Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wenn ich mir das Bild einmal anschaue.«
    »Das meine ich auch.« Er winkte dem Keeper und beglich die Rechnung. Wir verließen den Pub und traten hinaus in den feuchtkalten Dezembertag, der überhaupt nichts Freundliches besaß, abgesehen von der Weihnachtsreklame und den bunten Lichtern.
    »Müssen wir mit dem Wagen fahren?« erkundigte ich mich.
    »Nein, ich wohne hier gleich gegenüber.« Er deutete schräg auf die andere Straßenseite, wo die alten Häuser standen, verziert mit Dachgauben, kleinen Erkern und hohen, viereckigen Fenstern, hinter denen hin und wieder weihnachtlicher Schmuck in Form von Tannengrün zu sehen war oder an die Scheibe geklebter Glitzerkram.
    Ich hatte mein Fenster nicht geschmückt, Drake auch nicht. Er wohnte in der letzten Etage, direkt unter dem Dach, wie er mir sagte. Da sahen die Scheiben grau aus.
    Vor der Haustür zögerte er und stellte den Mantelkragen hoch.
    »Fürchten Sie sich?« fragte ich.
    Er nickte. »Etwas schon.«
    »Ich möchte trotzdem, daß Sie bei mir bleiben, Mr. Drake. Sie können mir alles erklären.«
    »Das… das versuche ich.« Seine Stimme zitterte ebenso wie der Schlüssel in seiner Hand, und er hatte Mühe, den schmalen Schlitz des Türschlosses zu finden.
    Die Tür ließ sich nur schwer aufdrücken. Ein Flur mit Kachelwänden nahm uns auf. Die Treppe blitzte. Sie bestand aus rotbraunen Steinen und wurde jeden Tag geputzt, wie mir Drake erklärte. »Hier wohnen wirklich nur anständige Menschen, kein Pack.«
    »Was verstehen Sie als Pack?«
    »Asylanten und so.«
    Ich hielt ihn an der Schulter fest. »Das möchte ich überhört haben, Meister.«
    »Ja, ich habe das auch nur so gemeint.«
    »Dann gehen Sie weiter.«
    Ich stiefelte kopfschüttelnd hinter ihm her. Wenn ich Menschen nicht mochte, dann waren es welche, die andere wegen derer Hautfarbe beleidigten. Das gehörte sich einfach nicht. Jeder hatte das Recht, auf dieser Welt zu leben. Und die Reichen mußten den Armen nun mal etwas abgeben.
    Durch seine Bemerkung war mir Drake noch unsympathischer geworden. Nur konnte ich mir meine Gesprächspartner nicht aussuchen. Ich mußte meinen Job tun.
    »Einen Fahrstuhl haben sie hier nicht einbauen wollen. Man muß den Weg immer zu Fuß nehmen«, beschwerte sich Drake.
    »Ist auch gesünder.«
    Er schnaufte noch immer, als wir vor der Tür zu seiner Wohnung standen. Zwei Parteien lebten hier oben. Durch zwei runde Fenster sickerte Tageslicht auf den Steinboden.
    »Soll ich?«
    Ich nickte Drake zu. »Bitte, wir sind ja nicht gekommen, um im Flur zu bleiben.«
    »Sie haben vielleicht Humor, aber Ihnen hat man auch nicht gedroht, wie ich finde.«
    Ich hob die Schultern. »Was meinen Sie, Mr. Drake, wie viele Drohungen ich schon bekommen habe.«
    »Mir reicht eine.«
    Er schloß die Tür vorsichtig auf, während ich durch die Geländerlücke in den Treppenschacht blickte, um nachzuschauen, ob uns vielleicht jemand gefolgt war.
    Wir befanden uns allein im Flur. Aus der Wohnung drang eine muffige Wärme. Die Räume waren überheizt. Sie erschienen mir ziemlich groß. Die einzelnen Zimmertüren zweigten von der Diele ab. Vier zählte ich. Für eine Person ziemlich viel, hier hätte er besser eine Familie mit Kindern untergebracht.
    »Ich darf vorgehen?«
    »Darum bitte ich.«
    Er ging auf den Wohnraum zu und schlich wie jemand, der einen Verfolger im Nacken spürte. Dabei war ich ziemlich harmlos. Aus Neugierde warf ich einen Blick ins Bad, dessen Tür ein wenig offenstand.
    Es war schwarz gekachelt. Die hinter Glas steckenden Poster nackter, junger Männer bewiesen mir, welche Vorlieben dieser Lional Drake besaß. Mir war es egal, wie jeder sein Leben einrichtete. Ich hatte es gelernt, tolerant zu sein.
    Drake wartete auf mich im Wohnraum mit ausgebreiteten Armen.
    »Hier fühle ich mich wohl.«
    Ich ging nickend über die Schwelle. Mein Geschmack waren die schwarzen Möbel nicht. Es fehlte einfach die Kontrastfarbe dazu, der Glastisch war es nicht.
    Dafür das Bild.
    Es hing an der linken Wand, besaß einen pechschwarzen Lackrahmen und war vom Motiv her ansonsten ziemlich grell und bunt.
    »Darum geht es, nicht wahr?«
    »Klar, Mr. Sinclair. Treten Sie ruhig näher heran und nehmen Sie es unter die Lupe.«
    Das tat ich zwar nicht, aber ich schaute schon genau hin. Zu erkennen war nicht viel. Ein Wirrwarr ziemlich düsterer Farben, kreisförmig auf die Leinwand gebracht. Doch das Bild besaß auch einen Mittelpunkt. Ich entdeckte dort eine eckige Geometrie. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher