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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel
Autoren: Andre Caroff
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hier bin, ist es nur allzu natürlich, daß sich die Herren ein wenig für mich interessieren. Gustav Jensen betrachtet angelegentlich meine Beine, Dr. Montanelli sieht mich mit seinen Samtaugen an, Piwnjew und Cramer zwinkern mir zu, und sogar Ino Mitsubishi schien recht angetan davon zu sein, als ich ihn ins Bett brachte. Das ist natürlich. Ich bin da, und sie haben nichts zu tun. Das will aber nicht heißen, daß einer von ihnen verliebt ist.“
    Dr. Tauern lächelte. „Sie sind zu bescheiden, Mademoiselle. Ich weiß, daß Saturn Ihnen gegenüber große Leidenschaft empfindet. Nun, wir werden ja sehen, wie es weitergeht. Nun wollen Sie mich bitte entschuldigen, es ist bald neunzehn Uhr. Ich muß nachsehen, ob Martha nicht auf unser Abendessen vergißt …“
    Er ging zur Küche, ein wenig gebeugt, mit schleppenden Schritten. Nun zeigte sich sein Alter; er sah sehr müde aus.
     

     

Um neunzehn Uhr zwei Minuten erschien die Bridgepartie wieder im Wohnzimmer, aber ohne Indro Montanelli.
    „Ist das Spiel schon zu Ende?“ fragte Berger.
    „Montanelli ist unbrauchbar!“ rief Cramer verärgert. „Und es ist einfach unmöglich, ernsthaft zu spielen, wenn der Partner an etwas anderes denkt! Entschuldigen Sie mich, ich gehe mir die Hände waschen.“
    Er ging zu den Toiletten, und Jensen sagte: „Er ist wütend, weil er verloren hat, aber er hat recht, mit Montanelli kann man nicht spielen. Wo ist Tauern?“
    „In der Küche bei Martha“, sagte Elisabeth. „Er kümmert sich um das Abendessen. Apropos, ich muß unseren Kranken fragen, ob er Hunger hat.“
    Sie erhob sich, und Berger folgte ihr. „Ich komme mit Ihnen.“
    Sie gingen in den ersten Stock, und Cramer, Jensen und Piwnjew blieben im Wohnzimmer zurück.
    Das Zimmer des Japaners befand sich gleich neben der Treppe.
    Elisabeth klopfte leise, und als sie keine Antwort erhielt, etwas stärker.
    „Vielleicht schläft er“, meinte Berger halblaut.
    Elisabeth machte die Tür einen Spalt auf und warf einen Blick in das halbdunkle Zimmer. Mitsubishi lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Nacken verschränkt, und atmete leise und regelmäßig.
    „Wir wollen ihn nicht wecken“, sagte sie zu Berger und schloß die Tür wieder. „Wir werden später noch einmal nachsehen, ob er etwas braucht.“
    Berger zog sie ans Ende des Korridors. „Was halten Sie von Saturn?“
    „Ich finde, Dr. Tauern hat die Grenzen des guten Geschmacks überschritten, als er die Leiche dieses unglücklichen Bergsteigers zu wissenschaftlichen Zwecken verwendete. Der Mann hatte sicherlich Familie und Verwandte …“
    „In Ordnung“, pflichtete ihr Berger bei. „Sobald wir können, werden wir der Polizei Mitteilung machen. Abgesehen davon finde ich seinen lebenden Roboter einfach umwerfend. Man sagt doch, daß die Frauen einen sechsten Sinn besitzen. Nun, hat Ihrer funktioniert?“
    „Nein, ich habe keine Ahnung. Es wäre nur natürlich, daß Saturn weniger widerstandsfähig als Sie und ich ist. Daß er sich in gewissen Abständen ausruhen muß. In diesem Fall wäre vielleicht Misubishi der beste Kandidat …“
    Sie waren am Ende des Ganges angelangt, und Berger zeigte überrascht auf eine schmale Treppe, die zur Rückseite des Gebäudes hinunterlief, und die Elisabeths Zimmer fast gegenüberlag.
    „Seltsam, das habe ich noch gar nicht bemerkt!“ meinte Elisabeth überrascht.
    „Kein Wunder, auf diesem dunklen Korridor. Kommen Sie, wir wollen sehen, wo die Treppe hinführt.“
    Vorsichtig stiegen sie die schmalen Stufen hinab, die mit einem Teppich belegt waren. Ihre Schritte machten kein Geräusch. Plötzlich war die Treppe zu Ende, und sie standen einer Tür gegenüber.
    „Vielleicht sollten wir nicht indiskret sein“, flüsterte Elisabeth.
    Berger hob die Schultern. „Ich denke, daß Tauern seine Laboratorien verschlossen hält. Wenn die Tür verschlossen ist, gehen wir wieder hinauf, basta.“
    Er drehte den Türknauf, stieß die Tür auf, und schaute in die weit aufgerissenen Augen Montanellis. Der Italiener hielt ein Buch auf den Knien.
    „Du lieber Himmel, haben Sie mich erschreckt!“ rief er. „Ich dachte, das wäre ein Wandschrank. Woher kommen Sie denn?“
    „Aus dem ersten Stock“, sagte Berger. „Von Mitsubishi. Er schlaft.“
    Es gab noch zwei Türen in der Bibliothek. Eine davon führte ins Wohnzimmer, und Berger sah Piwnjew am Tisch sitzen. Jensen und Cramer waren nicht zu sehen.
    Montanelli saß in einem Fauteuil, nicht weit vom Spieltisch
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