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06 - Die Angel Chroniken 1

06 - Die Angel Chroniken 1

Titel: 06 - Die Angel Chroniken 1
Autoren: Nancy Holder
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noch? Tief unter der Erde knieten die Drei vor dem Meister. Sie wirkten immer noch bedrohlich und zerstörerisch, aber sie hatten Angst. Daria beobachtete erregt, wie sie ob ihrer großen Schande die Köpfe hängen ließen. Der Anführer der Drei - der mit der großen Narbe über dem Auge - reichte dem Meister einen langen, scharfen Spieß, das Mittel zur Hinrichtung unter Vampiren.
    Der Meister tat so, als habe er keine Pläne zu seiner Verwendung und gab den Spieß Daria weiter, die begierig nach ihm griff.
    Der Anführer sagte: „Wir haben bei der Ausübung unserer Pflicht versagt, und nun gehören unsere Leben dir."
    Der Meister wandte sich an Collin und sprach sanft mit seiner gefährlich warmen Stimme zu ihm: „Gib gut acht, mein Kind. Du bist der Gesalbte, und du hast viel zu lernen. Mit der Macht kommt auch die Verantwortung. Wahr ist, sie haben versagt, aber wahr ist auch, daß wir Wesen der Nacht einander verbunden sind. Ein Leben zu nehmen - ich rede hier natürlich nicht von Menschen - ist eine ernste Angelegenheit."
    Der Anführer der Drei erhob leicht seinen Kopf. Daria wußte, daß er hoffte, er und die anderen würden weiterexistieren dürfen.
    Collin klang wie der kleine Menschenjunge, der er einmal gewesen war, als er fragte: „Also wirst du sie verschonen?"
    Der Meister warf Daria einen Blick zu. Sie waren schon so lange zusammen und hatten schon so viele getötet, daß sie sogleich wußte, was er wollte. Ihre Augen glänzten, als sie den Spieß fest mit den Fingern umklammerte und sich leise hinter den Anführer der Drei stellte.
    „Ich bin müde", sagte der Meister, „und ihr Tod würde mir nur wenig Freude bereiten." Schützend nahm er Collin etwas zur Seite.
    Das war das Signal, auf das Daria gewartet hatte. Mit all ihrer Kraft und aufgestauten Wut trieb sie den Spieß befriedigt grinsend in den Leib des starken Vampirs mit der Narbe. Er schrie auf und zerfiel zu Staub.
    Die Schreie seiner Brüder folgten.
    „Natürlich", fügte der Meister hinzu, „genügt einem manchmal schon ein wenig ."
    Die Tür zur Bibliothek war zur Hälfte mit einem großen Schild bedeckt, auf dem stand: „Geschlossen wegen Ordnungsarbeiten. Morgen wieder geöffnet."
    Das Schild schien Buffy eine unnötige Vorsichtsmaßnahme zu sein. Genauso überflüssig wie Giles' Blick in den Korridor, ob niemand da war, das Abschließen der Türen und so weiter. Niemand an der High School von Sunnydale interessierte sich für Bücher. Eher für Liebesgeschichten. Und keiner, der auch  nur ein bißchen cool sein wollte, ging in der Schulbibliothek auf Jagd nach Flirts. Sie schüttelte den Kopf.
    Buffy spähte in einen großen Spind voller Waffen. Manche Mädchen verbrachten Nachmittage damit, Unterwäsche auszusuchen. Andere mußten derweil Macheten ausprobieren.
    „Cool, eine Armbrust", sagte sie, als sie die alte Waffe berührte. Dann sah sie die Pfeile - Bolzen, um korrekt zu sein. Was für ein schlaues Mädchen! - und fing an, die Waffe zu laden. „Du liebe Zeit, sieh sich einer mal diese Babys an", säuselte sie. „Lebt wohl, ihr Pflöcke, hier ist der fliegende Todbringer." Eifrig sah sie sich um. „Auf was kann ich schießen?"
    Giles nahm ihr rasch die Armbrust weg und legte sie beiseite. Er war beunruhigt - eine gelegentliche Begleiterscheinung seines Jobs als Wächter der Jägerin. Streng sagte er: „Auf nichts! Die Armbrust kommt erst später an die Reihe. Du mußt zuerst die grundlegenden Kampfwerkzeuge beherrschen. Laß uns mit dem Schlagstock beginnen." Er nahm zwei lange Holzstöcke zur Hand und reichte ihr einen. „Was übrigens unzählige Stunden intensiven Trainings erfordert. Ich spreche da aus Erfahrung."
    Sie sah erst den Stock an, dann ihn, und brach fast vor Lachen zusammen. „Giles, wir sind im zwanzigsten Jahrhundert!" sagte sie. „Ich werde wohl nicht gegen Bruder Tuck kämpfen."
    Zum Lachen war Giles keineswegs zumute. Er antwortete mit all seiner sehr englischen Ernsthaftigkeit: „Du weißt nie, gegen wen oder was du als nächstes kämpfen mußt." Er setzte einen Kopfschutz auf. „Und diese Traditionen wurden durch die Jahrhunderte weitergegeben." Dann nahm er seinen Schlagstock zur Hand. „Wenn du mir jetzt gute, stetige Fortschritte mit dem Schlagstock zeigst, werden wir, wenn die Zeit reif ist, über die Armbrust sprechen."
    Er hielt den Stock mit beiden Händen schräg vor seinen Körper und machte sich nach schönster Giles-Manier für den Kampf bereit. „Setz jetzt deinen
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