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0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht weg.«
    »Steuert ihr nie einen Hafen an? Oder geht ihr nicht sonst irgendwo an Land?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Manchmal«, sagte sie. »In Ländern, in denen der Hafenkapitän es nicht so eng sieht. Oder in den anderen Welten. Aber was sollen wir dort, außer uns umschauen, wie Schiffe heute aussehen, ein wenig Landpanorama genießen und wieder weitersegeln? Wir können ja nicht an Land.«
    »Der Fluch verhindert es«, ergänzte Sadr.
    »Aber wie kommt ihr dann an Nahrung und Frischwasser?« überlegte Nicole. »Gut, Trinkwasser könnt ihr zur Not selbst hersteilen, wenn ihr das Salz herausdestilliert. Aber nur vom Fischfang leben ist doch eine recht einseitige Ernährung. Ihr seht mir aber alle nicht nach Mangelerscheinungen aus.«
    »Wir essen und trinken nicht«, sagte Roana. Sie zupfte an Nicoles Pullover. »Möchtest du nicht doch tauschen? Wenigstens leihweise, ja? Ich habe diese kaputten Klamotten so verflixt satt…«
    »Finger weg!« Nicole wich einen Schritt zur Seite. Sie runzelte die Stirn. »Ihr eßt und trinkt nicht?«
    »Wozu? Wir könnten ja nicht mal verhungern, wenn wir es wollten! Irgend etwas sorgt dafür, daß wir immer bei Kräften sind und ewig leben. Es ist eine Art Stasis, wie es in der Science Fiction genannt wird! Meine Güte, was würde ich dafür geben, endlich mal wieder einen guten SF-Roman zu lesen. Oder noch mal Krieg der Sterne zu sehen…«
    »Der ist inzwischen überarbeitet und tricktechnisch aufgefrischt worden, es gibt zwei weitere Teile, und an einem vierten wird gedreht«, sagte Nicole.
    »Oh, Himmel!« stöhnte Roana. »Warum mußte ich damals nur so neugierig sein und mich für diesen verdammten Seelenverkäufer interessieren? Ich hätte nie an Bord klettern dürfen. Wir alle hätten uns fernhalten sollen. Aber von denen, die schon an Bord waren, hat uns keiner vorher gewarnt. Vermutlich hätten wir alle es auch nicht geglaubt.«
    »Ich schon«, sagte Sadr.
    »Habe ich das eben richtig verstanden?« hakte Zamorra nach. »Es gibt also weder Trinkwasser noch Lebensmittel an Bord?«
    »Wozu auch? Wir brauchen's doch nicht«, sagte Sadr. »Wegen dieser Statik… Stasis… oder wie das heißt.«
    Roana nickte.
    Zamorra und Nicole sahen sich skeptisch an. »Wird Zeit, daß wir versuchen, an Land zu kommen«, sagte Nicole.
    »Ihr wollt es wohl nicht kapieren!« entfuhr es Roana. »Ihr könnt hier nicht mehr weg. Ihr - könnt - hier - nicht -mehr - weg! Nie mehr! Schluß, aus, Ende! Wir gehören jetzt alle zusammen, auf Gedeih und Verderb.«
    »Das bezweifele ich«, behauptete Zamorra. »Wir sind schon aus ganz anderen Fallen wieder herausgekommen. Wir werden es auch diesmal schaffen.«
    »Wenn es etwas gibt, womit wir euch dabei unterstützen können -wir sind unbedingt dabei.« Roana sah den Araber an, der sofort eifrig nickte.
    »Aber erst müssen wir mehr über das Schiff wissen«, fuhr Zamorra fort. »Über seine Herkunft, seine Geschichte, auch darüber, wie ihr alle an Bord gekommen seid. Der Römer zum Beispiel scheint ja wohl der Dienstälteste zu sein…«
    »Caligula? Der doch nicht!«
    »Er heißt wirklich Caligula?« warf Nicole ein.
    »Natürlich nicht. Er hat einen eilenlangen unaussprechlichen Namen. Deshalb nennen ihn alle Caligula. Ich glaube, Ramirez hat ihn so getauft, lange vor meiner Zeit«, sagte Roana. »Den Mongolen kann auch niemand aussprechen. Aber mit ›Dschinghis Khan‹ ist er sehr zufrieden. Nicht nur, weil das ein großer Eroberer war, sondern weil ›Dschinghis‹ wohl auch ›sehr mächtig‹ heißen soll. Wer möchte nicht ein sehr mächtiger König sein?«
    »Der Admiral?«
    »Na, das ist doch klar: er sieht aus wie Sir Horatio Nelson. In Wirklichkeit heißt er wohl John Smith oder so ähnlich. Wie Bob wirklich heißt, weiß er selbst nicht. Er ist ein ehemaliger Sklave aus South Carolina. Sklavenjäger haben ihn und alle anderen aus seinem Dorf entführt, nach Amerika verschifft, auf dem Markt verkauft, und nach ein paar Jahren Sklaverei konnte er fliehen - ausgerechnet auf dieses verfluchte Schiff. Sein ehemaliger Herr und Meister nannte ihn Bob, und dabei ist es geblieben. Diana, Ramirez und ich sind wahrscheinlich die einzigen, die ihre richtigen Namen tragen.«
    »Du sagtest eben, Caligula sei nicht der Älteste an Bord. Wer dann? Von der Kulturstufe her seid ihr anderen doch allesamt jünger.«
    »Der älteste an Bord ist der Kapitän«, sagte der Araber.
    »Und wer ist der Kapitän?«
    »Da!« sagte Sadr. »Er ist gerade
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