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0587 - Mumien in Moskau

0587 - Mumien in Moskau

Titel: 0587 - Mumien in Moskau
Autoren: Jason Dark
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eingehalten wurde, mußten sie in fünf Minuten starten. Es wies alles darauf hin, daß nichts schiefging.
    Die Scheinwerferstrahlen zuckten auf und durchschnitten das dunkel gewordene Parklicht. Sie zauberten, da ihr Licht durch Filter verändert worden war, tatsächlich eine weiche, romantische Stimmung, die sich wie ein gewaltiges Tuch über das gesamte Gelände gelegt hatte. Jeder, ob Akteur oder Zuschauer, kam sich vor, als wäre er darin eingewebt.
    Wieder hielt SBB eine kurze Rede. Sascha stand da und winkte anderen Mannequins zu, die auf den See rudern würden, wenn sich Chicky und Jade auf der Rückfahrt befanden.
    Die beiden hockten zusammen, unterhielten sich flüsternd. Jade konnte den Blick nicht von der Wasserfläche abwenden, was Chicky natürlich aufgefallen war.
    »Suchst du was?«
    »Ja.«
    »Ich hoffe, daß sie nicht kommt.«
    Chicky lächelte knapp. »Soviel ich weiß, sind es zwei Mumien gewesen.«
    »Hör auf.«
    »He, ihr beiden Gänse.« Sie hörten Saschas Stimme und das anschließende Zischen. »Seid ruhig und konzentriert euch auf die Aufgabe. Das ist wichtig. Ich täue euch los.«
    »Mach schon.« Jade griff nach den Rudern. Es war wie schon einmal, nur stand sie jetzt auf dem Präsentierteller, die Stimmung war dahin. Zahlreiche Augenpaare würden ihren Weg über den See verfolgen, dazu begleitete sie die Stimme des Ansagers, der über die Kleidung sprechen würde.
    Das Boot bekam Fahrt, der Bug zerteilte das ruhige Wasser wie eine stumpfe Messerklinge.
    Als Jade die Ruderblätter eintauchte und durchzog, lächelte sie Chicky zu, die etwas verkrampft auf der Sitzbank hockte. »Sei locker, Mädchen, wir schaffen das schon.«
    »Toll, deine Nerven.«
    Smart Boy Billy redete sich in Form. Er lobte die beiden Mannequins bis über den grünen Klee und erklärte, wie irre toll ihre Kleidung war. Zwei Scheinwerfer hielten sie gefangen. Durch den Filter blendete das Licht nicht zu sehr. Es wanderte mit der gleichen Geschwindigkeit weiter, mit der sie durch das Wasser glitten.
    Seerosen schwebten vorbei. Chicky lehnte sich zurück und ließ einen Arm über Bord baumeln. Sie spielte mit den Fingern, freute sich über die Kühle des Wassers.
    Jade ruderte. Natürlich mit völlig anderen Gefühlen als bei ihrem ersten Ausflug. Im Innern spürte sie den Druck. Sie wäre beinahe enttäuscht gewesen, wenn sich die Mumie nicht gezeigt hätte. Immer wieder schielte sie auf das Wasser, doch kein Umriß zeichnete sich unterhalb der grünen Fläche ab.
    Es war vereinbart, daß sie auf der Mitte des Sees stoppen sollten, um dort ihre Kleidung abzulegen, damit die Bademode besonders gut präsentiert werden konnte.
    Es war nicht mehr nötig, die beiden Ruderstangen weit durchzuziehen. Das Boot trieb auch von allein weiter und näherte sich immer mehr dem abgesprochenen Ziel.
    Chicky Munich hatte ihre Haltung nicht verändert, nach wie vor genoß sie es, die Hand durch das Wasser schleifen zu lassen.
    Ihre Kollegin dachte daran, daß sie beide jetzt ungefähr die Stelle erreicht hatten, wo alles angefangen hatte.
    Da spürten sie den Stoß.
    Beide erschraken, ihr Blick änderte sich, und Jade fragte: »Warst du das?«
    »Nein!« Hastig zog Chicky die Hand aus dem Wasser.
    Jade zog die Ruder ein. Sie wollte sich erheben, um die Kleidung loszuwerden, was in dem schmalen Boot nicht so einfach war, als Chicky schrill aufschrie.
    Genau an ihrer Seite war etwas aus dem Wasser geschossen. Ein langer, bandagierter Arm und eine Hand daran, die sich wie ein Haken um den oberen Rand der Bordwand schlug.
    Die Mumie war da!
    ***
    Selim schlief noch immer, und das war gut so. Die Wegbeschreibung war ebenfalls hervorragend gewesen, so daß ich so gut wie keinen Zeitverlust gehabt hatte.
    Das als Hotel umgebaute Kloster lag tatsächlich einsam. Dörfer oder auch nur Häuser sah ich in der näheren Umgebung nicht. Der alte Bau fristete ein inselhaftes Dasein, das allerdings an diesem Tage aus seinem Schlummer gerissen worden war, denn vor dem Hotel standen zahlreiche Fahrzeuge.
    Ich hatte nicht vor, so schnell gesehen zu werden, außerdem paßte mein Fahrzeug nicht so recht dazu, deshalb fuhr ich einen Bogen und stellte es an der Seite ab. Selim kettete ich sicherheitshalber mit der Handschelle an das Lenkrad fest.
    Dann stieg ich aus.
    Eine Geräuschkulisse wehte mir über das Dach des Hotels hinweg entgegen. Es war eine Mischung aus Beifall und wohltönenden Beschreibungen von Mode.
    Das wiederum überraschte mich, denn ich
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