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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg
Autoren: Tom Clancy
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Marihuana ist auch da, aber das war wohl für den persönlichen Bedarf bestimmt.« Riley zuckte die Achseln. »Hab mir erst gar nicht die Mühe gemacht, das Zeug zu testen. Das ist eindeutig Piraterie und Mord. Im Deck habe ich einen Einschuß gesehen. Red, so etwas habe ich mein ganzes Leben noch nicht erlebt. Wie im Horrorfilm, bloß schlimmer.« Er seufzte.
»Was wissen wir über die Festgenommenen?«
»Nichts. Bisher haben die nur gegrunzt. Ausweise hatten sie keine dabei, und ich wollte auch nicht erst lange nach Pässen suchen. Überlassen wir das den Fachleuten von der Polizei. Das Ruderhaus ist sauber. Eine Toilette auch. Mr. Wilcox wird sie ohne Schwierigkeiten zurückbringen können, und ich habe auch gehört, wie er Obrecki und Braun einschärfte, ja nichts anzufassen. Wenn das Wetter hält, ist er bis Mitternacht in Mobile. Hübsches Boot.«
»Bringen Sie die Kerle hoch«, sagte Wegener einen Augenblick darauf. »Aye, aye.« Riley ging nach achtern. Wegener stopfte seine Pfeife und mußte dann überlegen, wo die Streichhölzer lagen. Die Welt hatte sich auf eine Weise verändert, die Wegener nicht gefiel. Er hatte sein Leben der Rettung Schiffbrüchiger gewidmet und fühlte sich wohl in der Rolle des Engels mit dem weißen Boot. Doch nun fraßen die Haie vier Menschen, die er hätte retten können… vier Menschen, die vergessen hatten, daß es Haie nicht nur im Meer gab. Tja, und da hat sich etwas geändert, dachte Wegener und schüttelte den Kopf. Es gab wieder Piraten. Piraterie hatte es in seiner Jugend nur in Filmen mit Errol Flynn gegeben.
»Stellt euch ordentlich hin!« fauchte Riley. Er hatte beide an den Armen gepackt. Beide trugen noch Handschellen. Vorsorglich war Chief Oreza mitgekommen.
Beide waren Mitte zwanzig und dürr. Einer war groß und benahm sich arrogant, was dem Captain seltsam vorkam. Wußte er denn nicht, in welcher Lage er sich befand? Der junge Mann starrte Wegener, der ungerührt seine Pfeife rauchte, finster an. Sein Blick kam dem Captain merkwürdig vor. »Wie heißen Sie?« fragte Wegener. Keine Antwort. »Sie müssen mir Ihren Namen sagen«, erklärte Wegener ruhig.
Dann geschah etwas Unglaubliches. Der Große spuckte Wegener aufs Hemd. Eine ganze Weile lang wollte der Captain nicht glauben, was da geschehen war, und sein Gesicht verriet noch nicht einmal Überraschung. Dann aber reagierte Riley auf die Beleidigung.
»Scheißkerl!« Der Bootsmann schnappte sich den Gefangenen, wirbelte ihn in der Luft herum wie eine Stoffpuppe und schleuderte ihn auf die Brückenreling. Der junge Mann landete bäuchlings darauf, und einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte er auseinanderbrechen. Er keuchte und zappelte mit den Beinen, um nicht ins Wasser zu fallen.
»Himmel noch mal, Bob!« brachte Wegener heraus, als der Bootsmann sich den Mann wieder schnappte. »Lassen Sie ihn los!«
Immerhin war es Riley gelungen, dem Mann die Arroganz auszutreiben. Er ließ ihn auf Deck fallen, und der Pirat würgte und rang nach Luft, während Riley, nicht minder blaß, die Selbstbeherrschung zurückgewann.
»Tut mir leid, Captain, bei mir ist wohl eine Sicherung durchgebrannt.« Der Bootsmann entschuldigte sich offensichtlich nur, weil er seinen kommandierenden Offizier in Verlegenheit gebracht hatte.
»Einsperren«, befahl Wegener. Riley führte die beiden nach achtern. »Verdammt noch mal«, bemerkte Oreza leise, zog sein Taschentuch heraus und wischte seinem Captain das Hemd ab. »Wo sind wir hingekommen?«
»Weiß ich auch nicht, Portagee. Um das zu verstehen, sind wir wohl beide zu alt.« Wegener fand endlich seine Streichhölzer und steckte seine Pfeife an. Dann starrte er erst lange hinaus auf See, bis er die rechten Worte fand. »Als ich anmusterte, wies mich ein alter Chief ein, der gerne Geschichten aus der Zeit der Prohibition erzählte. Aber so grausam wie das hier waren die nicht bei ihm klang es so, als wäre das Ganze nur ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel gewesen.«
»Vielleicht waren die Menschen damals zivilisierter«, erwog Oreza. »Es lag wohl eher daran, daß Schnaps im Wert von einer Million nicht in ein Motorboot paßte. Haben Sie mal im Fernsehen ‹Die Unberührbaren› gesehen? Damals waren die Bandenkriege genauso brutal wie heute, vielleicht sogar noch schlimmer. Ach, ich weiß nicht. Fest steht, daß ich nicht zur Küstenwache gegangen bin, um mich als Polizist zu betätigen, Chief.«
»Ich auch nicht, Captain.« Oreza grunzte. »Wir sind im Dienst alt geworden,
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