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0565 - Gucky, der Meisterdieb

Titel: 0565 - Gucky, der Meisterdieb
Autoren: Unbekannt
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sein?
    Gucky überkam ernsthafte Zweifel an der Aussage des Cyno, aber er wollte keinen Fehler begehen. Stehlen konnte er die Flasche nicht mehr, ohne gegen die Gesetze dieser Welt zu verstoßen, aber vielleicht gab es eine andere Möglichkeit.
    „Hat die Flasche einen Wert für dich?" fragte er den Dieb.
    „Nein, praktisch hat sie keinen Wert. Selbst wenn es sich dabei um das von euch gesuchte Tabora handelt, und selbst dann, wenn dieses Tabora der größte Schatz des Universums wäre, spielt der Besitz keine Rolle. Wichtig ist nur, wer es gestohlen hat, und das bin ich gewesen. Wenn ich dir die Flasche schenke, bleibt der Ruhm bei mir - und nur der Ruhm ist wichtig, nicht der Besitz."
    Das war eine lange Rede, stellte Gucky fest. Sie genügte.
    „Würdest du mir die Flasche schenken? Der Ruhm bleibt bei dir."
    „Du kannst sie haben - sie hat mich schon immer gestört."
    „Danke." Der Mausbiber nahm die Flasche hoch und stellte fest, das sie erstaunlich leicht war. Vielleicht kam ihm das aber auch nur so vor, weil er mit mehr Gewicht gerechnet hatte. „Warum hat sie dich eigentlich gestört?"
    „Weil sie manchmal zu mir sprach", sagte Pol Gro.
    Gucky verbarg seine Überraschung. Er preßte die bauchige Flasche fest gegen seinen kleinen Körper.
    „Vielleicht kann ich mit ihr reden", sagte er und teleportierte blind in das Innere der großen Insel hinein.
    Telekinetisch fing er sich ab, als er einige hundert Meter über einem bewaldeten Gebirge rematerialisierte. Dann landete er sanft auf einer Lichtung, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die Gegend unbewohnt war. Für die Pai'uhns war es hier wohl zu trocken.
    Vorsichtig setzte er die Flasche ab und betrachtete sie.
    Die Bemerkung Pol Gros, die Flasche hätte zu ihm gesprochen, überzeugte ihn davon, daß es sich in der Tat um das Tabora handelte, wenn er auch noch immer nicht begriff, wieso man den Schwarm indirekt beherrschen sollte, wenn man es besaß.
    Er beugte sich vor, um besser in den engen Hals hineinschauen zu können. Das goldfarbene Wogen war geblieben, schien sogar intensiver geworden zu sein.
    Und dann vernahm er telepathisches Gelächter.
    Es war ein verhaltenes Lachen, das plötzlich in seinem Bewußtsein wirksam wurde, so als hätte er etwas Lustiges zu einem Telepathen gesagt, der ihm nun antwortete.
    Sollte das Tabora telepathisch veranlagt sein und amüsierte sich nun über ihn?
    Gucky überzeugte sich davon, daß die Flasche fest auf dem grasigen Waldboden stand und setzte sich selbst bequemer. Mit dem Rücken lehnte er gegen einen Baumstamm. Es war später Nachmittag, und es würde noch Stunden dauern, ehe es dunkel wurde.
    Er betrachtete die Flasche, dann begann er sich auf sie und ihren Inhalt zu konzentrieren. Wenn das Tabora - was immer dieses geheimnisvolle Tabora auch war - telepathisch veranlagt war, würde er bald Kontakt erhalten müssen.
    Öffne deinen Geist! Gucky vernahm die telepathische Bitte klar und deutlich. Sie war in seinem Bewußtsein wie vorher das verhaltene Lachen. Kein Zweifel, der Inhalt der schwarzen Flasche versuchte, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
    Du bist das Tabora?
    Ich bin das Tabora, und ich wundere mich, daß du meinen Namen kennst. Es gibt nur wenige, die von meiner Existenz wissen. Öffne deinen Geist, so, wie ich meinen öffne, nur dann erhalten wir den gewünschten Kontakt. Wir brauchen ihn, wenn wir Freunde werden wollen.
    Gucky war überrascht. Er hatte mit viel mehr Schwierigkeiten gerechnet, und nun ging alles so erstaunlich schnell und einfach. Das Tabora verlangte seine Identität nicht und bot sogar seine Freundschaft an. Was bedeutete das? Der einzige, der darauf vielleicht eine Antwort wußte, war der Cyno Arman Signo. Aber Gucky zog es vor, den ersten Kontakt zu dem geheimnisvollen Wesen - war es ein Wesen? - selbst und ohne fremde Hilfe herzustellen.
    Bist du in der Flasche gefangen?
    Das Tabora antwortete sofort: Nein, ich bin nicht gefangen, aber ich brauche einen Freund, um das Tabora sein zu können. Ich besitze keine Eigeninitiative. Besäße ich sie, könnte ich alle Universen beherrschen. Das ist der Sicherheitsfaktor, der mir mitgegeben wurde.
    Ein Sicherheitsfaktor...?
    Wer bist du wirklich?
    Ich bin das Tabora, lautete die einfache Antwort zum zweiten Mal.
    Das Problem war trotz der telepathischen Verständigung nicht einfach, erkannte Gucky rechtzeitig. Es konnte nicht durch die bloße Unterhaltung gelöst werden.
    Oder doch...?
    Sicherheitsfaktor... keine
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