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0567 - Schwingen des Unheils

0567 - Schwingen des Unheils

Titel: 0567 - Schwingen des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufspießen mußt du’s schon selber…«
    Er öffnete die Schachtel nur ein kleines Stückchen, gerade so weit, daß eine der grauen Motten herauskonnte.
    Julian fing den bunten Schmetterling geschickt ein und hielt ihn an den zuckenden Flügeln.
    »Seltsam«, stellte er fest. »Normale Schmetterlinge verlieren meist die Farbpigmente, wenn man sie an den Flügeln festhält. Und dabei wird auch die feine Flügelstruktur zerstört, so daß sie dann meistens nicht mehr richtig fliegen können und ziemlich schnell eingehen. Der hier verliert aber keine Farbe…«
    »Wer nichts hat, kann auch nichts verlieren«, brummte Yves. »Und nun? Nimmst du ihn mit nach Hause? Du starrst das Viech an, als wolltest du’s essen. Der Koch hier kennt ein Rezept, das…«
    Im nächsten Moment war er mit seiner Pappschachtel allein.
    Der Träumer und der Schmetterling waren verschwunden!
    ***
    Julian Peters hatte eine Traumwelt geschaffen. Blitzschnell. Sie unterschied sich in nichts von seiner realen Umgebung. Außer darin, daß sie räumlich begrenzt war und am Horizont endete. Und daß es in ihr niemanden außer dem Schmetterling und dem Träumer selbst gab.
    Andere Lebewesen existierten hier nicht.
    Julian hätte sie träumen können, doch warum sollte er sich die Mühe machen, eine perfekte Welt zu schaffen, die in Fauna und Flora in sich schlüssig war, wenn er sie ohnehin schon bald wieder auflösen würde? Er brauchte sie ja nur für einen einzigen Zweck.
    Für den Schmetterling konnte sich die Umgebung kaum verändert haben. Für ihn waren nur Yves Cascal und die Schachtel mit den anderen Schmetterlingen verschwunden.
    Hier aber, in dieser Traumwelt, die seine Schöpfung war, hatte Julian Peters Kontrolle über den Schmetterling. Kontrolle, die ihm in der irdischen Realität nicht gegeben war.
    Das war seine Macht.
    Ein Teil seiner Macht…
    Und in Julians Traumwelt mußte der Schmetterling dem Träumer jetzt verraten, was er war!
    ***
    New Mexico:
    Der Hubschrauber war ein paar Dutzend Meter neben dem Highway gelandet, und Sheriff Pratcher stapfte nun durch das Steppengras auf den verbotswidrig geparkten Cadillac zu.
    Die Fahrzeuge auf der Fernstraße wurden langsamer. Ihre Insassen sahen den Polizei-Helikopter und waren natürlich neugierig.
    Pratcher war in seiner Militärzeit zwei Jahre lang in Deutschland stationiert gewesen. Dort, auf den Autobahnen, waren ungleich höhere Fahrgeschwindigkeiten erlaubt als auf Uncle Sam’s Highways, und so hätte es garantiert in den nächsten paar Minuten einen Unfall nach dem anderen gegeben, weil einer der Neugierigen bei hohem Tempo nicht auf die Straße achtete. Anschließend würden dann Gaffer in beiden Fahrtrichtungen ebenfalls ineinander rasen - um so mehr, je ›interessanter‹ die Katastrophe wurde.
    Bei einem Tempolimit von 65 Meilen pro Stunde war so eine Gefahr nicht ganz so groß wie drüben in Germany, und deshalb war Pratcher mit dieser Geschwindigkeitsbegrenzung auch ganz zufrieden.
    Noch zufriedener war er darüber, daß vor ein paar Monaten die Texaner bei einer Abstimmung gescheitert waren, als sie das 65-Meilen-Limit nach oben hatten öffnen wollen - wohl um damit unfallträchtige europäische Verhältnisse zu schaffen.
    Pratcher erreichte den Cadillac. Die Fahrertür war nur angelehnt, das Fahrzeug leer, aber sonst gab es nichts Auffälliges an dem Wagen.
    Sheriff Pratcher schwang sich hinter das Lenkrad und stellte fest, daß der Zündschlüssel steckte, dann beugte er sich zum Handschuhfach.
    Er fand die Fahrzeugpapiere.
    »Na prima«, brummte Pratcher. »Schade, daß ich kein Autodieb bin! Solche erstklassigen Gelegenheiten kriegt man nur einmal im Leben geboten.«
    Er prüfte die Papiere. Über den Fahrer des Wagens, der ihn hier einfach startklar abgestellt hatte, sagten sie nichts aus, dafür aber über den Halter. Daß der Wagen in Texas zugelassen war, hatte ihm bereits das helle Kennzeichen mit der schwarzen Schrift verraten, doch das besagte wenig, denn Texas war nur ein paar Meilen von hier entfernt.
    »Fahrzeugeigentümer: Tendyke Industries, Inc. Halter: Tendyke Industries-Hauptverwaltung El Paso«, las Pratcher, dann legte er die Mappe wieder ins Fach zurück.
    Der Wagen war mit CB-Funk und einem Telefon ausgestattet.
    Pratcher hob ab und aktivierte die Wahlwiederholung.
    Er brauchte den Anruf nicht auszuführen, um festzustellen, wer von diesem marineblauen Cadillac Seville aus zuletzt angerufen worden war. Die Display-Anzeige verriet es ihm.
    Er
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