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0594 - Die Sterbenden von Talos

0594 - Die Sterbenden von Talos

Titel: 0594 - Die Sterbenden von Talos
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einer von beiden sich ins Auto oder die U-Bahn setzte und für eine Weile verschwand, um außerhalb der Villa wieder zur Ruhe zu kommen.
    Aber diese Ruhe dauerte nie lange an.
    Kleinigkeiten reichten schon aus, um eine Explosion hervorzurufen.
    Kleinigkeiten, die sie früher beide einfach übergangen hätten.
    Es muß doch möglich sein, sich einmal wieder ohne Streit zu unterhalten! dachte Ted, parkte den Silver Spirit in der großen Garage ein und betrat, einen gewaltigen Blumenstrauß in der Hand, das Haus.
    Carlotta hatte sieh in ihrem Zimmer vergraben und hockte, in einen flauschigen Bademantel gehüllt, vorm Fernseher. Auf der Mattscheibe bombten sich japanische Zeichentrickfiguren in Himmel und Hölle.
    Der Ton war abgeschaltet, Carlotta hatte die Beine hochgezogen und blätterte in einem Buch.
    Wofür der Fernseher dabei unbedingt laufen mußte, blieb Ted ein Rätsel, aber er zwang sich, das jetzt nicht zu erwähnen. Das gab garantiert den nächsten großen Krach, und dann würde er seine Blumen kleingeschnitten im Salat wiederfinden.
    Ganz vorsichtig hatte er angeklopft, auch wenn die Tür zu Carlottas Zimmer weit offenstand.
    Sie hob den Kopf, und er reckte ihr den Strauß mit ihren Lieblingsblumen entgegen.
    Sie runzelte die Stirn.
    Wenn sie jetzt fragt, was sie mit dem Gemüse soll, platze ich! dachte Ted.
    Sie fragte nicht. Sie erhob sich nur.
    »Für mich?« fragte sie erstaunt. »Seit wann bringst du mir denn Blumen mit? Das letzte Mal war's vor fünf Jahren…«
    Und jetzt muß sie nur noch fragen, ob ich ein schlechtes Gewissen habe, dachte der Reporter grimmig. Und ob ich das habe! Weil wir seit Wochen nichts anderes mehr fertigbringen, als uns gegenseitig anzufauchen wie Hund und Katze…!
    »Ich hoffe, sie gefallen dir«, murmelte er. »Ich dachte, weil wir uns in letzter Zeit so oft streiten… und ich möchte dich dafür um Entschuldigung bitten!«
    Da tust du recht dran, sagt sie mir gleich vor den Kopf…
    »Aber das ist doch ebenso meine Schuld!« entfuhr es ihr. »Ted, danke!«
    Sie kam auf ihn zu, ließ sich umarmen und zerdrückte das Gemüse dabei beinahe.
    Der Kuß, mit dem sie sich bei Ted bedankte, war nicht von schlechten Eltern und ließ ihn beinahe schwindlig werden. Das schmeckte nach mehr.
    »Du, ich hole eine Flasche Wein aus dem Keller, und wir machen es uns ein bißchen gemütlich, ja?« bot Carlotta an.
    Sie löste sich aus seinem Arm, strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und lachte wieder so fröhlich und unverkrampft, wie er es von früher her an ihr gewohnt war.
    Sie wirbelte herum, schaltete den Fernseher aus und klappte das Buch ordentlich mit Lesezeichen zusammen. Als sie wieder herumkam, klaffte der Bademantel auf und offenbarte, daß Carlotta außer einem winzigen Tanga nichts darunter trug.
    In gespieltem Erschrecken zuckte sie zusammen, bedeckte ihre Blöße züchtig und huschte fröhlich an Ted vorbei zur Tür hinaus.
    »Im Kaminzimmer?« schlug sie vor.
    »Klar!«
    Von dort aus hatte man einen prachtvollen Ausblick über den Swimming-Pool und den kleinen Park hinter der Villa, der jenseits des Grundstücks von einem größeren Waldstück eingefriedet wurde. Derzeit blühte zwar noch nichts, und obgleich das Klima hier relativ mild war, war es für Pool-Vergnügungen noch ein bißchen zu kühl. Aber wen störte das vor dem prasselnden Kaminfeuer?
    Ted ging nach unten, um das Feuer anzufachen, während Carlotta die Kellertreppe anstrebte und noch eine Etage tiefer verschwand.
    Sollte es, verflixt noch mal, doch endlich wieder funktionieren, daß sie ein paar Stunden in Harmonie miteinander verbringen konnten? Carlottas verführerischer Augenaufschlag und ihr spitzbübisches Lächeln ließ ihn jedenfalls annehmen, daß auch sie eine solche Gelegenheit herbeigesehnt hatte.
    Vielleicht fanden sie ja endlich wieder zusammen!
    Und dann fand er den Anzünder nicht. Auch nicht sein Feuerzeug, das er immer in der Tasche trug, auch wenn er zur Spezies der Nichtraucher gehörte. Eine offene Flamme konnte man auch anderweitig verwenden. Notfalls, um damit dem Teufel Feuer unter dem Hintern zu machen, wie Teds Freund, Professor Zamorra, einmal lässig erwähnt hatte.
    Er mußte das Ding verlegt oder verliehen haben. Und wo der Anzünder war, konnte ihm bestimmt Carlotta sagen.
    Ted beugte sich über das Treppengeländer zum Keller hinunter. »Carlotta, kannst du mir sagen, wo der Brandstifter abgeblieben ist?«
    »Was für'n Brandstifter?« kam es
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