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Titel: 06
Autoren: Biss der Tod euch scheidet
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die Königin. Seine Königin.
    Ganz egal, was das Buch der Toten sagte, ganz egal, dass er mich ausgetrickst hatte, als ich seine Königin wurde, ganz egal, was andere Vampire sagten ..
    und ganz egal, was meine Mutter sagte. Ich liebte Eric (wenn er sich nicht gerade wie ein Blödmann aufführte) und er liebte mich (dessen war ich mir fast sicher); und in meinem Buch (das nicht in Menschenhaut gebunden und mit Blut geschrieben war, besten Dank auch) stand geschrieben, dass wir uns einen Friedensrichter schnappen und ihn „Mann und Frau" sagen lassen sollten.
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    Noch vor zwei Jahren hätte ich an einen Pfarrer gedacht. Aber wenn ein Gottesmann den Segen über Eric Sinclair aussprechen, ihn mit Weihwasser benetzen oder ihm einen Teller für die Kol ekte überreichen sollte, dann würde mein geliebter Bräutigam in Flammen aufgehen und das wäre sehr unangenehm.
    Diese Hochzeit war das, was ich mir wünschte. Es war das, was ich brauchte.
    Und es war doch wirklich nicht zu viel verlangt. Vor allem wenn man bedachte, was ich alles hatte durchmachen müssen, seitdem ich von den Toten wiederauferstanden war. Offen gestanden, wenn es dem König der Vampire nicht passte, sollte er sich doch ins Knie ficken.
    „Wenn es dir nicht passt", sagte ich, „kannst du dich ins Knie ficken."
    „Ist das wieder eine dieser post-zeremoniellen Aktivitäten deiner Sippe?"
    „Was soll dieser Mist mit meine Sippe?" Ich hatte es aufgegeben, die Hochzeitskarten mit ihm diskutieren zu wollen, und damit begonnen, meine T-Shirts zu falten. Der Wäschekorb hatte mich seit über einer Woche vorwurfsvoll angesehen. Jessica hatte viele Dienstboten angestellt, aber wir alle bestanden darauf, unsere Wäsche selbst zu machen. Außer Sinclair. Ich glaube, Tina (seine Super-Butler/Hausdame/Assistentin) übernahm das.
    Wenn er erwartete, dass ich mich um seine Wäsche kümmerte, konnte er warten, bis er schwarz wurde.
    Ich ließ das frische, saubere T-Shirt fallen, sodass ich die Arme in die Hüften stemmen und ihn wirklich böse anschauen konnte. „Dein Vater war ein Farmer in Minnesota. Diese Aristokratentour stinkt zum Himmel."
    Sinclair, der gerade an dem Schreibtisch in der Ecke arbeitete (in einem schwarzen Anzug, an einem Dienstagabend - das war ungefähr so, als würde ein Mann an seinem freien Tag aufstehen und erst einmal in seine Kenneth-Cole-Schuhe schlüpfen, noch
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    bevor er eine Schale Cornflakes verdrückte), zuckte nur mit den Achseln und blickte noch nicht einmal auf. So machte er es immer: Erst stichelte er, machte eine Bemerkung, die mich auf die Palme brachte, und weigerte sich dann, in die Diskussion einzusteigen. Er schwor, dass das ein Beweis seiner Liebe für mich sei. Jeden anderen hätte er schon vor Monaten umgebracht.
    „Ich bin es so leid, dass du so tust, als ginge diese ganze Hochzeit nur mich etwas an und als hättest du damit überhaupt nichts zu tun."
    Er sah weder auf, noch legte er seinen Stift ab. „Wohl weil diese Hochzeit nur dich etwas angeht und nichts mit mir zu tun hat."
    „Ich wette, du hast noch nicht einmal dein Gelübde geschrieben."
    „Aber natürlich habe ich das."

    „Na schön, Klugscheißer. Dann lass mal hören."
    Er legte den Stift auf den Tisch, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und atmete tief ein. „Leider ist aber der Penis ein lächerlicher Bittsteller. Er ist unzuverlässig, obgleich doch so viel von ihm abhängt - die Welt balanciert auf ihm wie ein Ball auf der Nase eines Seelöwen. Es ist so einfach, ihn zu hänseln, zu beleidigen, ihn zu hintergehen und zu verlassen. Und doch muss er vorgeben, unverwundbar zu sein, eine Waffe, die seinem Besitzer magische Kräfte verleiht. Daher muss diese muskellose Raupe es dem haarigsten Samson, dem gewaltigsten Bock gleichtun und durch Tempel stolzieren und Schenkel auseinanderdrücken." Als er die Augen öffnete und meine entsetzte Miene sah, fügte er hinzu: „Dieser Text stammt nicht von mir, sondern von William Gass."
    Dann nahm er seinen Stift auf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    Mit einem zornigen Schrei riss ich meinen Verlobungsring 11
    vom Finger, heulte auf (er blieb an meinem Knöchel hängen) und schleuderte ihn mit aller Kraft nach Sinclair.
    Ohne hinzusehen, fing er den Ring in der Luft und warf ihn wieder zurück.
    Ich jonglierte wild damit herum und umfasste ihn schließlich mit der kalten Faust.
    „Oh nein, Liebste, das wirst du nicht tun. Du hast auf diesem peinlichen Beweis meiner Gefühle für dich
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