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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller
Autoren: Edgar Wallace
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»Dann brauche ich Sie später nicht mehr daran zu erinnern.«
    Bomper zögerte einige Sekunden. Dann erhob er sich und öffnete den Geldschrank, dem er eine Holzkassette entnahm. Als er den Deckel zurückschlug, bemerkte der Preller, daß sie gestopft voll von Noten war. Bomper zählte zwanzig Pfund ab und gab sie seinem Schüler. Dann begaben sich alle drei wieder in den ›Salon‹ zurück, wo Mr. Tinkle sie erwartete.
    »Mein Drama behandelt folgendes«, begann Anthony und zog sein Manuskript aus der Tasche. »Zwei Sträflinge werden, während sie durch eine Kanalröhre ihre Flucht aus dem Zuchthaus bewerkstelligen, von den Stickstoffgasen der Kanalisationsröhren übermannt und ersticken. Das richtig darzustellen, wäre ja nicht so schwierig, aber«, hier wandte er sich freimütig an Mr. Tinkle, der mit schlecht verhehlter Ungeduld den Worten des Prellers gelauscht hatte, »die Mimik, die für den Ausdruck der Todesangst in den Gesichtern der beiden Todgeweihten notwendig ist, die bringen wir - mein Freund und ich -, so sehr wir uns auch abmühen, nicht fertig. Sie wissen, was ich meine, nicht wahr? Jeder der Flüchtlinge haßt den anderen, der ihm die kostbare Luft wegatmet, und kann sich seiner doch nicht entledigen!«
    »Hm?« Nachdenklich starrte Bomper vor sich hin. »Na, wir wollen es versuchen. Fahren Sie fort, Mr. Smith.«
    »Sie stellen sich dort drüben auf«, wandte sich Anthony an Tinkle. »Genau auf den Platz, den ich Ihnen anweise.« Er zog ein Paar Handschellen aus der Tasche. »Sie sind zusammengefesselt«, erklärte er ihnen ihre Rollen. »Das ist nämlich in dem ganzen Stück die Hauptsache.«
    »Geht es nicht ohne das?« fragte Tinkle brummend.
    »Nein, wirklich nicht, Sir. Wir müssen ja gerade die Bemühungen festzuhalten versuchen, die Sie beide machen, um auseinanderzukommen. Verstehen Sie?«
    »Na, gut«, gab Bomper nach und lachte. »Für achtzig Pfund kann man sich schon mal fesseln lassen.«
    »Aber damit ist doch der Kursus nicht zu Ende?« fragte Paul und starrte den Herrn Professor der Filmkunst erschrocken an.
    »Nein, natürlich nicht«, beruhigte ihn Bomper hastig. »Nächsten Samstag können Sie schon die zweite Stunde haben. Komm, Tinkle, los, damit wir fertig werden.«
    Beide hielten freiwillig ihre Hände hin, die Anthony mit geübten Fingern zusammenfesselte. Die Handschellen wurden so angelegt, daß das rechte Gelenk Tinkles mit dem linken Bompers zusammengeschlossen war. Mit gerunzelter Stirn warf Tinkle auf die ihm wahrscheinlich nicht unbekannten Handfesseln zweifelnde Blicke. Sicherlich fühlte er sich dabei nicht ganz gemütlich.
    »So«, meinte Anthony. »Das hätten wir. Stell du dich hinter ihnen auf, Paul.« Der ›Sekretär‹ gehorchte, aber Anthony gab ihm vorläufig keine weiteren Befehle, denn Paul wußte auch ohnedies, was er nun zu tun hatte.
    Aus seiner Manteltasche zog er eine dünne, aber sehr feste Handschnur und wand sie einige Male um die Handschellen. Das andere Ende des Strickes warf er über den Türgriff und zog mit aller Gewalt daran.
    »Verdammt noch einmal«, brummte Bomper ärgerlich. »Was treibt ihr denn da?« Er versuchte sich gegen den Zug zu stemmen, erreichte aber nichts weiter, als daß ihm der Arm in die Höhe gezogen wurde. Schritt für Schritt holte Paul die beiden freiwillig Gefangenen zu sich heran, bis endlich beide, eng an die Tür gepreßt, bewegungslos in ihrer unbequemen Stellung stillstehen mußten.
    »So, meine Herren«, meinte Anthony. »Ich hoffe, daß Sie vernünftig sein werden.« Um seiner Hoffnung stärkeren Ausdruck zu verleihen, zog er einen Browning aus der Tasche.
    »Was soll das heißen?« fragte Bomper heiser.
    »Was das heißen soll? Nichts weiter, als daß wir der Polizei den Rang ablaufen konnten. Ist das Seil fest, Paul? Ja? Gut«, wandte er sich wieder an die Gefangenen, »dann dürfte ich Sie jetzt wohl bitten, mir die Schlüssel auszuhändigen, Mr. Bomper. Sie können sich nicht rühren? Schön! Paul, greife in die Westentasche und sei den Herren bei der Übergabe der Schlüssel behilflich.«
    Mit der freien Hand versuchte Bomper sich gegen den Zugriff Pauls zu wehren, aber vergeblich.
    »Hier sind die Schlüssel, Mr. Smith«, wandte sich Paul an den Preller.
    »Das Geld hat er im Geldschrank«, erklärte Anthony. »Ich weiß zwar nicht genau, wieviel es ist; es sah aber nach einer ganzen Menge aus, als er mir vorhin meine zwanzig Pfund herausgab.«
    »Ihr Hunde!« Die Stimme Tinkles überschlug sich vor
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