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0614 - Werwolf-Begräbnis

0614 - Werwolf-Begräbnis

Titel: 0614 - Werwolf-Begräbnis
Autoren: Jason Dark
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aus seinen kalten, gelblichgrünen Raubtieraugen ins Gesicht.
    Wie bestellt erhellte sich plötzlich die gesamte Szenerie. Nicht durch den Schein einer Lampe, am Himmel erschien eine natürliche Leuchte, der Mond.
    Er war voll und rund, stand dort als blasses Auge und wob seinen bleichen Schein dem Erdboden entgegen.
    Auf dem unheimlichen Friedhof vereinigten sich Licht und Schatten zu verwirrenden Mustern, was natürlich dem Werwolf gefiel, denn der Mond war die Quelle seiner Kraft.
    Er hob seinen Kopf an und streckte ihn der runden Scheibe entgegen, um soviel Licht wie möglich zu tanken. Ich konnte ihn genau erkennen und bekam auch mit, daß der Mond seinen Schein über das Fell der Bestie schickte und es mit einem silbrigen Flimmer umgab.
    Hinter mir nahm die Frau eine kniende Haltung ein und drückte mir ihre Hände auf den Kopf. Ich hörte ihre Stimme. Flüsternd gab sie mir das Rätsel der Insel preis.
    »So wie es vor Urzeiten einmal war, wird es jetzt auch wieder sein. Der Mond verstreut seine Kraft. Die Wölfe sind überall auf der Welt. In der Gegenwart und in der Vergangenheit, die oft nicht gestorben, sondern nur verschwunden ist, wie diese Insel. Aber es sind Kräfte am Werk, die alles hervorholen werden. Und über allen steht der mächtige Götterwolf mit seinem Schatten.«
    »Fenris?«
    »Ja, der Urwolf, der noch vor den Menschen war. Du kennst es vielleicht nicht. Bevor es die Menschen gab, da waren schon die Wölfe, Sinclair. Sie sind mächtig, sie haben ihre Macht ausgeweitet, und niemand ist in der Lage, sie zu stoppen. Niemand – hast du verstanden?« Sie umfaßte meinen Kopf dermaßen hart, als wäre er eine Schale, die sie nur zu zerdrücken brauchte.
    »Was wird auf dieser Insel geschehen?« flüsterte ich mit staubtrockener Stimme.
    »Sie ist sehr wichtig für die Zukunft, Sinclair. Sie wird wieder hervorgeholt werden, um den Wölfen eine Zufluchtsstätte zu geben. Sie müssen einen Platz haben, um sich versammeln zu können. Deshalb haben wir sie auch aus der Vergangenheit geholt. Aci, ein mächtiger Zauberer und Schamane, hat dies geschafft.«
    »Wird auch der Götterwolf dieser Insel einen Besuch abstatten?«
    »Das hoffen wir. Er und all die anderen, die wir zu unseren Brüdern und Schwestern zählen.«
    »Bist du denn ebenfalls ein Werwolf, Raphaela?«
    »Nein, John, ich bin noch nicht soweit. Ich bin noch zu schwach. Gleich werde ich Aci bitten, mich in eine Wölfin zu verwandeln. Dann bin ich endlich aufgenommen in diesen wunderbaren Kreis.«
    Nach dieser Erklärung nahm sie ihre Hände von meinem Kopf weg und stemmte sich in die Höhe.
    Auch der Werwolf blieb nicht mehr sitzen. Er stellte sich aufrecht, drehte den Kopf, öffnete sein Maul und richtete die Schnauze gegen den bleichen Mond.
    Plötzlich aber sprang er zurück. Eine Pfote huschte dicht an meinem Gesicht vorbei und hätte mir fast noch die Stirn aufgerissen. Ich hörte das warnende Knurren, das von Raphaela verstanden wurde und für sie wie eine Botschaft klang.
    »Gefahr!« rief sie, drehte sich auf der Stelle und wandte sich an die drei Männer. »Los, sucht sie, seht zu, daß…«
    »Keine Bewegung mehr!« schrillte eine Stimme aus dem schattigen Dunkel. »Ich habe euch im Visier!«
    Ich war wehrlos und glaubte, meinen Ohren nicht trauen zu können. Denn die Frau, die den Befehl gerufen hatte, war keine geringere als Glenda Perkins…
    ***
    Glenda wußte, daß alles schiefgehen konnte. Die Situation stand auf des Messers Schneide, und es kam ganz allein auf sie an, wie sie damit fertig wurde.
    Sie hatte John Sinclairs Waffen gefunden, sich das Kreuz um den Hals gehängt, die Beretta in die linke und den Dolch in die rechte Hand genommen.
    So erschien sie aus dem Dunkel wie ein rächender Geist. Ich konnte sie gut erkennen, sah das Zucken ihrer Mundwinkel – wahrscheinlich weinte sie. Und ich versuchte trotz meiner bescheidenen Lage so etwas wie ein Lächeln.
    Aci, der Werwolf, seine Helferin Raphaela und die drei Männer, hatten sich tatsächlich nicht gerührt. Jetzt aber erkannten sie, wer da gekommen war, daß es nur eine Frau war, die zudem als Gefangene galt und die über sich selbst hinausgewachsen war.
    Raphaela fand als erste die Sprache wieder. »Das darf doch nicht wahr sein!« keuchte sie. »Nein, das ist unmöglich! Willst du es wirklich versuchen?«
    »Ja.«
    »Hast du dich nicht übernommen?« Sie lachte, während der Werwolf ein drohendes Knurren von sich gab, aber nicht eingriff, weil er sicherlich die
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