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0628 - Die Geister vom Leichenbaum

0628 - Die Geister vom Leichenbaum

Titel: 0628 - Die Geister vom Leichenbaum
Autoren: Jason Dark
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überspannte Person bekannt war, zweifelte er dieses Mal nicht an ihren Worten.
    Sicherlich hatte es nicht nur sie als Zeugin gegeben.
    Als hätte sie seine Gedanken erraten, fuhr sie fort. »Du kannst auch andere fragen, Wright, die werden dir das gleiche sagen. Es gab noch einige Zeugen.«
    »Ja, ja«, stöhnte der Konstabler, »an diesem Tag geht wohl einiges schief.«
    »Meine ich auch. Jedenfalls solltest du dir die Sache einmal ansehen. Das ist deine Pflicht.«
    »Sehr schön, Lilly, danke.« Da es in Trenton nur eine Zelle gab, wußte der Konstabler, wo er hinfahren mußte. War er vorhin noch beunruhigt gewesen, so zeigte er sich jetzt ärgerlich, und gleichzeitig kroch auch die Furcht in ihm hoch.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, daß etwas über den Ort hereingebrochen war. Etwas Unheilvolles, eine Sache, die rational nicht zu erklären war. Ein gewisses Unheil.
    Seltsam, daß er gerade jetzt an Halifax und seine Entdeckung denken mußte. Was dem Neffen des Sir Edgar widerfahren war, hatte sich blitzschnell herumgesprochen. Einige Male waren die Begriffe Geister, Unheil und Fluch aufgetaucht, obwohl der Konstabler daran so recht nicht glauben wollte.
    Aber es gab Dinge, über die sollte man nicht näher nachdenken und sie einfach so hinnehmen.
    Er bückte sich und schloß eine der seitlichen Schubladen seines Schreibtisches auf. Verborgen unter Papieren lag seine Dienstwaffe, die er jahrelang nicht benutzt hatte. Eingerostet war sie nicht, er hatte sie in regelmäßigen Abständen gepflegt. Komisch, plötzlich hatte er das Gefühl, sie brauchen zu können.
    Sein Blick fiel gegen das Fenster. Hinter der Scheibe zeichneten sich die Umrisse einer dünnen Birke ab. Das Astwerk schimmerte, als wäre es mit weißer Farbe an einigen Stellen bestrichen worden.
    Aber er sah noch mehr.
    Ein Gesicht!
    Urplötzlich war es erschienen, wie aus der Hölle aufgetaucht, und es klebte dicht hinter der Scheibe wie ein blasser eingedrückter Mond oder Pfannkuchen, konturenlos zunächst, weil es sich vor das Glas drückte, dann Umrisse annehmend, denn der Mann drückte seinen Kopf weiter nach unten.
    Konstabler Wright hatte das Gesicht noch nie in seinem Leben gesehen. Er wußte sofort, daß es einem der Fremden gehörte. Dieser haarlose Kerl mußte einfach dazugehören.
    Noch etwas störte ihn daran. Die Farbe der Haut war doch nicht weiß, sondern hatte einen bläulichen Schimmer bekommen, als hätte man sie mit einer Farbe leicht bestrichen.
    Sein Herz schlug schneller. Dieses Gesicht hinter der Scheibe flößte ihm Angst ein. Da schien der Teufel seine Hand im Spiel gehabt zu haben, als er diesen Mann schickte.
    Wright stand noch immer auf dem Fleck, während sich der Kerl im Garten bewegte. Er ging zwei Schritte zurück, grinste wieder, als würde er alles wissen und der Konstabler nichts.
    Dann seine Augen.
    Waren sie überhaupt noch menschlich oder bestanden sie aus hineingedrückten Kugeln?
    Konstabler Wright fühlte sich eingeschlossen. Sein eigenes Büro kam ihm jetzt wie ein Gefängnis vor.
    Was wollte der verdammte Glatzkopf? Weshalb lauerte er vor dem Haus. Plötzlich war der Konstabler froh darüber, die Waffe aus der Schublade geholt zu haben. Es tat ihm gut, ihr Gewicht zu spüren und die kühle des Metalls.
    Dann war der Glatzkopf mit der bläulichen Haut verschwunden. Praktisch von einem Augenblick zum anderen, und Wright hatte das große Nachsehen. Als er mit der Handfläche über seine Stirn strich und sie dann betrachtete, sah er den hinterlassenen Schweißfilm. Obgleich noch nichts passiert war, fühlte sich Wright mehrfach unterlegen. Dieses Problem war ihm schon jetzt über den Kopf gewachsen.
    Was tun? Hilfe holen? In Oxford anrufen, da die Kollegen mobil machen?
    Die würden ihn auslachen, wenn er wegen dreier Fremder und einer zerstörten Telefonzelle Ärger machte. Nein, das ging auch nicht. Er mußte sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen. Es war ja einfach. Er gehörte zu den Menschen, die in Trenton Verantwortung trugen und…
    Da spürte er einen Luftzug, obwohl das Fenster geschlossen war. Daß er ihn überhaupt merkte, war schon ein Vorteil, und er fuhr herum.
    Die Tür zum Büro stand offen. Auf lautlosen Sohlen hatte sich eine Gestalt genähert, die ihm den Schreck wie ein feuriges Schwert durch den Kopf stieß.
    Es war Creep, der dort stand und grinste. Auch seine Haut hatte eine blaue Farbe bekommen. Dadurch wirkten die Augen heller. Selbst die nässenden Pickel und Geschwüre
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