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0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
Autoren: Andreas Kasprzak
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unter 30° im Schatten. Daran konnte auch die frische Brise nichts ändern, die von der offenen See her wehte.
    Nachdem sie ein Stück gegangen waren, blieb Zamorra stehen und drehte sich zu Gonds Haus um. Er konnte den Backsteinbau zwischen den Palmen von hier aus einigermaßen gut ausmachen. Sie mußten ungefähr an der Stelle sein, an der die sonderbare Prozession aus dem Dickicht getreten war. Er wandte sich nach links und schaute den Strand hinab, der einsam und verlassen dalag.
    Auf den ersten Blick konnte er nichts ausmachen, das sich die musikalischen Fackelträger als Ziel hätte auswählen können. Dann allerdings erspähte er in der Ferne, vielleicht eine halbe Meile entfernt, eine Bucht, wo sich das Westghat-Gebirge bis ins Meer vorschob.
    Ob sie dort einen Hinweis auf die Summbrüder finden würden?
    Abwarten.
    Er ergriff Nicoles Hand, was sie mit einem warmen Lächeln quittierte, und setzte sich wieder in Bewegung. Mit ausholenden Schritten marschierten sie den Strand entlang.
    Fünf Minuten später hatten sie die Bucht erreicht, die sich wie ein Halbmond in das Felsmassiv gegraben hatte. Sie war zu Fuß nur durch einen bogenförmigen Durchgang zu erreichen, den das Wasser im Laufe der letzten Jahrmillionen nach und nach in den Stein gewaschen hatte.
    Sie traten durch dieses natürliche Portal und sahen sich neugierig um.
    Die Bucht war nicht besonders gewaltig, vielleicht so groß wie ein halbes Fußballfeld. An drei Seiten ragten die Felsen steil und schroff in die Höhe. Der Strand war schmal und fiel zum Meer hin leicht ab. Die Spuren im Sand waren zu zahlreich und verwischt, um sie deuten zu können und Schlußfolgerungen zuzulassen. Vielleicht fünf Schritte von der Brandung entfernt, lag ein halbhoher Granitblock, so flach und glatt wie eine Tischplatte aus Marmor.
    Zamorra trat darauf zu und beugte sich über den Stein. Er nahm seine Sonnenbrille ab und besah sich die blanke Oberfläche.
    Sie wies hier und dort dunkle, eingetrocknete Flecken von bräunlichschwarzer Färbung auf, und die schienen für die brummend umherschwirrenden Fliegen überaus interessant zu sein.
    Mit einem Mal verspürte Zamorra ein ziemlich ungutes Gefühl in der Magengegend.
    Diese Flecken…
    Er steckte die Sonnenbrille in seine Brusttasche, zog sein Taschenmesser hervor, klappte die Klinge aus und schabte damit etwas von der eingetrockneten Substanz ab. Braun und krümelig klebte das Zeug an der blanken Klinge.
    Nicole hatte bemerkt, daß er etwas gefunden hatte, kam zu ihm herüber und musterte die seltsame Substanz auf der Messerklinge.
    »Was ist das?«
    »Sieht aus wie… Blut«, sagte er.
    Er befeuchtete seinen Zeigefinger mit Speichel, nahm damit einige der braunen Krümel auf und steckte den Finger in den Mund.
    »Schmeckt auch wie Blut. Ist Blut.«
    »Na, großartig«, seufzte Nicole. »Ich schätze, das bedeutet dann, daß wir unseren Aufenthalt in diesem entzückenden kleinen Örtchen mitten im Nirgendwo noch ein wenig verlängern werden.«
    Zamorra spuckte das Blut in den Sand und nickte. »Da liegst du vermutlich richtig…« Er klappte die Klinge des Messers ein und steckte es zurück in die Hosentasche. »Irgendwie glaube ich nämlich nicht, daß sich das Blut rein zufällig auf diesem Stein befindet… Oder daß es von einem Tier stammt.«
    Nicole sah ihn an. »Du meinst…?«
    Er hob die Schultern. »Wer weiß? Menschenopfer sind in Indien seit jeher weit verbreitet, denk nur an Kali und Shiva, um mal die blutrünstigeren der hinduistischen Götter zu nennen. Natürlich hat die indische Regierung Menschenopfer Mitte der zwanziger Jahren im Zuge der Mentford-Reformen verboten, aber warum sollten es die Bürger in diesem Teil der Welt mit dem Gesetz anders halten, als wir es im Westen tun? Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Immerhin wird auch die Witwenverbrennung trotz Verbot immer noch durchgeführt.«
    »Wie gut, daß wir nicht verheiratet sind…«, entfuhr es Nicole spontan. »Und unter diesen Umständen würde ich auch keinen Wert darauf legen. Vor allem, weil Frauen, deren Familien nicht genügend Mitgift aufbringen, oft kurz nach der Hochzeit von ihrem liebenden Gatten umgebracht werden. Ein dummer Unfall im Haushalt, oder so. Danach kann er wieder heiraten und sein Vermögen mehren.«
    »Du würdest dich nicht mal weigern dürfen«, erinnerte Zamorra. »In diesem Land zählt leider traditionell immer noch nur der Wille des Mannes.«
    Nicole schwieg gedankenverloren; sie verzichtete auf
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