Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz
Autoren: Gaelen Foley
Vom Netzwerk:
wusste nicht, wie man gegen Geister kämpfte, und dieses baufällige Herrenhaus steckte voll von ihnen.
    Jedes Mal, wenn Lily die Auffahrt entlangging, musste sie an dem Baum vorbei, an dem sich Lord Owen Masters ihr zum ersten Mal genähert hatte. Derek hatte sie gefragt, wo das passiert war, und als sie es ihm zeigte, wollte er ihn fällen. Doch Lily sagte, der große alte Baum hätte nichts falsch gemacht. „So ein Todesurteil verdient er nicht, Derek." Natürlich. Er war nur ein Baum.
    Das mochte stimmen. Aber wenn Derek den knorrigen alten Stamm ansah, dann sah er darin Ungeheuer, die ihn angrinsten, die kleinen Mädchen nachstellten.
    Das war der Moment, an dem er tief innen in seinem Kämpferherzen erkannte, dass er sie von hier wegbringen musste. Dieser unheimliche Ort hielt sie unter seinem Bann, und irgendwie musste er sie retten.
    Dann war da noch die traurige Ruine des Gartenpavillons, den ihr Vater seiner Tochter unvollendet hinterlassen hatte -eine weitere Erinnerung, der sie sich jeden Tag stellen musste. Wäre Langdon Balfour noch am Leben, hätte Derek ihm gern auf seine aristokratische Nase geboxt. Der Gartenpavillon war nur eine Sache mehr, die Derek gern für Lily aufbauen wollte, um ihr Herz zu heilen. Er würde dafür sorgen, dass die Aufgabe diesmal zu Ende gebracht wurde, und zwar richtig.
    Aber im Grunde war er sich nicht im Klaren darüber, was er wirklich tun sollte.
    Es konnte nicht gut sein für Lily, Tag für Tag an ihre Verluste erinnert zu werden und wie sie verraten worden war. Doch der schädlichste Einfluss von allen ging von ihrer Mutter aus. Himmel, dachte er, Lily sollte auf keinen Fall irgendwo in der Nähe dieser Harpyie sein, außer für einen kurzen Besuch. Diese Frau war reines Gift.
    Während sie im Salon an ihrer Stickerei arbeitete, gab Lady Clarissa den ganzen Tag lang kleine beleidigende Sticheleien und Kritik an ihrer Tochter von sich, schüchterte Lily ein und überhäufte sie mit Schuldgefühlen. Warum nur konnte das Mädchen nicht für sich selbst einstehen?
    Zwar wagte Lady Clarissa es nicht, ihre Tricks bei ihm an-zuwenden, doch trotzdem zögerte Derek, sich einzumischen. Er wusste nur zu gut, dass am Ende er wie ein Schurke dastehen würde, wenn er eine geschickte Manipulatorin wie sie angriff. Aber er war nicht sicher, wie lange er es noch schaffen würde, sich auf die Zunge zu beißen - wenn er sah, was alles das bei seiner Frau anrichtete.
    Jeden Tag war sie den grausamen Bemerkungen ihrer Mutter ausgesetzt, und diesem Ort und der düsteren Last der Vergangenheit, die auf Balfour Manor ruhte.
    Lily wurde immer stiller und zog sich mehr und mehr zurück. Jeden Tag schien sie sich weiter von der furchtlosen Göttin zu entfernen, die ihn aus dem brennenden Stall gerettet hatte. Sie war beinahe unscheinbar geworden. Es fiel ihm schwer, das mit anzusehen. Seine schöne Gemahlin wurde eine hohlwangige Fremde.
    Für Derek wäre es leichter gewesen, sie bei einer Grippe oder einer anderen Krankheit zu begleiten. Wie er diese Verschlossenheit heilen sollte, darauf hatte er noch keine Antwort gefunden.
    Er wusste, er musste sie hier herausholen, ehe sie selbst wie ein Geist dahinschwand. Er musste sie aus ihrem Käfig befreien und fortbringen, so wie sie es bei ihm getan hatte.
    Aber die Medizin, die ihm vorschwebte - nun, dachte er finster, sie wird ihr nicht gefallen.
    Genau genommen würde sie es hassen. Vielleicht würde sie am Ende sogar ihn hassen. Aber dann sollte es so sein. Er würde alles tun, was nötig war, um sie zu beschützen. Das war sein heiligster Eid gewesen.
    Nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, schrieb Derek an Charles Beecham, alles zu veranlassen, damit Balfour Manor verkauft werden konnte.
    Er hatte noch keine Ahnung, wann und wie er Lily sagen sollte, dass sie bald umziehen würden - wohin immer sie wollte.
    Er wusste nur, dass er seine Frau retten musste.

20. KAPITEL
    Das Schuldgefühl, das vertraute Schuldgefühl flüsterte ihr wieder leise ins Ohr, als Lily später am Abend zusah, wie ihr erschöpfter Ehemann sich in ihr Schlafzimmer schleppte. Er bewegte seinen großen, starken Körper langsam und steif nach weiteren sechzehn Stunden harter Arbeit.
    Lily, in einem weißen ärmellosen Nachthemd, wartete in ihrem Bett auf ihn und beobachtete ihn, insgeheim erschrocken über das, was sie ihm da aufbürdete.
    Obwohl er sich niemals beklagte - tatsächlich schien es ihm überhaupt nichts auszumachen musste er dennoch glauben, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher