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Titel: 06
Autoren: Biss der Tod euch scheidet
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liebe Leserin, danke, dass Sie wieder einmal eingestiegen sind. Und dabeibleiben werden. Sie werden es nicht bereuen, dessen bin ich sicher.
    Na, dann wollen wir mal. Wie Betsy sagen würde: „Mund zu, Ohren auf, Blödmann."
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    PROLOG
    Es war einmal eine wunderschöne Königin, deren Inneres so fürchterlich war wie ihr Äußeres wunderbar. Sie war oberflächlich, verdorben, kalt und selbstsüchtig. Ihr ganzer Stolz waren ihre langen Ohrringe, furchtbar klobige Teile, die ihr bis über die Schultern hingen. Jeder der Steine war so dick wie der Handballen der Königin und man erzählte sich, dass mehr als tausend Männer dabei gestorben waren, die blutroten Klunker zu bergen.
    Die Königin war so eitel und liebte ihre Ohrringe so sehr, dass sie jeden, der es wagen sollte, sie zu stehlen, mit einem Fluch belegte. Also warteten ihre Untertanen, bis sie starb, bevor sie die Ohrringe an sich nahmen.
    Die vier Diebe (die in Wahrheit nicht als Grabräuber bezeichnet werden konnten, da keiner von ihnen wartete, bis die Königin tatsächlich unter der Erde war) nutzten den Moment, als ihre Leiche einmal nicht bewacht war, und bedienten sich. Dies konnte nur geschehen, weil das Fest zu Ehren der neuen Monarchen (die Cousine der toten Königin, eine dümmliche, aber groß-
    zügige Frau, und ihr Mann, ein schüchterner Heiler) in vollem Gange war und sich niemand mehr Gedanken um die tote Zicke machte.
    Der Erste der vier fiel tot um, noch bevor er sein Pferd besteigen konnte. Der Zweite der vier starb, nachdem am nächsten Morgen sein Zelt auf geheimnisvolle Weise Feuer gefangen hatte. Der Dritte schaffte es bis zur Küste, verkaufte dort die Ohrringe für einen fantastischen Preis und fiel dann wie vom Blitz getroffen um. Heute würde man es Aneurysma nennen. Was dem Vierten widerfuhr, ist nicht bekannt.
    Der Mann, der die Ohrringe erworben hatte, verkaufte sie nach dreieinhalb Tagen weiter an einen wohlhabenden Edelmann, bevor sein Laden hundertmal hintereinander vom Blitz getroffen wurde. Er kam zwar mit dem Leben davon, aber das Geschäft musste er für immer aufgeben und er litt sein Leben lang unter Angst vor Blitzlichtern und lauten Geräuschen.
    Der wohlhabende Edelmann war der Diener eines europäischen Prinzen (welcher, sagt die Geschichte nicht). Er übergab die Ohrringe seinem Herrn und eine Stunde später nahm der Prinz eine tödliche Menge an verdorbenem Fleisch zu sich, zusammen mit der Hälfte eines der Ohrringe, die später bei der Autopsie gefunden wurde.
    Schließlich kamen die Ohrringe nach London, nicht ohne auf ihrem Weg eine Reihe sonderbarer und grausiger Unglücksfälle verursacht zu haben, darunter eine Schweinepest, eine Tomatenfäule, einige fünfbeinige Fohlen, zahlreiche Tode durch Ertrinken (einige Meilen entfernt von jeglicher natürlicher Wasserquelle) und ein wahnsinnig schnelles Säugetier, das niemand je lange genug zu Gesicht bekam, um es beschreiben zu können.
    An dem Tag, als der Schmuck im British Museum im Rahmen der Ausstellung
    „Die Rückkehr der ägyptischen Altertümer" gezeigt wurde, erlitt der Leiter der Sicherheitsabteilung einen tödlichen Herzanfall, die Verkäuferin im Souvenirshop erblindete und drei Museumswärter bekamen schlimmen Durchfall.
    Die Ohrringe blieben viele Jahre im Museum. Vermutlich. Es schien, als hätten die Ohrringe eine Abneigung dagegen, immer am gleichen Ort zu bleiben, und den Kuratoren sagt man nach, dass sie sich die Haare rauften auf der ständigen Suche nach dem Schmuck.
    Einmal fand man sie in der Ausstellung über das Neandertal, 6
    zweimal in der Herrentoilette im zweiten Stock, sechsmal im Souvenirshop (bis dahin hatte sich die Sache mit dem Fluch herumgesprochen und kein Angestellter, egal, wie viele Überstunden er machte oder wie wenig er verdiente, wagte es, sie anzufassen) und viermal in der Cafeteria (wo ein nichts ahnender Museumsgast fast daran erstickt wäre). Außerdem machten sie eine ungeplante Mini-Weltreise, als sie nacheinander in acht Ausstellungen verschwanden und wieder auftauchten: Japan, Rom, Manila, Griechenland, Nord- und Südamerika, im pazifischen Raum und im Nahen Osten. Da jedem der anderen Museen die Geschichte des Artefakts bekannt war, wurde der Schmuck Großbritannien jedes Mal schnell und kommentarlos zurückgegeben.
    Schließlich bekam das British Museum eine neue Leitung (der letzte Kurator war gezwungen gewesen, in den Vorruhestand zu gehen, nachdem er auf geheimnisvolle Weise seine Finger und seinen
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