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057 - Die Tochter des Werwolfs

057 - Die Tochter des Werwolfs

Titel: 057 - Die Tochter des Werwolfs
Autoren: Dämonenkiller
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vergingen und der Himmel grau und dann immer heller wurde.
    Er konnte nicht denken wie ein normaler Mensch. Tierische Instinkte beherrschten ihn. Aber er hatte auch die Erinnerungen des Zuhälters Jürgen Henicke. Er wusste, wem er sein Los verdankte, und die Rachgier in ihm wurde immer stärker.
    Bernd Sommer hatte ihn anschießen lassen, er war es gewesen. Er war auch ein Werwolf, aber Henicke war sein Feind. Er wollte ihn zerreißen. Er erinnerte sich daran, wo Bernd Sommer wohnte. Petra hatte es ihm einmal gesagt. Der Werwolf wollte dorthin. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Der Mond nahm schon wieder ab. Henicke war zum ersten Mal ein Werwolf. Er besaß keine Erfahrung, aber er spürte, dass er bald wieder ein Mensch sein würde.
    Ihm grauste vor seiner menschlichen Gestalt, wie schwächlich und hinfällig war sie doch. Die Sinne der Menschen waren stumpf, ihre Begierden dumpf und schal. Sie konnten nie die Befriedigung empfinden, die er hatte, wenn er ein Opfer riss.

    Der Morgen graute, als der Werwolf seinen Entschluss fasste. Er durchstöberte die Mansarde. Wer immer hier auch wohnte, ein Krösus war er nicht. Der aufrecht gehende Werwolf mit dem Wolfsrachen und den Klauen fand einen alten Mantel, Hosen und Wäsche. Es gelang ihm, seine menschliche Gestalt anzunehmen. Er zog sich an, so gut es ging. Ein diabolisches Feuer flackerte in seinen Augen. Er fand einen alten Hut, den er über den Kopf stülpen konnte.
    Man hätte den sonst immer so eleganten Zuhälter Jürgen Henicke nicht wieder erkannt, als er das Haus verließ. Er begegnete einer Frau. Sie sah ihn neugierig an, und Henicke lief eilig weiter.
    Er eilte durch die Straßen der Stadt, rempelte ein paar Passanten an, die ihm Schimpfworte nachriefen. Er achtete nicht darauf, er fühlte sich nicht wohl in dem Trubel.
    Endlich hatte er die Stadt hinter sich. Er lief über die Messeparkplätze und wartete einen günstigen Augenblick ab, um die Autobahn überqueren zu können. Als eine Lücke im Verkehr war, spurtete er los und wartete zwischen den Leitplanken in der Straßenmitte.
    Der Wolfsmann sprang die Böschung hinunter, durch Gestrüpp und über einen Bach und erreichte freies Feld. Jetzt fühlte er sich wohler. Der Drang, diesen unzulänglichen Menschenkörper abzustreifen, wurde übermächtig.
    Sein Denkvorgang funktionierte lückenhaft, der tierische Instinkt überwog. Aber er kannte sich in der Gegend aus und wusste, welchen Weg er nehmen musste.
    Seine Gestalt veränderte sich. Er sank zu Boden, riss sich knurrend die Kleider vom Leib und wurde zum Wolf. Auf vier Beinen kam er viel schneller vorwärts, seine mächtigen Lungen arbeiteten wie Blasebälge und seine Nüstern witterten tausenderlei Gerüche.
    Der Werwolf lief quer über kahle Felder und Äcker, erreichte einen Wald und folgte dem Verlauf einer Straße. Es war sehr kalt. Von dem letzten Schneefall war nur wenig übrig geblieben auf den Feldern und im Wald. Aber in der Nacht war das Thermometer gesunken, in den Morgenstunden begann es zu schneien.
    Dicke Flocken fielen. Sie gewährten dem Werwolf zusätzliche Deckung. Im Wolfstrab kam er schnell voran. Mittags musste er das Taunusstädtchen erreichen, in dem Bernd Sommer wohnte, der Lykanthrop, den er so sehr hasste.
    Bald verspürte der Werwolf nagenden Hunger. Er hatte seit mehr als zwei Tagen nichts zu sich genommen. Das Morden hatte ihm eine ungeheure Befriedigung verschafft, aber seinen Hunger nicht gestillt.
    Er blieb stehen, witterte und äugte mit seinen glühenden Augen umher. Der Wind stand gegen ihn und trug ihm die Witterung eines Rehrudels zu.
    Schnell näherte sich der Werwolf, brach plötzlich aus einem kahlen Haselgebüsch und sprang mitten unter das Rudel. Die Rehe flohen in panischer Angst. Für eine junge Ricke aber war es zu spät. Der Werwolf brach ihr mit einem Biss das Genick, zerfletschte den Hals, trank das hervorsprudelnde Blut und fraß von dem warmen, dampfenden Fleisch.
    Gesättigt und gekräftigt winselte er befriedigt. Seine Mordgier aber wurde von der Nahrungsaufnahme nicht berührt. Mit neuen Kräften eilte er weiter, und am Mittag sah er vom Wald aus das Taunusstädtchen vor sich.
    Petra hatte ihm gesagt, dass das Haus ihrer Eltern am Stadtrand stand, dass sich dahinter Felder und Gärten erstreckten. Der Werwolf schaute vom bewaldeten Berghang herab. Der Schneefall hatte ausgesetzt, eine dünne Schneedecke bedeckte den Boden.
    Der Werwolf beschloss, sich heranzupirschen. Der Wald reichte bis an die
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