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0570 - Vampirpest

0570 - Vampirpest

Titel: 0570 - Vampirpest
Autoren: Jason Dark
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Er hatte es spüren können, als er mit den Händen durch sein Gesicht gefahren war. Die Haut wirkte lappig und verbraucht.
    »Schau hinein!« flüsterte Reva. »Du wolltest Blut haben. Es befindet sich in dem Gefäß.«
    Will Mallmann lächelte, bevor er den Kopf über das offene Gefäß beugte. Bode hielt es noch immer. Er wirkte wie ein böser Bube in seiner Kampfkleidung, den kurzgeschnittenen Haaren und den kalten, grausamen Augen.
    Mallmann roch das Blut.
    Was ihn als Mensch angewidert hatte, das kam ihm jetzt vor wie das herrlichste Parfüm. Eine Wohltat war es für ihn, den Geruch, der ihm aus dem Gefäß entgegenschlug, wahrzunehmen.
    Eine Mischung aus Moder, einer manchmal bitteren Süße und Fäulnis.
    »Es ist das alte Blut!« erklärte ihm Reva flüsternd. »Sein Erbe, das wir mitgebracht haben, verstehst du?«
    Mallmann nickte.
    »Es ist Draculas Blut, das wir über Jahrhunderte hinweg aufbewahren konnten. Das alte Blut, die alten Kräfte sollen wieder erwachen. In uns sind sie es bereits, nun bis du an der Reihe, deinen ersten Hunger zu stillen.«
    »Ja, ich möchte es.«
    »Dann nimm die Schale!«
    Mallmann konnte das Zittern der Hände kaum vermeiden, als er nach dem Gefäß faßte. Beobachtet wurde er dabei von Reva und von Bode. Er setzte den Rand an die Lippen und ließ das etwas zähe Blut fließen.
    Er schielte in das Gefäß hinein. Der dunkle Strom floß ihm entgegen, berührte seine Lippen, floß darüber hinweg, glitt auf seine Zunge, und Mallmann spürte den Geschmack.
    Ein Vampir braucht kein Brot, kein Wasser, keine Delikatessen. All dies vereinigt das Blut. Will spürte, wie es in seine Kehle rann und sich im Magen ausbreitete.
    Er hätte den Krug am liebsten geleert. Dagegen hatten Reva und Bode etwas. Sie mußten Will das Gefäß aus der Hand ziehen, damit er nicht mehr weitertrank.
    »Es reicht jetzt!« sagte Reva. »Auch wir möchten noch etwas davon haben. Es ist unsere Reserve, es putscht uns immer auf.«
    Mallmann schaute sie an. In seinen Augen spürte er den Druck und das Brennen. Nur die Blutsaugerin und Bode konnten die Veränderung in den Pupillen erkennen.
    Aus der Tiefe beider Schächte stieg es empor wie ein Farbtupfer und setzte sich in den Pupillen fest. Eine rote, blutige Farbe, die sich mit dem Dunkel der Pupillen vermischte und seine Augen so aussehen ließ wie auf dem Bild.
    Kalt und grausam, dennoch vom wilden Feuer erfüllt, wie es nur in den Körpern der Blutsauger lodern konnte.
    Er hob seine Hände. Wieder fuhren die Handflächen über seine Wangenhaut.
    Dabei lächelte er böse und freudig zugleich, weil Mallmann spürte, daß sich die Beschaffenheit der Haut verändert hatte. Sie war nicht mehr so flockig, so teigig und dick, sondern straff geworden wie die eines jungen Menschen.
    Wozu Blut alles fähig war…
    Er öffnete den Mund. So etwas wie ein Grunzen drang daraus hervor, sein Körper straffte sich und signalisierte Tatendrang.
    »Wohin jetzt?« fragte er und schaute zu einem der Fenster hin.
    Reva verstand das Zeichen. »Nein«, sagte sie, »nein. Nicht mehr in dieser Nacht. Es wird bald heller.«
    »Aber du kannst auch…«
    Die Blutsaugerin hob den rechten Arm. »Ja, ich konnte mich auch tagsüber bewegen. Doch es fiel mir schwer, und ich verlor sehr viel Kraft. Nur das alte Blut gab mir die Möglichkeit, mich für einige Stunden zu halten. Ansonsten sind wir Geschöpfe der Nacht. Tagsüber werden wir schlafen und so lange warten, bis die verfluchte Sonne vom Himmel verschwunden ist. Das wird dein Leben sein. Denke immer daran, Will. Die Nacht gehört uns, nicht der Tag.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Dann komm mit uns, damit wir dir deine Schlafstätte zeigen können.« Sie streckte ihm den Arm entgegen, er nahm ihre Hand.
    Bode löschte das Licht der Kerzen. Dunkelheit fiel über den Raum.
    Das Innere des Schlosses wirkte sehr bald so verlassen wie die äußere Fassade.
    Reva und Will nahmen einen anderen Weg in den Keller. Einen Geheimgang, der seinen Beginn in einem Wandschrank hatte.
    Dahinter lag eine alte Steintreppe mit schiefen Stufen und ohne Geländer.
    So tauchten sie ein in einen unterirdischen Teil des Schlosses, wo der Moder, die Spinnweben und der Dreck regierten. Wo es kein Licht gab, das Böse aber in jeder Ecke lauerte.
    Hier fühlte sie sich wohl.
    Am Ziel angelangt, entzündete Reva den Docht einer Kerze. Sie schaute wie ein starrer Arm aus einem hüfthohen Bodenständer hervor. »Damit du siehst, wo du deine Tage verbringen kannst«,
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