fühlte als am Boden.
    Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte. Es gab verschiedene Möglichkeiten, aber für alle brauchte er Hilfsmittel. Gut, er hatte mit den Jahren eine Menge hinzugelernt, und er hatte sich damals auch hin und wieder verbotenerweise in Professor Zamorras ›Zauberzimmer‹ herumgetrieben, um dort in alten Büchern zu schmökern; nur zu experimentieren hatte er sich nicht getraut. Deshalb war er jetzt auch nicht sicher, ob er all diese kleinen Dinge überhaupt richtig beherrschte; er hatte sie damals nicht eingeübt und später einfach vergessen.
    Und er lechzte nach Süßem.
    Er war geradezu süchtig nach Honig oder gar Schokolade, wenn er diese denn bekommen konnte. Aber erstens war sie so teuer, daß allenfalls den Don genug Geld besaß, um sie zu kaufen, und zum anderen sah es mit Schokolade hier in der Neuen Welt sehr, sehr traurig aus. Hier hatte man andere Sorgen, als sich mit Süßigkeiten den Mund vollzustopfen. Hier war man froh, wenn man einen Batzen Fleisch zwischen die Zähne bekam.
    Was wiederum daheim in Europa purer Luxus war. Dort konnte man nicht einfach in den Wald gehen und einen Hirsch oder ein Wildschwein erlegen. Alles Wild gehörte dem König oder seinen Fürsten und Fürstchen oder dem Klerus, und wehe dem einfachen Bürger oder Bauern oder gar einem Leibeigenen, der auch nur wagte, einen Hasen auf dem Feld zu fangen und sich dabei erwischen zu lassen. Wilderer nannte man sie und sperrte sie in den Kerker oder hängte sie auf.
    Hier dagegen war die Freiheit grenzenlos…
    Der Gnom mußte sich konzentrieren. Er dachte an einen Umwandlungszauber. Das war am einfachsten; damit kannte er sich aus, es kostete ihn nicht viel Kraft und war auch unauffällig genug. Sein Herr würde es natürlich merken und dann hoffentlich das richtige tun.
    Nämlich die Beine in die Hand nehmen und davonlaufen, so schnell es ging.
    Unsichtbar machen konnte der Gnom ihn dabei leider nicht. Er bedauerte das. Es wäre natürlich noch viel besser gewesen, wenn niemand den Granden sehen könnte, wenn der davonlief.
    Aber es mußte auch so gehen.
    Der Gnom malte die Zeichen in die Luft und begann, die notwendigen Zaubersprüche aufzusagen.
    ***
    Robert deDigue näherte sich dem Zeltdorf. Er ging zu Fuß; das Boot, mit dem er den Fluß aufwärts gerudert war, hatte er sorgfältig festgebunden und versteckt. Völlig offen ging er auf die Ansammlung von Zelten zu.
    Natürlich entdeckten die Indianer ihn sofort.
    Eine kleine Schar bewaffneter Krieger kam ihm entgegen. DeDigue faßte das Gewehr an Schaft und Lauf und legte es sich wie ein Tragejoch in den Nacken. So konnten die Indianer gleich sehen, daß er die Waffe nicht benutzen wollte, daß er nicht damit drohte.
    »Ich bin erfreut, Krieger der hohen Klippe zu finden«, sprach er sie auf hoka an. Er hatte diesen Dialekt erlernt, ehe er nach Norden zog, um einen Teil dieses Landes zu erkunden, ehe La Salle mit seiner Armee aufbrach. Natürlich hatte er auch noch andere Gründe für seinen frühen Vorstoß in die Wildnis. Aber darüber sprach er zu niemandem.
    »Ich bitte, mich an eure Feuer gesellen zu dürfen«, fuhr er fort. »Ich möchte euren Geschichten lauschen und meine erzählen, und ich möchte über ergiebige Jagdgründe plaudern, und auch darüber, daß bald viele Männer mit heller Haut hierher kommen werden. Ihr solltet darauf vorbereitet sein.«
    »Du wirst mit unserem Häuptling reden«, sagte einer der Natchez. »Hast du einen Namen?«
    »Ich bin der, der den Tod nicht kennt.«
    »Das ist ein sehr großer Name. Bist du seiner würdig?«
    »Es steht dir nicht zu, dies zu fragen«, sagte deDigue scharf. »Außer, du willst mich herausfordern, Krieger.«
    »Wir sind nicht auf dem Pfad des Krieges. Wir jagen für unseren Stamm, daß es uns in den kalten Monden wohl ergeht und wir keinen Hunger leiden müssen. Du siehst auch aus wie einer, der jagt«, umschiffte der Indianer diese Klippe. Er war nicht sonderlich daran interessiert, sich in einem Zweikampf mit dem hellhäutigen Fremden zu messen. Vor allem nicht,
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