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0601 - Druiden-Seelen

0601 - Druiden-Seelen

Titel: 0601 - Druiden-Seelen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenn er versuchte, eine Sperre in ihrem Bewußtsein einzurichten, verriet er sich möglicherweise dabei selbst, weil die dafür freigesetzte Kraft von den anderen registriert werden konnte.
    Er sah in die dunklen, großen Augen des Mädchens.
    Vielleicht 18 Sommer mochte sie zählen, vielleicht einen mehr oder weniger. Daß sie nicht schrie oder sich gegen ihn wehrte, lag wohl zum einen an der Schreckensstarre, die sie immer noch gefangen hielt, zum anderen daran, daß sie in Onaro keinen Gegner, sondern ihren Retter erkannte.
    »Wir sind noch nicht in Sicherheit«, sagte Onaro und unterlegte seine Worte mit genügend Magie, so daß sie ihn verstehen konnte, als würde er in ihrer Sprache sprechen.
    »Aber wir sind auch zumindest nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Ich bin Onaro. Wie heißt du?«
    »Lis Bernardin.« Ihre Stimme war sehr leise.
    »Ich kann dich leider nicht dahin zurückbringen, von wo du entführt worden bist. Aber vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg, herauszufinden, was hier geschieht. Das weiß ich nämlich leider selbst nicht.«
    »Du bist einer von ihnen, nicht wahr?« flüsterte sie. »Deine Augen, sie leuchten genauso grell und grün.«
    »Ich bin ein Druide vom Silbermond, auf dem du dich auch befindest. Aber einer von ihnen? Das war ich mal…«
    ***
    Ein anderer Ort, eine andere Welt: die Erde, Nordamerika.
    Ghaagch hatte sein Raumschiff erreicht.
    Der letzte der Meeghs, von Zamorra aus der sterbenden Welt Talos gerettet und von einem Dhyarra-Kristall 11. Ordnung am Leben erhalten, war aus El Paso geflohen, aus der medizinischen Abteilung im Verwaltungsgebäude der Tendyke Industries. Er hatte etwas gespürt. Etwas, dem er nachgehen mußte. Und ihm war klar, daß man ihm diesen Alleingang niemals gestattet hätte.
    Man wollte seine weitere Entwicklung beobachten. Man wollte wissen, ob der Dhyarra-Kristall ihn wirklich am Leben hielt, während alle anderen Talos-Emigranten bereits gestorben waren.
    Eigentlich hätte er gar nicht mehr existieren dürfen.
    Es gab keine Meeghs mehr. Und es hätte auch ihn nicht mehr gegeben, wenn er nicht mit vielen anderen durch die Nebenwirkungen eines Zeitparadoxons in eine Dimensionsfalte versetzt worden wäre. In eine kleine Welt neben der Welt, die zwar auf lange Sicht keine Chance hatte weiterzubestehen, auf die er aber fast zwei Jahrzehnte lang hatte überleben können.
    Die anderen waren tot. Nur er, Ghaagch, war noch übrig, der Kommandant des letzten Dimensionsraumschiffes.
    Die Menschen hatten es in einem Versteck untergebracht und damit begonnen, es heimlich auszuschlachten! Angeblich wollten sie die Technologie der Meeghs in Ruhe studieren und nachbauen. Diese Aktion war zwar gestoppt worden, aber die ausgebauten Teile waren ein für allemal verloren, waren zerstört worden.
    Ghaagch hoffte, daß es keine wirklich wichtigen Geräte waren.
    Denn er mußte die Erde verlassen. Er mußte dorthin fliegen, von wo die drängenden Impulse kamen, die ihn seit einiger Zeit erreichten. Die ihm keine Ruhe mehr ließen.
    Das Raumschiff war in einer tiefen Gebirgsschlucht versteckt worden. Menschen sahen es nur als ein seltsames, schwarzes Gebilde. Der Schattenschirm täuschte ihre Augen. Er schützte das Raumschiff, aber er schützte auch die Menschen.
    Gäbe es diesen Schattenschirm nicht, würden sie beim Anblick des Spiders den Verstand verlieren!
    Es war eine aberwitzige, in sich verdrehte Konstruktion aus Röhren und Verstrebungen, die in einem scheinbar undurchschaubaren Chaos den eigentlichen Druckkörper des Raumers umgab. Der Anblick dieser Konstruktion verwirrte den Verstand eines Menschen und zerstörte ihn schließlich, weil das, was er sah, einfach zu fremdartig war.
    Der Schattenschirm schützte vor diesem Anblick. Und auch Ghaagch selbst hüllte sich in einen solchen Schattenschirm.
    Dadurch erweckte er den Eindruck eines aufrecht gehenden, dreidimensionalen Schattens, der seinerseits wiederum einen flachen Schatten warf. Er sah aus wie der Schatten eines Menschen, mit zwei Armen und zwei Beinen.
    In Wirklichkeit besaß der Meegh sechs Arme und zwei Beine und glich einer aufrechtgehenden Riesenspinne. Eine skurrile Mischung aus menschenähnlichem Wesen und Spinne, die schier unmögliche Laune einer grausamen Natur.
    Dazu geschaffen, schon durch den bloßen Anblick Grauen und Furcht zu erregen…
    Ghaagch traf auf Menschen, die sich draußen vor dem Spider befanden und auch in seinem Inneren arbeiteten. Sie gehörten zur Tendyke Industries.
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