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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon
Autoren: Jason Dark
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woanders. Wenn er sich bei der Kleinen verstecken konnte, war schon eines erreicht. Sie hatte Telefon, er konnte verschiedene Personen anrufen, besonders Loraine würde sich wundern, wenn er mit ihr sprach. Er hatte ihr versprochen, sich zu melden. Wahrscheinlich dachte sie auch daran, daß er die Flucht nicht überstanden hatte, bei dem Orkan kein Wunder, aber da irrte sie sich. Einige Typen sollten sich irren, denn er war wieder da, und es standen einige Rechnungen verdammt weit offen.
    Die Birken hatten ihr Laub verloren. Durch die Lücken der Zweige schaute er nach rechts. Dort schimmerte tatsächlich wie bleiches Knochengebein die Fassade eines Hauses. Es war an den Hang gebaut worden. Um hochzukommen, mußten beide eine breite Steintreppe benutzen, die in den Hang hineingeschlagen worden war.
    »Ich sehe das Haus«, sagte Fuller und ging langsamer.
    »Auch die Treppe?«
    »Ja.«
    »Da müssen wir dann hoch. Wir werden das Haus an der Seite betreten, es ist der offizielle Eingang.«
    »Zu groß ist es dir nicht?«
    »Nein, ich fühle mich dort wohl. Ich lebe einfach, aber ich bin frei, Brian.«
    »Das glaube ich dir. Wie sieht es denn mit Freunden aus? Bekommst du oft Besuch?«
    »Manchmal schon. Im Sommer mehr als im Winter. Viele meiner Bekannten besitzen noch Wohnungen in den Städten, in die sie sich zurückziehen. Sie sind am Wochenende öfter in den Häusern.«
    »Kann ich mir denken.«
    Ein Tor gab es nicht. Sie konnten direkt vom Strand aus die Treppe betreten, und Brian Fuller führte das blinde Mädchen behutsam die Stufen hoch, was eigentlich nicht nötig war, denn Melu bewegte sich so sicher wie eine Sehende.
    Die Treppe endete in einem Garten, der winterliche Farben zeigte.
    Nichts blühte mehr, er war in einen sehr tiefen Schlaf gefallen. Die Gewächse boten einen traurigen Anblick.
    Der Sturm der vergangenen Nacht hatte auch an der Küste seine Spuren hinterlassen. Er war wie ein böses Tier über die Natur hergefallen und hatte wütend an den Bäumen gerüttelt, wobei es nicht allen Zweigen gelungen war, seiner Kraft standzuhalten. Viele waren abgerissen worden und verteilten sich auf dem Boden.
    Brian Fuller führte die Blinde um die Hindernisse herum und zur rechten Seite des Hauses, wo sich der Eingang befand.
    Die Holztür war stabil gebaut worden. Vor ihr befand sich noch ein Windfang aus ebenfalls dicken Holzbohlen. Verschlossen war der Eingang nicht, was Fuller wunderte. »Läßt du die Haustür immer offen?«
    »Ja.« Melu drehte sich ihm zu. »Hier stiehlt niemand etwas. Ich kenne die Menschen doch.«
    »Mich auch?«
    »Nein.«
    »Dennoch vertraust du mir?«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Lippen des Mädchens.
    »Ich stehe den Menschen eben positiv gegenüber. Das ist es, was ich meine. Bisher bin ich damit gut gefahren.«
    »So macht jeder seine Erfahrungen.«
    »Siehst du es anders?«
    »Manchmal, Lady.« Fuller drückte ihr die Tür auf, aber Melu betrat das Haus noch nicht. Sie drehte sich herum und horchte in Richtung Wasser.
    »Was ist denn?«
    Gespreizte Finger schaufelten das Haar zurück. »Sturmwind kehrt zurück«, erklärte sie.
    »Das kannst du hören?«
    »Ja, meine anderen Sinne sind sehr geschärft worden. Die Natur findet immer wieder einen Ausgleich.«
    »Das merke ich mittlerweile auch.« Erst jetzt vernahm Fuller den klopfenden Hufschlag und sah dann den Körper des Hengstes am Strand erscheinen.
    Im Haus schaute sich Fuller sofort um. Sein altes Mißtrauen überfiel ihn schlagartig. Die rechte Hand lag auf dem Griff des Mordmessers, aber er hörte kein verdächtiges Geräusch. Melu hatte ihn verlassen und war in einem Flur verschwunden, während Brian im großzügigen Wohnraum stand, wo er den gemauerten Kamin sah, die schweren Möbel davor, die Regale und Anrichten.
    Alles wirkte so kräftig, als sollte es für Jahrhunderte bestehen.
    »Wo bist du?« rief er.
    »In der Küche.«
    »Okay, was tust du dort?«
    »Ich koche uns zunächst einen Kaffee. Wenn du willst, kannst du dich schon ausziehen.«
    Fuller lachte. Hätte ihm das eine andere gesagt, er wäre aus seinen Kleidern geflogen, aber eine Blinde…?
    »Und dann?«
    »Gehst du am besten heiß duschen. Oder soll ich dir einen Grog zubereiten?«
    »Am besten beides.«
    »Wenn du kommst, kannst du den Grog schon trinken. Das Wasser ist bereits heiß.«
    »Okay.« Fuller suchte den Weg in die Küche. Die Tür stand offen.
    Der Küchenraum selbst lag auf der linken Seite des schmalen Flurs.
    Sie war
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