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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon
Autoren: Jason Dark
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Er maß die Entfernung bis zum Wasser hin ab. Sie war nicht sehr groß. Er würde es leicht schaffen, das Boot auf den Strand zu ziehen.
    Der Sturm, das Krachen der Wellen, das finstere Spiel der Wolken am Himmel und der peitschende Regen sorgten dafür, daß die Küstenregion zu einer wilden Hölle wurde, in der sich Brian Fuller bewegen mußte. Mit seinen bärenstarken Kräften zerrte er das Boot aus dem Versteck hervor. Loraine hatte es glücklicherweise mit einer Plane abgedeckt, sonst wäre es auch im Versteck voll Wasser gelaufen. Der nasse Sand war schwer und schien am Rumpf des Bootes festzukleben. Fuller keuchte. Aus seinem offenen Mund rann der Speichel und vermischte sich mit dem Regen.
    Weiß rauschte das Meer heran. Ein heller Bart, wütend und gefährlich.
    Die Hölle war um ihn. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen den Wind, er arbeitete wie nie in der letzten Zeit und schaffte es auch, das Boot nahe an die auslaufenden Wellen heranzubringen.
    Dann richtete er sich auf und drehte sich um. Fuller wußte den Grund selbst nicht, er tat es einfach, und er sah aus der Hölle den Teufel in Gestalt des Oberaufsehers Spike treten.
    Selbst Fuller, der hartgesottene Killer, erschrak zutiefst, als er die nasse Gestalt sah. Spike wurde im Knast auch der Schinder genannt, seine breiten Schultern »verschwammen« im Regen. Nur seine Augen leuchteten heller in dem dunklen Bartschattengesicht. Fuller hätte auch den Kampf mit ihm aufgenommen, aber Spike hielt ein Gewehr in den Händen, dessen Mündung auf Fuller zielte.
    Fast lässig kam er näher. Um nicht zu stark gegen den Sturm anbrüllen zu müssen, blieb er einen Schritt vor dem Ausbrecher stehen. Scharf grinste er. »Ich habe es mir gedacht, Fuller. Ich habe mir gedacht, daß du so schlau sein würdest, den anderen ein Schnippchen zu schlagen. Aber ich kenne dich eben, und ich habe dir immer gesagt, daß ich um eine Idee schlauer bin. Sie reicht aus, um dich zu packen, Fuller. Sie reicht immer aus.«
    Fuller hob die Arme in Schulterhöhe. Er gab seinen Körper damit frei. »Hör zu, Spike, ich will dir einen Vorschlag machen…«
    »Schnauze!« Der Schinder stieß zu.
    Tief bohrte sich die Waffenmündung in Fullers Magen. Der Ausbrecher würgte, ihm wurde schwarz vor Augen, und er merkte nicht, wie er nach hinten kippte und in den nassen Sand fiel.
    Sein Bauch explodierte. Die heißen Stöße drangen noch bis in das Gehirn. Er schnappte verzweifelt nach Luft – wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen, dann brüllte er, als er Spikes Fußtritt spürte, der ihn an der Hüfte traf, so daß er sich überrollte und mit dem Gesicht zuerst durch den nassen Sand schleifte.
    Einen weiteren Tritt würde er nicht mehr verkraften können.
    Wenn er sich wehren wollte, dann jetzt.
    Fuller lag günstig. Seine Hand kroch unter die nasse Jacke. Die Finger fanden den Holzgriff des Messers.
    »Steh auf, du Hund!«
    Spike hatte seinen Spaß. Er wollte quälen, dafür war er bekannt. Er würde Fuller fertigmachen, jetzt, wo sie beide endlich allein waren.
    »Kannst du nicht?«
    »Doch, doch!« würgte der Ausbrecher, der auch an die anderen Häscher dachte.
    Er schaffte es, auf die Knie zu kommen, die Hände auf den Bauch gepreßt, aber eine unter die Jacke geschoben, wo sie den Griff der Stichwaffe umklammerte.
    Spike stand vor ihm. Breitbeinig und überheblich, das Funkeln in den Augen ließ auf Sadismus schließen.
    Fuller kniete vor ihm wie ein Bittsteller. Er sah, daß der Gewehrlauf schräg an ihm vorbei zu Boden wies. Seine Chance.
    Plötzlich riß er die Waffe hervor. Aus der Faust schaute etwas Blitzendes hervor. Im nächsten Augenblick nicht mehr, da war der Gegenstand in Spikes Körper verschwunden.
    Der schwere Mann stand für einen Moment unbeweglich. Bis ihn eine Bö traf.
    Es war Zufall, daß sie genau in dem Augenblick heranwehte, als der Aufseher kippte.
    Er schlug so schwer in den Sand, als hätte man ihm die Beine unter dem Körper weggeschlagen. Aus seinem Mund quoll Blut, die Augen zeigten den Blick eines Sterbenden.
    »Du… du …!« keuchte Fuller. Mehr bekam er nicht hervor. Vergessen waren die Schmerzen, er spürte den grellen Triumph in sich.
    Er hatte das lebende Hindernis förmlich aus dem Weg geräumt, bevor es Hilfe bekam.
    Die folgenden Handlungen geschahen bei ihm wie in Trance. Er hätte anschließend nicht sagen können, wie es ihm gelungen war, das Boot ins Wasser zu bekommen, aber er schaffte es und schwang sich
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