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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verstand Robin nicht, was Zamorra damit meinte. Aber auf seine Nachfrage erhielt er auch keine Antwort.
    Zamorra steckte die Wurzelstränge ein. Für ihn kam es jetzt nicht mehr darauf an, ob er sich infizierte - das war ja schon passiert.
    »Willst du nicht versuchen, Mathieu von diesem Zeugs… zu befreien?« fragte Robin.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Falls er überhaupt noch lebt, wird das sein endgültiges Ende sein. Denk an seinen Assistenten. Mathieu ist noch viel stärker von dem Pflanzengeflecht durchwachsen. Wenn ich es auflöse, dürfte er ähnlich aussehen wie die beiden Menschen, die er heute vormittag zu obduzieren hatte.«
    »Was mich zu der Frage bringt: Warum hat sich das Pflanzen- oder Baumzeugs in den Körpern dieser beiden wieder zurückgezogen? Du warst das doch nicht. Du warst da ja noch gar nicht im Einsatz.«
    »Richtig. Und wenn ich dabei Magie angewendet hätte, hätte Mathieu kaum noch Pflanzenfasern in den beiden Körpern finden können. Ich hätte alles aufgelöst. Wie bei dem Assistenten.« Er atmete tief durch. »Was wirst du jetzt tun, Pierre?«
    »Die Flucht nach vorn antreten«, sagte Robin und wies auf Mathieu. »Das hier ist nicht zu leugnen, und wir können es dokumentieren. Später wird uns niemand als Spinner bezeichnen können. Ich rufe Vendell an. Der soll alles an Spuren sicherstellen, was er findet, und Brunot soll herkommen und die Leute verhören, die hier im Haus wohnen. Egal, ob die was gehört oder gesehen haben oder nicht. Wir lassen das hier photographieren und es von den anderen Beamten bezeugen. Dann braucht sich auch Gaudian keine Sorgen mehr über eine Rechtfertigung meiner Vorgehensweise zu machen. Denn das hier sind Fakten, an denen auch kein Untersuchungsrichter oder Justizminister vorbeikommt.«
    Er schluckte.
    »Verdammt! Daß es ausgerechnet Mathieu erwischt… Zamorra, siehst du wenigstens den Hauch einer Chance, ihm zu…?«
    »Ihm zu helfen? Ich bin nicht sicher, ob überhaupt noch Leben in ihm ist - menschliches Leben. Wenn es eine Chance gibt, werde ich sie ganz bestimmt nutzen. Aber im Moment sehe ich keine.«
    Er wandte sich ab und kehrte in die Wohnung zurück, durchquerte sie in Richtung Treppenhaus.
    Robin wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber. Eine Chance für Mathieu bedeutete, daß zuerst einmal Zamorra am Leben bleiben mußte, der ja ebenfalls mit dem Pflanzenkeim infiziert war.
    Plötzlich kam dem Chefinspektor eine Idee, und er fragte sich, warum nicht schon die anderen darauf gekommen waren. Schließlich hatten Nicole und Zamorra doch tatsächlich mit Magie zu tun.
    Er zupfte Nicole am Ärmel.
    »Bei Zamorra ist doch die Infizierung noch nicht so weit fortgeschritten. Er ist noch nicht dermaßen stark von den Pflanzenfasern durchzogen wie Mathieu oder sein Assistent. Wäre es da nicht möglich, jetzt -gewissermaßen vorbeugend - alles dämonisch-pflanzliche aus ihm zu entfernen? Diesen Dingsbums, den blauen Karfunkelstein, kannst du doch genauso benutzen wie er selbst. Warum versuchst du nicht einfach, ihm auf diese Weise zu helfen?«
    Nicole zuckte mit den Schultern. Sie griff in eine Tasche ihrer Jeans und holte den Dhyarra-Kristall hervor.
    Robin hob verwundert die Brauen, weil er meinte, gesehen zu haben, daß Zamorra ihn in der Gerichtsmedizin eingesteckt hatte.
    »Während du uns hergefahren hast, habe ich auch schon über diese Möglichkeit nachgedacht«, sagte sie düster. »Ich habe die mentale Matrix von Zamorra telepathisch übernommen, die er bei dem Assistenten eingesetzt hat. Aber ich erhielt bei Zamorra keine Resonanz. Die Dhyarra-Magie wirkt nicht.«
    »Aber - wieso?« Robin staunte.
    »Ich weiß es nicht, verdammt!« Nicole sagte es grober als beabsichtigt. Auch sie ließ Robin jetzt auf dem Balkon einfach stehen.
    Ehe der Chefinspektor ihr schließlich nach draußen folgte, benutzte er Mathieus Telefon. Er rief in der Präfektur an, um Vendells Leute herbeizubitten.
    Zamorra wartete draußen vor der Wohnungstür. Als sich Nicole zu ihm gesellte, kam gerade von oben ein älterer Mann die Treppe herunter. Er grüßte freundlich.
    »Dafür, daß es dem Doktor gar nicht gut geht und er auch nicht gestört werden wollte, hat er aber eine Menge Besuch… durchaus attraktiven Besuch, wie ich feststellen muß.« Er lächelte Nicole mit blendend weißen Zähnen an - bei seinem Alter zu weiß, um echt zu sein.
    »Mathieu wollte nicht gestört werden?« hakte Nicole sofort nach. »Das heißt, Sie haben ihn gesehen und mit
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