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0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
Autoren: Andreas Kasprzak
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eine der sonst für sie typischen Bemerkungen zu diesem Thema. Auf ihren nackten Armen hatte sich trotz der Wärme des anbrechenden Tages eine Gänsehaut gebildet.
    Zamorra wandte sich von dem Steinblock ab und sah sich in der Nähe des Felsens auf dem Boden um. Er konnte nicht sagen, was genau er zu finden hoffte - oder ob er überhaupt noch etwas finden wollte -, doch schließlich ging er am Meeresufer, knapp oberhalb der Brandungsgrenze, in die Knie und betrachtete einen Abdruck im feuchten Sand.
    Und dieser Abdruck jagte ihm einen eisigen Schauder über den Rücken.
    »Merde«, murmelte er. »Was, bei Merlins hohlem Backenzahn, hat das zu bedeuten?«
    Anders als die anderen Spuren in der kleinen Bucht waren die Konturen dieses Abdrucks deutlich zu erkennen. Er erinnerte entfernt an den Fußstapfen eines Menschen, obwohl die Hacke zu ausgeprägt war und die Zehen seltsam gelappt wirkten, wie bei einem Frosch oder etwas in der Art. Am ehesten ähnelte die Spur wohl dem Abdruck einer deformierten Taucherflosse…
    Zamorra sah auf und blickte zum Meer hinaus, das sich wie ein blaugrüner, lichtbetupfter Wasserteppich bis zum Horizont erstreckte. Das Grummeln in seiner Magengrube war stärker und unangenehmer geworden.
    Ihm gefiel nicht, wie die Dinge sich entwickelten.
    Was, um alles in der Welt, ging hier vor?
    Was war letzte Nacht in dieser abgelegenen Bucht geschehen?
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden!
    Die Zeitschau!
    Zamorra richtete sich auf und kehrte zu dem Steinblock mit den Blutspuren zurück. Er griff unter sein Hemd und streifte sich die Silberkette, an der
    Merlins Stern hing, über den Kopf. Das Amulett war zur Zeit des ersten Kreuzzuges entstanden, von dem legendären Zauberer Merlin geschaffen aus der Kraft einer entarteten Sonne , als letzter, stärkster und mächtigster von sieben magischen Talismanen - das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana.
    »Was hast du vor?« fragte Nicole, als er sich auf den vermeintlichen Opferstein setzte.
    »Was schon?« erwiderte Zamorra knapp. »Mir einen hübschen, kleinen Film ansehen…«
    Mit diesen Worten nahm er das Amulett in beide Hände, um sich mittels eines hypnotischen Schaltworts in die Halbtrance zu versetzen, die nötig war, um die Zeitschau zu aktivieren.
    Der stilisierte fünfstrahlige Drudenfuß, der im Zentrum der handtellergroßen, mit sonderbaren Hieroglyphen und den Zodiaksymbolen verzierten Silberscheibe lag, verwandelte sich vor den Augen des Parapsychologen in eine Art Mini-Bildschirm. Auf ihm konnte Zamorra jetzt sehen, was an diesem Ort, in dieser Bucht und in seiner unmittelbaren Umgebung in den letzten Stunden geschehen war.
    Die Zeitschau funktionierte im Grunde genommen wie ein Videorecorder, mit dem man den eingelegten Film im Suchmodus rückwärts laufen ließ.
    Zuerst konnte Zamorra nichts erkennen außer dem Meer, dem Strand und auch der Bucht, in der sie sich befanden. Dann ließ Zamorra den Film rasend schnell zurückspulen, er wußte ja, ab welchem Zeitpunkt es für ihn interessant werden würde. Auf dem Miniatur-Bildschirm wurde es dunkel, die Nacht brach herein - in Wirklichkeit war es die Morgendämmerung.
    Zamorra ging noch weiter in der Zeit zurück, sah nur Schwärze und huschende Schatten, dann stoppte er, hatte den Zeitpunkt erreicht, der für ihn wichtig war, und ließ den Film jetzt in Normalgeschwindigkeit wieder vorwärts laufen.
    Letzte Nacht…
    Dunkelheit. Der Ozean. Das hektische Flackern der Fackeln, die rings des Steines im Sand steckten. Der Vollmond, bleich und rund, immer wieder von vorüb erziehenden Wolken verdeckt.
    Und dann…
    Dann brach mit einem Mal eine Bilderflut von schrecklicher, menschenverachtender Grausamkeit über Zamorra herein. Eindrücke, visuelle Blitze, ein ungeheures Stakkato von Bildern, wie Filmschnipsel, die rasend schnell hintereinandergeschnitten waren…
    Eine Gruppe kuttentragender Gestalten.
    Eine hübsche Inderin mit langem, schwarzem Haar, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt. Große, braune Augen. Nackt. Vor Panik kreischend.
    Der Opferstein, erhellt vom zuckenden Licht der Fackeln.
    Die junge Frau, jetzt bewußtlos, auf dem Stein liegend.
    Ein dunkel gewandeter Mann, das Gesicht fast ganz von einer weiten Kapuze verborgen, der ein Messer mit einer langen, am Ende leicht sichelförmigen Klinge in der Hand hielt.
    Die Kuttenträger.
    Die ohnmächtige Inderin.
    Der Mann mit dem Messer.
    Die Hand, die den Dolch hielt. Emporschnellend.
    Die
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