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0570 - Vampirpest

0570 - Vampirpest

Titel: 0570 - Vampirpest
Autoren: Jason Dark
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geriet dabei in den Mondschein.
    Als Mensch hätte ihn der Schmutz auf den Sachen gestört, als Vampir war es ihm egal. Da interessierten ihn andere Dinge, aber auch alltägliche, denn er wußte genau, daß er hier nicht bleiben konnte. Wenn er seinen Drang stillen wollte, mußte er raus aus diesem verfluchten Verlies. Mit wesentlich elastischeren Schritten durchquerte er es. Das fahle Licht hatte ausgereicht, um den Türausschnitt erkennen zu können.
    Seine Sohlen schleiften über den Boden. Das etwas schüttere Haar stand wirr vom Kopf ab. Fast wäre er gegen die Tür gelaufen, tastete nach der Klinke und drückte sie in die Tiefe. Gleichzeitig stemmte er sich gegen das alte dicke Holz und drückte die Tür nach außen.
    Muffige, feuchte Luft wehte ihm entgegen. Als Mensch hätte er sie gerochen, als Vampir nicht. Ihn interessierte ein anderer Geruch, der von Blut.
    Er betrat den Gang und streckte die Arme aus. Seine Hände fanden das hier ebenfalls vorhandene Mauerwerk, wo er sich abstützte.
    Der Vampir stand in völliger Dunkelheit. Ein Mensch hätte sich hindurchtasten müssen, ihm machte die Finsternis nichts aus, er fühlte sich in ihr wohl und geborgen, und er wußte auch, in welche Richtung er sich wenden mußte.
    Der Untote ging nach rechts.
    Durch den stockdunklen Gang schritt er, stieß hin und wieder mit den Fußspitzen gegen irgendwelche Hindernisse und hörte, wie die Steine davonrollten.
    Schon bald hatte ihn die Finsternis völlig verschluckt. Nur seine knirschenden Tritte waren zu hören und ein dumpfer Laut, als er mit der Schulter gegen ein Hindernis schlug.
    Es war eine Tür!
    Der Vampir suchte sie tastend ab, bis er die Klinke fand. Er drückte sie herunter. Ein unheimliches Geräusch durchdrang die Stille. Es konnte nur entstehen, weil die Tür über den Boden schabte und in den Angeln quietschte, als würden dort kleine Wesen stecken, die ihre Angst hinausschrien.
    Der Blutsauger taumelte über die Schwelle, weil er sich zuviel Schwung gegeben hatte.
    Kerzenlicht empfing ihn…
    Ein weicher, zuckender Schein, der eine Mischung aus tanzenden Schatten und hellerem, rotgelben Licht bildete. Er floß auch über seine Gestalt, erreichte das Gesicht, in dem die Haut wie die eines Toten aussah und jegliche Frische vermissen ließ.
    Kerzen brannten über ihm. Sie standen neben der Treppe in einem alten eisernen Wandleuchter.
    Er ging die Stufen hoch.
    Zuerst langsam, fast stolpernd. Hin und wieder hatte er Mühe, eine Kante zu überwinden, doch er wollte nicht aufgeben. Sein Ziel lag am Ende der Treppe. Dort würde er dem Blut nahe sein, das genau spürte er, und dieses Wissen peitschte ihn.
    Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, wurde er sicherer. Der Glanz einer Vorfreude trat in seine Augen, die Lippen bewegten sich wie zwei feuchte Schläuche. Manchmal sprudelten Schaumbläschen vor seinem Mund, die er abwischte.
    Am Ende der Treppe und vom Lichtschein soeben noch erwischt, sah er die nächste Tür.
    Sie stand spaltbreit offen!
    Der Vampir wußte, daß dies ihm allein galt. Jemand wollte, daß er den Keller verließ.
    So ging er weiter…
    Hinter der Tür erreichte er einen großen Raum, in dem nicht ein Möbelstück stand.
    Es brannten auch keine Kerzen. Wenn doch ein blasses Licht durch die zahlreichen Fenster sickerte, dann war es der Schein des Mondes. Der Blutsauger trat auf eines der Fenster zu und schaute hinaus.
    Sein Blick fiel gegen eine wellige Schattenwand, die sich vor und unter dem Himmel abzeichnete. Es waren die Berge des Spessarts, die diese Gegend zeichneten.
    Früher hätte ihn so etwas interessiert, heute aber dachte er an andere Dinge.
    Von der Fensterbank stemmte er sich mit beiden Händen ab, bekam genügend Schwung und drehte sich, um die offene Tür anzuvisieren.
    Der graue Steinboden unter ihm zeigte eine dicke Staubschicht, in der sich Fußabdrücke abzeichneten. An den Wänden verschwammen die blassen Farben der Gemälde hinter Spinnweben. An der Decke hing noch ein Lüster, auch er war staubbedeckt.
    Die andere Tür trat er mit dem Fuß auf. Der dumpfe Schlag zitterte als Echo nach. Nach zwei Schritten erkannte er den Raum, in dem er sein menschliches Leben verloren hatte.
    Das Atelier!
    Überall standen oder hingen die Bilder. Er sah die Staffeleien, an denen Reva normalerweise saß und malte. Etwas verlegen blieb der Wiedergänger stehen, strich durch sein Gesicht und versuchte sich zu erinnern, denn zu einem bestimmten Bild hatte er ein sehr persönliches
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