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0580 - Ginas Mörderschloß

0580 - Ginas Mörderschloß

Titel: 0580 - Ginas Mörderschloß
Autoren: Jason Dark
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starrte er mich an.
    Ich nickte ihm entgegen. »Das ist es wohl gewesen, Herr Orth. Es tut mir nicht einmal leid.«
    »Verdammt, du… fahr zur Hölle!«
    »Zeigen Sie mir Ihre Wunde.«
    »Nein!«
    »Okay, wie Sie wollen.« Er stierte ungläubig, als ich ein Paar Handschellen zückte. »Sie werden…«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Bist du ein Bulle?«
    »So etwas Ähnliches.«
    »Schieß, Mann!« Er mußte zusehen, wie ich mich bückte und ihn in Richtung Treppe schleifte, wobei er furchtbar fluchte und mir die Pest an den Hals wünschte.
    »Ich werde Ihnen einen Arzt besorgen, Herr Orth.«
    »Darauf sch…«
    »Ja, ich weiß, was Sie meinen. Es ist trotzdem besser.« Das Geländer kam mir gerade recht, um eine Schelle daran zu befestigen.
    Jetzt konnte er nicht mehr fliehen. Er hockte auf dem Steinboden.
    Ich kümmerte mich um seine Wunde, holte aus dem Wagen den Verbandskasten und versorgte sie so gut wie möglich.
    Orth fluchte dabei und wünschte mir noch immer die Pest an den Hals. Mehr kannte er wohl nicht.
    »Darüber reden wir später, Herr Orth. Ich möchte von Ihnen wissen, wo der Junge steckt.«
    »Welcher?«
    »Dennis Höller!«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie schön. Leider habe ich jemand hinter einem Fenster oben gesehen. Und diese Person sah mir nicht so aus, als würde es ihr Freude bereiten, in diesem Raum zu stecken.«
    »Weiß ich nicht.«
    Ich tastete Orth ab und fand auch, was ich finden wollte. Einen Ring mit Schlüsseln.
    »Ja, der Schlüsselring.« Ich lachte. »Sie scheinen hier tatsächlich der Hausmeister zu sein.«
    »Leck mich!«
    Ich richtete mich auf und ging auf die Treppe zu. »Wir sehen uns später wieder.«
    »Verrecke!« brüllte er mir nach, als ich die breiten Stufen der Treppe hochlief.
    Ich konnte mir den Haß des Mannes auf mich nicht erklären. Der hatte schneller und brutaler reagiert als ein professioneller Killer. Es wäre ihm egal gewesen, einen Mord zu begehen.
    Was steckte dahinter?
    Im Prinzip suchte ich noch immer den Blutstein. Er war für mich das Ziel. Um allerdings dorthin zu gelangen, würde ich noch zahlreiche Hindernisse zu überwinden haben. Eines davon war eben dieser Hausmeister namens Orth gewesen.
    Ich hatte mir vorgenommen, ihm in bezug auf den Stein noch einige Fragen zu stellen. Ob ich allerdings eine Antwort bekam, stand in den Sternen.
    Auch die Treppenhäuser leerer Internate können geisterhaft und gespenstisch wirken. Das bekam ich mit, als ich durch die langen Flure ging und die Stufen hochschritt.
    Zwar hatte ich nicht das Gefühl, beobachtet zu werden, ich spürte jedoch diese andere Atmosphäre, die mich einfach nicht losließ. Die Stille im Treppenhaus, die praktisch unterhalb der hohen Decke eine unsichtbare Wand bildete.
    Ich erwischte das letzte Stockwerk. Vor dem Hineingehen hatte ich mir genau gemerkt, wo sich das Fenster ungefähr befinden mußte, hinter dem ich den Jungen gesehen hatte.
    Vom Treppenhaus her mußte ich mich nach links wenden. Meine Tritte hallten in dem kahlen Gang, und Echos begleiteten mich.
    Türen sah ich einige, probierte, ob sie verschlossen waren und hörte plötzlich das Klopfen und die Stimme eines noch jungen Menschen.
    »Hier bin ich – hier!«
    Es war eine Tür in der Mitte und auf der rechten Seite. Wie ich es mir schon gedacht hatte.
    Ich zog den Schlüsselring aus der Tasche und gab dem Jungen Antwort: »Keine Sorge, ich hole dich da raus.«
    »Es ist abgeschlossen…«
    »Ich muß nur die Schlüssel ausprobieren.«
    Nach dieser Antwort hörte ich ihn vor Erleichterung stöhnen. Es dauerte tatsächlich einige Zeit, bis ich den richtigen Schlüssel herausgefunden hatte.
    Aber dann ging alles blitzschnell.
    Als ich die Tür öffnete, trat der Junge so weit zurück, bis er den unter dem Fenster stehenden Tisch erreichte. Wir schauten uns an.
    Ich sah einen etwa Vierzehn- oder Fünfzehnjährigen vor mir, der ängstlich, blaß, verschwitzt und gleichzeitig erschöpft aussah und zögernd lächelte, als auch ich meine Lippen verzog.
    »Bist du Dennis Höller?« fragte ich ihn.
    Der blonde Junge mit dem offenen Gesicht und den Sommersprossen nickte.
    »Ich heiße John Sinclair und habe dich gesucht.«
    Er runzelte die Augenbrauen.
    »Sie… Sie kommen nicht aus Deutschland – oder?«
    »Nein, aus London.«
    Staunen zeichnete sein Gesicht. »Und Sie haben mich gesucht? Stimmt das wirklich?«
    »So ist es.«
    Das Staunen verschwand nicht. »Aber wieso? Wie kommen Sie als Engländer dazu, mich zu
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