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0610 - Die Macht der Schlange

0610 - Die Macht der Schlange

Titel: 0610 - Die Macht der Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die USA zurückgekehrt war, hatte Martinez deshalb alle Fäden gezogen - und es schließlich geschafft.
    Er war zwar immer noch Kubaner, aber er durfte in Florida leben. Und Sarasota gefiel ihm auch. Nicht so hektisch wie die Städte an der Ostküste, aber auch nicht so provinziell wie die Dörfer im Binnenland.
    Vor allem konnte er hier ungestörter mit Drogen handeln!
    An Floridas Westküste saßen die Kolumbianer noch nicht so fest im Sattel wie drüben in Miami und den benachbarten Städten. Deshalb sah auch die Polizei noch nicht in jedem, der nicht weiß war, gleich einen potentiellen Dealer.
    Zusätzlich half Martinez seine recht helle Haut, die er seiner Mutter verdankte.
    Wie auch immer, wirklich einfach hatte er es trotzdem nicht.
    Eine geregelte Arbeit gab man ihm nicht, nur Gelegenheitsjobs, denn wenn er sich bewarb, mußte er ja seinen Paß vorlegen, und nach dem war er immer noch Kubaner.
    Niemand war sein Freund, alle wollten für jede Gefälligkeit etwas von ihm haben.
    Deshalb war er auch so mißtrauisch. Es gefiel ihm nicht, daß dieser Inder ihm die Figur regelrecht aufgedrängt hatte.
    Dabei hatte er sich nur einmal kurz im Laden umschauen wollen. Man mußte ja wissen, mit wem man es in der Straße zu tun hatte, ob die Leute in Ordnung waren und auch mal in eine andere Richtung schauten, wenn es Ärger gab.
    Der Inder war neu hier. Martinez kannte ihn nicht.
    Und dann gleich das Geschenk…
    Nun, gebrauchen konnte er es durchaus. Sicher war es innen hohl, und man konnte es mit Rauschgift füllen.
    Eingehend untersuchte er die Figur. Er fand keine Öffnung, aber das war nicht weiter schlimm. Die konnte man ja schaffen.
    Also setzte er die Bohrmaschine an…
    ***
    Bis nach Homestead waren es nur ein paar Meilen, aber der Inder hatte den 27.000-Seelen-Ort inzwischen verlassen.
    Zumindest war er nirgendwo mehr in den Straßen aus findig zu machen, auch nicht sein ›fliegender Teppich‹, wie Monica es genannt hatte, oder sein Trödelkram.
    Und Anwohner, die sie befragte, konnten sich nicht mal erinnern, ihn überhaupt vor ihren Häusern auf dem Gehsteig gesehen zu haben.
    Monica nannte die Uhrzeit - ohne Resultat. Es schien den ›Guru‹ überhaupt nicht gegeben zu haben.
    Ein Patrol Car rollte vorbei, und Uschi hielt die Streife an.
    Der Wagen war mit zwei Polizisten besetzt, die sich aber auch nicht erinnern konnten, hier einen fliegenden Händler mit seiner Auslage bemerkt zu haben. Dabei waren sie, wie Officer Paulsen erklärte, im Stunden-Rhythmus hier entlanggefahren.
    Statt dessen interessierten sich die beiden Beamten für den Pajero. Wegen der zerstörten Heckscheibe nämlich. Aber dann krächzte der Polizeifunk und rief die mißtrauischen Ordnungshüter zu einem anderen Einsatzort.
    Nicole zuckte die Achseln und wandte sich wieder den Zwillingen zu.
    »Und jetzt wollen wir mal sehen, was das Amulett zu eurem Guru sagt.«
    Sie setzte wieder die Zeitschau ein. In der Tat war der Inder hiergewesen, und im Drudenfuß-Bild des Amuletts konnte Nicole auch die Zwillinge sehen. Sie beobachtete, wie der Turbanträger Monica die Drachenschlange aufschwatzte.
    Sein Auftauchen und Verschwinden blieben mysteriös.
    Mitsamt seiner Auslage erschien er von einem Moment zum anderen aus dem Nichts, war einfach da, wie hingezaubert.
    Und ebenso verschwand er wieder.
    Licht an - Händler vorhanden, Licht aus - Händler fort!
    Kein Zusammenpacken, kein gemütlicher Aufbruch, nichts.
    Von einer Sekunde zur nächsten war der Platz, an dem sich der Händler mit seinen Waren eben noch befunden hatte, völlig leer.
    Nicole nahm sich die Zeit, auch die Umgebung zu prüfen.
    Der Inder hatte sich sowohl für sein Auftauchen als auch fürs Verschwinden jeweils einen Moment ausgesucht, in dem sich nur wenige Menschen auf der Straße befanden. Niemand hatte etwas bemerkt.
    Hier war also sicher nichts zu machen, eine Verfolgung war ebenso unmöglich wie bei der Figur.
    Interessant war allerdings, daß der Inder auch noch andere junge Leute -Frauen und Männer - beschenkt hatte, ehe er wieder verschwand.
    »Moni, sagtest du nicht, es wäre ein exklusives, handgearbeitetes Einzelstück? Insgesamt hat der Typ aber sieben dieser Skulpturen verschenkt.«
    »Nicht ich sagte es, sondern der Guru«, berichtigte Monica Peters. »Warte mal - sieben Geschenke, und alle identisch? Hm… feststellen, an wen er sie losgeworden ist, das kannst du nicht zufällig?«
    »Könnte ich schon«, seufzte Nicole. »Aber ich müßte jede einzelne
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