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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon
Autoren: Jason Dark
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modern eingerichtet. Wie eine Sehende stand das Mädchen am Herd und hantierte dort. Das Wasser war tatsächlich heiß geworden. Dampf Schwaden quollen aus dem Kessel, ein leises Pfeifen ertönte, als der Druck das Ventil öffnete.
    Melu hatte ihre Jacke ausgezogen. Jetzt trug sie einen grasgrünen Pullover mit Rollkragen als Oberteil. Als sie nach dem Kessel griff, war ihr Fuller behilflich. »Warte, ich gieße mir selbst ein.«
    »Gut.«
    Er vermischte Wasser mit Rum, zwei Drittel Rum, ein Drittel Wasser. Dann nahm er noch ein Stück Kandiszucker aus der bunten Dose.
    Melusine de Lacre war zurückgegangen und lehnte am Herd. Sie schaute ihn aus ihren blassen, grauen Augen an, die so tot wie Fischhaut wirkten, ohne ihn sehen zu können.
    Der Ausbrecher trank die ersten Schlucke, verbrannte sich die Lippen und fluchte dabei.
    »Zu heiß?«
    »Etwas.«
    »Laß ihn abkühlen.«
    »Das mache ich auch.« Fuller stellte das Glas zur Seite. »Hast du Zigaretten?«
    »Ja, im Wohnraum. Auf dem Tisch steht ein Holzkästchen. Dort müssen welche sein.«
    »Okay.« Er verließ den Raum und hörte, wie Melu ihm folgte. Dabei überlegte Fuller, wie es weitergehen sollte. Er mußte unbedingt telefonieren, aber er wollte nichts übers Knie brechen und zunächst einmal abwarten.
    Die Zigaretten lagen tatsächlich im Kasten. Feuer fand er ebenfalls, riß die Banderole ab und klemmte sich das Stäbchen zwischen die Lippen. Rauchend drehte er sich um.
    Melu stand in der offenen Tür, eine Hand gegen den Rahmen gestützt. Sie schaute genau in die Sonne, die schräg durch das große Fenster fiel und ihr Gesicht in einem blassen Glanz erstrahlen ließ.
    Der Knast hatte Fuller auch sensibel gemacht. Die Kleine hatte etwas auf dem Herzen, das spürte er. »Ist was los mit dir?« fragte er schleppend langsam.
    »Ja…«, dehnte sie.
    »Und was, bitte?«
    »Ich möchte mich bei dir entschuldigen, denn ich habe dir vorhin nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
    Sofort sprang ihn das Mißtrauen an. »Was ist denn noch?« fragte er leise.
    Melu leckte über ihre Lippen. »Es ist schwer zu erklären, Brian, glaube mir.«
    »Versuche es trotzdem.«
    »Also gut. Ich bin zwar allein im Haus, aber ich bin es trotzdem nicht, wenn du verstehst.«
    »Nein.«
    »Meine Eltern sind noch hier.«
    Eine kleine Pause entstand. Der Ausbrecher duckte sich zusammen. »Was hast du da gesagt? Deine Eltern sind noch hier?«
    »Ja.«
    »Wo denn?«
    »Unten, Brian. Ich… ich habe doch von dem Gewölbe gesprochen, weißt du noch?«
    »Sicher.«
    »Da sind sie. Aber sie leben nicht mehr. Sie liegen dort als Tote…«
    ***
    Kennen Sie den Begriff Jetlag?
    Ich kannte ihn, hatte mal davon gelesen und mich des öfteren amüsiert, wenn gestreßte oder angeblich gestreßte Personen sich über den Jetlag beschwerten, diese nicht richtig faßbare Krankheit, die nach langen Flügen auftritt, bei denen Zeitzonen überschritten werden.
    Früher hatte man gesagt, man ist etwas von der Rolle, man fühlt sich kaputt und so weiter. In der heutigen Zeit hatte man den Begriff Jetlag gefunden.
    Also quälte mich der Jetlag, denn die Reise aus der tiefsten Mongolei zurück nach England saß mir doch in den Knochen und hatte mich ziemlich mitgenommen.
    Mir fehlte es an Schlaf, ich war nicht ins Büro gegangen und hatte nur mit Sir James telefoniert und ihm erklärt, daß die Gefahr der Killer-Blasen zunächst einmal aus der Welt geschaffen worden und auch mit Boris Belzik nicht mehr zu rechnen war. [1]
    Dieses letzte Abenteuer, das wir in Rußland und der Mongolei erlebt hatten war schlimm gewesen. Es hatte uns alles abgefordert und wäre fast schiefgelaufen.
    Viel Glück hatte auch unser russischer Freund Wladimir Golenkow gehabt. Er war von einer Kugel getroffen worden und lag noch in einem Krankenhaus, wo er auf seine endgültige Genesung wartete. Ich hatte ihn vom Ausgang des Falls unterrichtet und durch die Leitung sein zufriedenes Aufstöhnen gehört.
    Etwas Neues lag nicht an. Suko und ich wollten einige Tage ausspannen, aber ich hockte statt dessen in einem kleinen Café und rührte die braune Brühe um, ohne daß ich Zucker hineingetan hätte.
    Ich wartete auf jemand, auf eine blonde Frau, die einmal eine Hexe gewesen war – Jane Collins.
    Pünktlich um zehn Uhr morgens wollte sie erscheinen, jetzt war die Zeit bereits um fünf Minuten überschritten, und ich saß noch immer allein am Tisch.
    Der Laden war zur Hälfte besucht. Ein ziemlich enger Schlauch, was nicht weiter störte,
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