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0609 - Tiefsee-Mystik

0609 - Tiefsee-Mystik

Titel: 0609 - Tiefsee-Mystik
Autoren: Jason Dark
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weiter in Richtung Land. Auch hier unten war das Wasser nicht strömungsfrei. Sie packte Suko zwar nicht so fest wie noch vor Minuten, aber sie brachte es fertig, den Sand zu bewegen und immer wieder eine neue Landschaft zu gestalten, deren Aussehen allerdings bei Sturm nie länger als nur Sekunden bleiben würde. Schon jetzt bewegte sie sich unter Suko. Da wurde der Sand aufgewühlt, zu Kreisen gedreht, oder zu langen Schleiern, die dem Chinesen entgegenwehten und ihm die Sicht erschwerten.
    Er schwamm und wühlte sich weiter. Manchmal schleiften die Breitseiten seiner Schwimmflossen über den Boden, und er geriet in einen Fischschwarm aus glitzernden Leibern, bis wieder einer dieser gewaltigen, dunklen Felsen vor ihm erschien und so aussah, als würde er jeden Augenblick über ihm zusammenbrechen. Eine optische Täuschung, denn durch die Bewegungen des Wassers kam ihm auch der Felsen so vor, als würde er in der Flut tanzen.
    Suko behielt seine Richtung bei. Mit möglichst ruhigen Bewegungen schwamm er an den Felsen heran, von dessen eigentlicher Kontur er nichts erkennen konnte. Auf ihn wirkte er wie ein Berg, der seit Urzeiten der Gewalt des Wassers getrotzt hatte.
    Bevor ihn eine Strömung erwischen und wieder gegen das Hindernis schleudern konnte, änderte der Inspektor seinen Kurs. Er wollte an der rechten Seite des Hindernisses vorbeischwimmen und wunderte sich wenig später über die gewaltigen Ausmaße des steinernen Felsenbergs, dessen Anfang tief im Meeresboden begann und dessen Ende für ihn nicht sichtbar war.
    Dafür etwas anderes!
    Suko wäre fast vorbeigeschwommen. Erst im letzten Augenblick erkannte er die dunkle Öffnung, die ihn wie ein schwarzes Auge oder Loch angähnte.
    Der Beginn einer Höhle im mächtigen Felsen!
    Das interessierte den Inspektor. Er glitt noch näher heran, um sich mit den Strömungsverhältnissen vertraut zu machen. Suko wußte genau, daß es gefährlich sein konnte, sich sehr nahe an einen derartigen Eingang heranzuwagen, weil sich dort leicht ein starker Sog bilden konnte, der einen Schwimmer kaum mehr freiließ.
    Etwas strömte aus der Öffnung hervor. Sie spie kleine Fische, Sand und zahlreiche winzige Teile aus wie ein großes, unheimliches Maul. Das schleuderte sie dem Inspektor entgegen, verdunkelte dessen Sicht, so daß Suko sich gezwungen sah, etwas abzudrehen.
    Er schwamm einen Kreis, drehte sich wieder – und sah plötzlich den langen Schatten, der aus dem Tunnel herausschwamm.
    Im ersten Moment glaubte er an einen ungewöhnlich großen Fisch, das war ein Irrtum, denn Fische besaßen keine langen Haare. Sollte ein Mensch den Tunnel verlassen haben?
    Suko, der Wasser getreten hatte, drehte sich weiter und leuchtete nun direkt dorthin, wo der lange Gegenstand verschwunden war und sich so sicher bewegte.
    Das Licht hatte ihn irritiert, aber auch neugierig gemacht, denn er drehte sich.
    Suko sah ihn von vorn – und glaubte, sich im Mittelpunkt eines Märchens zu befinden.
    Was da vor ihm schwamm, sah aus wie eine Frau, das allerdings war sie nur zur Hälfte. Ihr Unterkörper bestand aus einer breiten und langgezogenen Schwanzflosse.
    Nicht eine Frau schwebte vor Suko, sondern eine Nixe. Das alles hätte er noch hingenommen, Nixen kannte er, es hatte sie in Atlantis gegeben. Ihn schockte etwas ganz anderes.
    Die Nixe besaß das Gesicht der Chris Tanner!
    ***
    Sekunden vergingen, und Suko verlor während dieser Spanne das Zeitgefühl. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte, wäre am liebsten auf die Nixe zugeschwommen, was auch nicht klappte, denn er fühlte sich wie unter einem Druck stehend.
    Er atmete. Die Luftblasen stiegen über ihm auf, was bei der Nixe nicht der Fall war. Sie brauchte das Wasser, sie konnte sich darin so normal bewegen wie ein Mensch an Land.
    Suko veränderte die Richtung des Strahls ein wenig. Obwohl das Haar in der Länge zugenommen hatte, war das Gesicht des Wesens deutlich zu erkennen.
    Das mußte Chris Tanner sein!
    Im Wasser wirkten die Augen der Person wie dünnes Glas. Sie bewegte auch den Mund. Über Sukos Rücken hinweg strich eine Gänsehaut, als hätte ihn jemand mit eisigen Totenfingern berührt.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Sie hatten geglaubt, Chris wäre von den Gangstern getötet worden, aber sie als Nixe zu sehen war eine Sensation.
    Suko überlegte, was er machen sollte. Hinschwimmen, sie anfassen, versuchen, auf eine nicht alltägliche Art und Weise mit ihr in Kontakt zu treten?
    Das alles war gut und schön –
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