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0572 - Zarkahrs Braut

0572 - Zarkahrs Braut

Titel: 0572 - Zarkahrs Braut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verdammter Kerl? Wie hat er Redon und Couffé umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mayenne. »Und ich denke, ich will es auch gar nicht wissen. Erledigen wir diesen verdammten Auftrag, und das war’s dann hoffentlich. Ruf die anderen an.«
    »Wie sollen wir vorgehen?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber mir wird schon etwas einfallen.«
    »Hoffentlich. Ich möchte diese Sache überleben«, sagte der Algerier trocken.
    »Das wirst du, Ahmad«, versicherte Mayenne.
    Aber dabei war er nicht einmal sicher, daß er selbst überleben würde.
    Der Unheimliche, der sich in den unnatürlichen Schatten tarnte, flößte ihm Todesangst ein.
    Für einen ganz kurzen Augenblick hatte Mayenne das Gefühl gehabt, daß die Schatten transparenter wurden und ihm mehr von den Umrissen des Unheimlichen zeigten.
    Mayenne glaubte, Flügel gesehen zu haben…
    ***
    Lady Patricia Saris betrat das Frühstückszimmer im Château Montagne und hob erstaunt die Brauen. Nicht, weil sie kaum erwartet hatte, den Professor und seine Lebensgefährtin schon um diese Vormittagsstunde hier anzutreffen, was ungewöhnlich genug war. »Ist heute irgendein Feiertag, von dem ich nichts weiß?« fragte sie nach dem allgemeinen Morgengruß.
    Zamorra beugte sich vor, um ihr den bereitstehenden Tee einzuschenken. Mochte der Himmel wissen, woher Raffael Bois, der zuverlässige alte Diener, stets genau wußte, wann sie zum Frühstück erschien, um ihren Tee immer rechtzeitig frisch fertig zu haben. Dabei frühstückte sie mittlerweile schon fast genauso unregelmäßig wie ihre Dauer-Gastgeber und selten mit ihnen gemeinsam.
    »Feiertag?« erkundigte sich Nicole Duval. »Wie kommst du denn darauf?«
    Die Schottin schmunzelte. »Weil du zur Abwechslung mal nicht halb nackt herumläufst.«
    Nicole grinste zurück. Patricia hatte sich in den drei Jahren längst daran gewöhnt, daß Nicole im Château oft auf überflüssige Textilien verzichtete. Und den Begriff »überflüssig« legte sie ab und an recht umfassend aus. Patricia nahm Nicoles Freizügigkeit zwar stirnrunzelnd als persönliche Eigenheit hin, verzichtete aber selten auf kritische Bemerkungen.
    »Gefällt dir das jetzt auch nicht?« maulte Nicole, aber sie lächelte dabei. »Ich kann’s schnell ändern, wenn du willst.«
    »Au ja«, bemerkte Zamorra.
    »Um Himmels willen«, wehrte Patricia ab. »Laß nur, mir wär’s eh lieber, wenn statt dessen die Männerwelt etwas leichtbekleideter herumlaufen würde - aber Zamorra traut sich ja nicht.«
    Der hüstelte.
    »Es gilt schließlich, meine männliche Würde zu wahren«, erklärte er hoheitsvoll.
    »Oh«, machte Nicole. »Männliche Würde? In deiner Eigenschaft als Mann hast du gefälligst als Lustobjekt zu dienen!« Sie blinzelte Patricia verschwörerisch zu. »Komm, reißen wir ihm die Klamotten vom Leib!«
    Die Schottin hob abwehrend beide Hände. »Lieber nicht, und schon gar nicht, bevor ich gefrühstückt habe!«
    »Aber danach hilfst du mir?«
    »Seit wann schaffst du das nicht mehr allein?« seufzte Patricia. »Tu du, was du nicht lassen kannst, und halte mich da raus.«
    »Typisch Frauen«, knurrte Zamorra. »Entweder kriegen sie allein auf sich gestellt nix auf die Reihe, oder sie machen einen Rückzieher, wenn’s ernst wird!«
    Patricia runzelte die Stirn. »Du kriegst gleich ein UFO ins Auge, wenn du so weiter lästerst, geschätzter Gastgeber!« Sie hob ein mit Marmelade bestrichenes Toast an, damit Zamorra wußte, was mit dem ›Unbekannten Flugobjekt‹ gemeint war.
    »Macho!« zischte Nicole gleichzeitig.
    Nach der Scheibe Marmeladentoast und einer Tasse Tee erhob sich Patricia und verließ das Zimmer.
    »Ha!« entfuhr es Nicole. »Jetzt gibt es keine Belastungszeugen mehr!« Sie schwang sich auf Zamorras Schoß. »Ich werd’s dir zeigen, daß ich dich auch allein ausziehen kann!«
    Gemeinsam kippten sie mit dem Stuhl um. »Hilfäh«, röchelte Zamorra wenig überzeugend, während Nicole sich über ihn beugte und ein theatralisches »Mich gelüstet nach dir, Mann!« hauchte. Seine ohnehin nicht ernst gemeinten Proteste wurden unter einem langen Kuß erstickt.
    Patricia stand hinter der Tür, die sie nicht richtig geschlossen hatte. Sie wollte zwar nicht wirklich spähen, aber sie konnte nicht anders und warf einen Blick durch den Spalt.
    Einen sehr langen Blick…
    Bis jemand hinter ihr heranwatschelte, einen Arm hochreckte und trompetete: »Gibt’s da was zu sehen? Warum gehst du nicht hinein?«
    Entsetzt zuckte die Schottin
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