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0610 - Die Macht der Schlange

0610 - Die Macht der Schlange

Titel: 0610 - Die Macht der Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch Abkürzungen nutzen, die mit einem Wagen nicht befahrbar waren. Ohne die Skates wäre sie eine Ewigkeit lang unterwegs gewesen.
    Franco öffnete auf ihr Klingeln sofort.
    Er trug einen schwarzen Mantel mit einem ebenfalls schwarzen Gürtel. Seine typische Hauskleidung.
    In Herzhöhe war ein goldener Drudenfuß auf den Mantelstoff gestickt. Franco hatte sich die Augenbrauen rechts und links teilweise wegrasiert und die verbliebenen Härchen lang wachsen lassen, um sie in Form zu bringen, damit sie so nach schräg oben abstanden. Das gab ihm ein etwas diabolisches Aussehen.
    Er umarmte und küßte die junge Frau zur Begrüßung.
    »Schön, daß du da bist«, sagte er. »Wie war dein Tag?«
    »Schön-scheußlich«, erwiderte sie.
    »Sonnig und zum Wohlfühlen. Und bei dir?«
    »Eine negative magische Konstellation«, behauptete er. »Ich werde meinen Boß mit einem Schadzauber bedenken müssen. Er hat mir gekündigt. Angeblich wirft die Firma nicht mehr genug Gewinn ab. Also müssen drei von zehn Leuten gehen. Ich werde ihn so verzaubern, daß er einen anderen feuert und nicht mich. Was hast du da?«
    Während er sprach, hatte sie die Rollerblades abgeschnallt.
    Jetzt hielt sie ihm das kleine Paket entgegen.
    »Vielleicht gefällt es dir«, sagte sie.
    »Es schlängelte sich mir hinterdrein und raunte, es wolle sich bei dir dauerhaft einquartieren und benötige mich zur Wegweisung. Da habe ich’s einfach mitgebracht.«
    Er lachte und hob die spitzen Brauen.
    »Schlängelte?«
    Diesmal küßte er sie wesentlich nachdrücklicher als zuvor, ehe er damit begann, die Geschenkverpackung aufzureißen.
    Während er damit beschäftigt war, die Drachenschlange zu befreien, tänzelte Dany durch sein kleines Wohnzimmer und befreite Korkenzieher und Weingläser aus dem Schrank.
    Franco lächelte.
    »Dafür gibt es doch dienstbare Geister, denen ich gebiete«, sagte er.
    Sie schmiegte sich an ihn, und diesmal war sie es, die ihn mit Küssen bedachte.
    »Gefällt sie dir?« fragte sie dann und wies auf die Schlangenskulptur. »Müßte eigentlich gut in deine Sammlung von Abstrusitäten passen, nicht wahr?«
    »In der Tat, sie gefällt mir. Aber… du gefällst mir noch besser.«
    »Du willst mich doch wohl nicht auch deiner Sammlung einverleiben?«
    Er lachte leise und küßte ihre Stirn.
    »Du gehörst doch schon längst dazu«, sagte er. »Aber nicht zu den Skurrilitäten, sondern zu der anderen Sammlung.«
    »Als wievieltes Stück?« wollte sie wissen, während sie sich weiter an ihn schmiegte.
    »Als erstes, einziges und letztes«, versicherte er.
    »Warte einen Moment.«
    Er löste sich aus ihren Armen, dann schwebten seine Hände über der Weinflasche und bewegten sich hin und her, und dabei schien er auch lautlose Wörter zu flüstern. Total überrascht sah Dany, wie sich der Korken der Flasche löste. Wie von selbst.
    Dann schwebte die Flasche über den Gläsern, die sich mit Wein füllten.
    »Wie machst du das?« stieß sie hervor. »Das ist doch nicht echt, oder? Du hast mich hypnotisiert oder sonstwas gemacht. Du weißt, ich mag das nicht!«
    »Es ist echt«, sagte er. »Es ist mir endlich gelungen, die Geister in meinen Bann zu zwingen. Es geht, Dany!«
    »Verrückt«, flüsterte sie andächtig. »Ich glaub’ das nicht. Das ist doch nur ein Spleen, ein Tick, eine…«
    »Eine Verrücktheit? Es ist mehr. Ich habe immer geforscht, Dany, und jetzt weiß ich es. Jetzt spüre ich es. Es gibt Magie, und ich kann sie beherrschen. Ich zwinge die Geister, mir zu dienen.«
    »Das ist unheimlich«, sagte sie.
    »Ja, in Ordnung. Ich werde es in deiner Gegenwart nicht mehr tun, wenn es dich so erschreckt.«
    »Oh, es erschreckt mich nicht, Franco. Es ist mir nur… nur unheimlich eben. So unnatürlich. Ich bin es gewohnt, daß sich Dinge nur bewegen, wenn sie von Menschenhand bewegt werden. Oder von Maschinen.«
    »Nun erweitert sich das Spektrum auf Geister.« Er lächelte.
    »Wie gesagt, ich lasse es, wenn du es nicht willst. Trinkst du den Wein trotzdem mit mir?«
    Er reichte ihr das Glas mit eigener Hand. Sie ergriff es.
    »Auf dich«, sagte er, »und auf unsere Zukunft, in der wir uns noch viele Geschenke machen können. So viele, wie es sie im Universum gibt. Ich danke dir, Dany.«
    ***
    Als Dany kurz mal auf die Toilette mußte, betrachtete sich Franco ihr Geschenk mal etwas genauer.
    So etwas wie diese Skulptur hatte er noch nie zuvor gesehen.
    Sie schien aus einem Stück geformt zu sein, nur konnte er das Material nicht
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