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0563 - Totensturm der Geisterfrau

0563 - Totensturm der Geisterfrau

Titel: 0563 - Totensturm der Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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zu.
    Die Geisterstimmen blieben. Sie umheulten mich wie eine voll aufgedrehte Stereo-Anlage. Manon de Valois mußte es geschafft haben, die Seelen der Toten aus dem Jenseits zu holen.
    Ich dachte an Jane Collins, der es viel schlechter ging als mir, und ich durfte mich nicht gehenlassen. Noch auf der Stelle rollte ich mich herum, weil die nächste Bö heranfegte. Ich schaute zum Grab.
    Sie war wieder da!
    Aber es hatte sich einiges verändert. Der Himmel kam mir vor wie eine gewaltige Bühne, zu der auch der alte Friedhof zählte. Es war zwar nicht heller geworden, dennoch nicht mehr so dunkel wie noch vor einigen Minuten.
    Es gibt eine Farbe, die zwischen Schwarz, Weiß und Grau liegt.
    Man kann sie schlecht beschreiben, sie ist düster, aber nicht so dunkel, als daß Augen sie nicht erkennen könnten.
    So war es auch hier.
    Gespenstisch wirkten die kahlen Wipfel der Bäume. Dahinter das etwas hellere Grau, und unter den Bäumen standen die alten, wuchtigen Grabsteine. Manchmal glatt und kantig, andere wiederum kleine Kunstwerke aus Stein und Metall.
    Mein Blick konzentrierte sich auf das Grab der Manon de Valois!
    Ihr widerlicher Schädel, der wegen seiner Risse aussah, als würde er jeden Augenblick in zahlreiche Stücke zerfliegen, schwebte über dem Grab ebenso wie die Kugel mit Jane Collins. Von den beiden übergroßen Krallenhänden wurde sie gehalten. Diese ragten aus geisterhaften Nebelfetzen, die selbst der böige Wind nicht hatte vertreiben können.
    Wie groß war die Kugel?
    Ich kam mir dumm vor, groß und klein zugleich. Auch Jane Collins im Innern wirkte nicht zwergenhaft.
    Was wollte Manon de Valois von mir? Und was sollte ich dagegen unternehmen?
    Wußte sie überhaupt, wen sie vor sich hatte? Daß ihr Bruder in mir wiedergeboren war? Wenn sie tatsächlich in ihrem normalen Leben derart starke Feinde gewesen waren, dann konnte diese Szene mit Mord und Totschlag enden.
    Noch hatte ich es nicht geschafft, auf die Beine zu kommen. Ich stand auch nicht zu überhastet auf, weil ich die Geisterfrau auf keinen Fall reizen wollte.
    Lebte der Schädel?
    Ich suchte in den Augenhöhlen nach und glaubte, tief in den Öffnungen etwas Helles schimmern zu sehen. Das konnte natürlich auch eine Täuschung sein, rechnen mußte ich mit allem.
    Auch Jane in der Kugel mußte klargeworden sein, daß die Reise ihr vorläufiges Ende genommen hatte. Die Beine hatte sie eingezogen, das Gesicht befand sich dicht hinter dem Glas oder aus welchem Material die Kugel immer bestehen mochte.
    Weit geöffnete Augen signalisierten mir eine Botschaft, die ich nicht verstand.
    Suchte sie um Rettung nach?
    Daran glaubte ich fest, nur wußte ich nicht, was ich tun sollte. Der Totensturm war abgeflacht. Die anderen Gräber lagen in völliger Ruhe auf dem weiten Areal.
    Mir kam es vor wie die große Spannung vor dem Knall.
    Meine Beine zitterten ein wenig in Höhe der Knie. Der tote Dealer war durch den heranfegenden Orkan zur Seite gedrückt worden und lag neben einem Baum.
    Mein Puls raste. Etwas strich kalt den Nacken hinab. Ein Gefühl, das ich kannte. Es stellte sich oft genug vor entscheidenden Situationen ein.
    Langsam ging ich auf das Grab zu, den Schädel und die Kugel starr im Blick behaltend.
    Noch tat die Geisterfrau nichts, aber das Maul in ihrem Schädel bewegte sich, als wollte sie sprechen.
    Bisher hatte ich es vermieden, meinen letzten Trumpf auszuspielen. Das würde ich ändern.
    Ich schob die rechte Hand in die Tasche. Die Finger glitten über das Kreuz hinweg. Ich konnte fühlen, daß sich das Material leicht erwärmt hatte.
    Also befand sich eine Magie in der Nähe, die dem geweihten Kreuz gar nicht gefiel.
    In der Faust hielt ich es verborgen, ging den nächsten Schritt und vernahm eine geisterhafte Frauenstimme, die aus allen Richtungen zu kommen schien.
    »Meinen Bruder habe ich nicht bekehren können, dich aber werde ich bekehren…«
    ***
    Ich ging nicht mehr weiter. Wenn es sein mußte, konnte ich Manon de Valois mit einem Sprung erreichen. Vorerst jedoch blieb ich stehen und wartete ab.
    Ich hätte sie möglicherweise angegriffen, nur mußte ich auch an Jane Collins denken, die sich als Trumpf im wahrsten Sinne des Wortes in ihren Klauen befand.
    Scharf atmete ich durch die Nase. Meine Kehle kam mir ausgetrocknet vor, als ich rauh eine Frage stellte. »Zu wem hin willst du mich bekehren und weshalb?«
    »Baphomet!«
    Ein Wort nur, jede Silbe wurde betont, aber er war mit einem dunklen Timbre versehen.
    »Ich soll
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