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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller
Autoren: Edgar Wallace
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dramatischen Situationen ist.«
    »Aber, Mensch«, gab Paul zu bedenken, »so ein Filmmanuskript hat ja mehrere hundert Szenen.«
    »Meines nicht«, beschied ihn der Freund.
    Im Lauf des Vormittags rief Bomper, dem Anthony seine Telefonnummer gegeben hatte, den Preller in der Wohnung an.
    »Ich wollte Sie bitten, Mr. Smith«, sagte er, »schon um drei Uhr nachmittags zu kommen und das Geld nicht zu vergessen.«
    »Schön, ich werde pünktlich dasein«, beruhigte ihn Anthony. »Das Honorar bringe ich in Banknoten. Ist Ihnen das recht?«
    »Vollkommen. Danke sehr.«
    Anthony legte auf und trat ins Nebenzimmer zu Paul. Er traf ihn bei seiner üblichen Patience.
    »Ich habe das dauernde Umherziehen von einer Wohnung zur anderen wirklich satt«, beklagte er sich bei seinem Sekretär. Paul legte die Karten hin und starrte den Freund an. »Willst du denn schon wieder fort? Hier ist es doch recht nett.«
    »Es wird nicht zu vermeiden sein, mein Junge«, sagte Anthony bedauernd. »Zieh los und suche uns eine passende Wohnung, am liebsten im Norden Londons. Mietpreis Nebensache. In Finchley soll es recht nette Häuschen geben.«
    »Und in welcher Rolle soll ich bei unserem neuen Hausherrn auftreten?« erkundigte sich Paul auf alle Fälle.
    »Du bist ein Plantagenbesitzer aus Ceylon, der hier auf Ferien weilt und auch seinen Bruder aus Südamerika erwartet. Dieser Bruder wird seinen eigenen Kammerdiener mitbringen. Also wird auch die Anwesenheit Sandys nicht auffallen. Sorge aber vor allen Dingen dafür, daß wir keine neugierigen Diener mitvermietet bekommen. Es gibt ja die sogenannten Junggesellenhäuser, wo alles, was nötig ist, von den Hausangestellten erledigt wird. So etwas dürfte für uns das Passendste sein.«
    Paul begab sich auf die Suche, und am selben Nachmittag traten sie dann ihre beabsichtigte Fahrt nach dem Elgin Crescent zur Akademie Mr. Bompers an. Ehe sie die Freitreppe hinaufschritten, blickte sich der Preller vorsichtig nach dem Beobachtungsposten der Kriminalpolizei um, der, wie er wußte, sich irgendwo in der Nachbarschaft herumtrieb. Zu seinem Erstaunen und zu seiner inneren Beunruhigung war der Mann jedoch nirgends zu erblicken.
    »Das sieht bös für Bomper aus«, meinte Anthony. »Man scheint im Yard bereit zu sein, das Nest noch heute auszuheben.«
    Die beiden Filmbeflissenen sahen wirklich ergötzlich aus. Jeder von ihnen trug unter dem Arm ein Schwert, was besonders bei Anthony, der ein kleines Stadtköfferchen in der Hand hielt, einen grotesken Eindruck hervorrief. Dieser Meinung war wohl auch der Kompagnon Bompers, der sie von einem Erdgeschoßfenster aus beobachtet hatte. Als sie klingelten, war er es, der ihnen die Tür öffnete.
    »Was haben Sie denn da?« fragte er brummig. Wie Anthony später erfuhr, hieß dieser liebenswürdige Mann Tinkle.
    »Wir haben uns für die Aufnahmen vorbereitet«, gab Anthony Auskunft. »Wir wollten uns gleich richtig anziehen, denn wir glaubten, wir würden dann schon von Anfang an die Rolle lebensähnlicher spielen.«
    Mr. Tinkle brummte etwas in seinen Bart und wies sie dann in das ungemütliche Vorderzimmer. Schon als der Preller die Treppe zum Haus hinaufgestiegen war, hatte er bemerkt, daß sämtliche Jalousien heruntergelassen waren.
    Mr. Tinkle erklärte ihnen die Ursache.
    »Wir machen immer alles dunkel, wenn wir Aufnahmen vorhaben«, meinte er. »Sonst hätten wir die halbe Nachbarschaft hier! Mr. Bomper erwartet Sie, meine Herren.«
    Anthony nickte. Dann zog er eine Hundertpfundnote aus der Brieftasche.
    »Ich gehe gleich hinein zu ihm«, erklärte er.
    Der Herr Direktor freute sich unzweifelhaft über den Besuch seiner neuen Schüler. Anthony bemerkte sofort bei seinem Eintritt, daß in einer Ecke des Zimmers verschiedene Reisetaschen fertig gepackt des Abtransportes harrten. Neben dem Schreibtisch stand ein großer Geldschrank, in dessen Schloß die Schlüssel steckten, die Bomper aber beim Eintritt der Freunde sofort in seine Tasche versenkte.
    »Guten Tag, meine Herren«, begrüßte er seine Besucher.
    Er schien nervöser als sonst zu sein, denn der Gruß war nicht so herzlich wie das letztemal. »Haben Sie das Geld mit?«
    Anthony legte ihm die Banknote hin.
    »Ah, hundert Pfund?« Die Stimme des Herrn Professors drückte die Befriedigung aus, die er beim Anblick des Geldes fühlen mochte. »Ich will sie Ihnen nachher wechseln. Gedulden Sie sich einige Minuten.«
    »Vielleicht können Sie mir gleich jetzt das Wechselgeld geben«, bat Anthony.
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