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0631 - Eine Handvoll Monster

0631 - Eine Handvoll Monster

Titel: 0631 - Eine Handvoll Monster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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werden zu gegebener Zeit auf diplomatischer Ebene darüber verhandeln«, verkündete Nicole hoheitsvoll. »Aber vermutlich wird das eh nix, weil der ja immer noch ein Teufel ist. Und Dämonen kommen nicht durch M-Abwehr.«
    »Ist das mein Problem?« knurrte Mostache. »Dann öffnet ihm eben einen Durchschlupf. Ich denke, Zamorra wird der ›Meister des Übersinnlichen‹ genannt? Da dürfte es doch für ihn kein Problem sein.«
    Zamorra winkte ab. »Nicole, du sagtest etwas von einem ketzerischen Gedanken.«
    »Ich überlege, ob wir Calderone nicht gewissermaßen umdrehen können, so daß er mit seinen Fähigkeiten und seinem Killer-Instinkt künftig für uns arbeitet statt gegen uns.«
    »Du bist verrückt!« entfuhr es Zamorra.
    »Stimmt nicht«, widersprach Mostache trocken. »Du bist nicht verrückt, sondern völlig, total und komplett wahnsinnig.«
    »Wahnsinn ist nur die Vorstufe der Genialität«, behauptete Nicole. »Und die habe ich längst hinter mir gelassen.«
    Zamorra verdrehte die Augen.
    »Gesetzt den Fall, es stimmt, was Calderone sagt, und er ist bei Stygia tatsächlich in Ungnade gefallen«, fuhr Nicole fort. »Dann dürfte sie ihm nach dem Leben trachten. Also muß er gegen sie kämpfen, wenn er überleben will. Allein schafft er das nicht. Er hat ja von sich aus schon den Versuch gemacht, sich uns anzunähern, mit seiner eigenartigen Bitte um Asyl. Vielleicht ist ja wirklich etwas dran! Dann könnten wir an einem Strang ziehen und…«
    »Meine liebe Nicole«, sagte Zamorra eindringlich. »Du ignorierst da etwas: er hat eine dämonische Aura. Wie auch immer er inzwischen zu Stygia steht und sie zu ihm - er ist ein Dämon, oder zumindest ein Dämonenknecht! Er ist Feind. So oder so! Und ich hege nicht die geringste Absicht, mit dem Feind zu paktieren. Nicht mal, wenn es darum geht, in der Hölle ein wenig aufzuräumen.«
    »Jetzt ignorierst du etwas!« protestierte Nicole. »Darf ich dich an Sid Amos erinnern? Der ist zwar nicht mehr Fürst der Finsternis, aber immer noch ein Dämon!«
    »Er hat sich von der Hölle losgesagt.«
    »Gesagt. Aber sein Blut ist immer noch schwarz. Teufel bleibt Teufel.«
    »Nur weil du eine persönliche Abneigung gegen ihn…«
    »Und du hast eine persönliche Abneigung gegen Calderone. Kann ich gut verstehen. Aber mit Sid Amos hast du schon zusammen an einem Strang gezogen, als er noch Asmodis war.«
    »Gezwungenermaßen. Weil er mir seine Hilfe aufzwang, gegen meinen Willen. Hier dürfte das aber kaum der Fall sein.«
    Mostache hob beide Hände.
    »Wenn’s euch recht ist, dann regelt eure Haarspaltereien unter euch und laßt mich da raus, ja? Bis ihr euch zu etwas entschieden habt, könnt ihr euren dämonischen Freund sicher unter den Arm klemmen und erstmal woanders hin tragen, ja? Verdammt noch mal, ich will ihn hier nicht haben! Wer weiß, was das noch alles mit sich bringt!«
    »Du verweigerst uns also deine Unterstützung?«
    »In diesem Fall - ja. Die Sache ist mir zu unsicher. Und«, er hob erneut die Hände, »komm mir jetzt nicht damit, was du schon alles für unser Dorf getan hast, Zamorra. Das weiß ich verdammt genau, spätestens seit Leonardos Schreckensherrschaft vor anderthalb Jahrzehnten.« [7]
    »Verdammt noch mal, du weißt, daß ich zum Erpresser kein Talent habe und nicht mal im Traum daran denken würde, Dankbarkeit zu verlangen! Mann, Mostache«, fuhr Zamorra den Freund wütend an. »Hältst du mich wirklich für einen Erbsenzähler? Wenn ich so denken würde, wie du jetzt befürchtest, wäre ich in die Politik gegangen!«
    »Während ihr Männer euch so prachtvoll streitet, werde ich mal nachschauen, ob unser Freund zum zweiten Mal zu früh aus seiner Paralyse erwacht«, sagte Nicole und griff nach dem Zimmerschlüssel, den Zamorra auf den Tresen gelegt hatte, ehe er den Gästebucheintrag tätigte.
    Zamorra sah ihr hinterher. Aber noch ehe er etwas zu ihrem Vorhaben sagen konnte, betrat ein neuer Gast die Schankstube…
    ***
    Stygia hatte eine schnelle Entscheidung getroffen, als sie den Drachen gesehen hatte.
    Sie wußte natürlich, daß der zu Zamorra gehörte. Was sie überraschte, war seine Hilflosigkeit. Er war verletzt worden, angeschossen. Sollte das Calderones Werk gewesen sein? Aber warum hatte Calderone dann nicht reinen Tisch gemacht und diese geflügelte Bestie getötet?
    Wie auch immer - sie durfte ihn nicht frei herumlaufen lassen. Er hatte sie erkannt. Er hatte sie sogar in der Unterhaltung mit dem Menschen als Bestie
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