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0563 - Totensturm der Geisterfrau

0563 - Totensturm der Geisterfrau

Titel: 0563 - Totensturm der Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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»Der Totensturm wird euch vernichten! Er ist da…«
    ***
    Im nächsten Moment brach die Hölle los.
    Mir fiel der Vergleich mit dem Jüngsten Gericht ein. Wieder rauschte der gewaltige Orkan heran. Er war furchtbar. Er schüttelte die Bäume, er packte das Astwerk, heulte um die Stämme, wütete gegen die Grabsteine und sorgte dafür, daß sich die Büsche vor ihm duckten.
    Licht und Schatten mischten sich zu einer dunkel und hellen Farbskala. Blitze erschienen aus der Unendlichkeit des Himmels. Sie zuckten heran, berührten aber nicht den Boden, sondern bildeten helle, leuchtende Ringe, die den Friedhof umspannten.
    Der Schädel stand im Zentrum. Bleich, groß, unheimlich. Er war immens gewachsen, weit klaffte das Maul auf, aus dem Nebelfetzen flogen. Die Pranken durchschlugen die Luft, und innerhalb des gewaltigen Spiels aus Wind, Wolken, Dunkelheit und Licht erschien riesengroß eine geisterhafte Gestalt am Himmel.
    Baphomet!
    Der Unheimliche mit den beiden Hörnern. Nie hatte ich ihn so groß und gewaltig gesehen. Der Totensturm wehte ihn heran. Ich hörte die kreischende Stimme Manons.
    »Baphomet…?« brüllte sie unter Donnergetöse. »Baphomet! Du wirst kommen. Dein Jüngstes Gericht ist vorbereitet worden. Laß den Totensturm die Gräber auffegen, hole deine Diener hervor. Ich habe dir den Weg geebnet.«
    »John!« kreischte Jane. »Was können wir noch tun? Du mußt etwas unternehmen.«
    Da hatte sie recht, und ich wußte auch schon was. Dieser Friedhof sollte auf keinen Fall zu einem Stützpunkt Baphomets werden. Manon hatte uns gegenüber ein falsches Spiel getrieben. Ich hatte auch noch einen Trumpf in der Hinterhand behalten.
    Beim ersten Aufbrausen des Orkans, war ich so schlau gewesen und hatte mich hingekniet. Auch Jane Collins kniete. Sie war von mir kurzerhand mitgerissen worden.
    Der Sturm orgelte herum. Er umtobte uns mit einer brutalen Macht. Die Geräusche erinnerten mich an das hohle Jaulen irgendwelcher verstimmter Orgelpfeifen.
    Ich setzte alles dagegen.
    Jane klammerte sich an meiner Schulter fest, als ich den Kopf hob und dem schräg über dem Totenacker schwebenden Baphomet ins Gesicht schaute.
    Vergessen war Manon, er zählte. Sein herrisches Grinsen, der Ausdruck des wilden Triumphs.
    Ich hielt dagegen.
    Mit der Formel, die das Kreuz aktivierte.
    So laut, daß meine Stimme fast überkippte, brüllte ich sie heraus.
    »Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
    Das waren die Worte, die gesprochen werden mußten. Zum zweitenmal innerhalb einer Minute änderte sich die Szenerie.
    Diesmal nach meiner Regie!
    ***
    Manon de Valois’ Grab explodierte!
    Eine gewaltige, innen steckende Kraft hatte dafür Sorge getragen.
    Sie schleuderte Dreck und Lehm mit einer elementaren Wucht in die Höhe, und sie folgte damit dem Befehl des Kreuzes.
    Licht erschien.
    Grell und gleißend.
    Gleichzeitig entstand etwas in den Wolken, ein riesiges Kreuz! Ein Zeichen im Himmel, ein Fanal des Guten, das alles Böse und auch den Schrecken von der Erde wegfegen wollte.
    Hell und glänzend zeichnete es sich in der grauen Finsternis ab.
    Der Sieg des Lichts über das Böse. Ein Kreuz, das den gesamten Friedhof einnahm, und auch Baphomet nicht verschonte.
    Jane und ich knieten am Boden. Wir kamen uns vor wie kleine Kinder, die den Weihnachtsmann anstaunten. Selbst konnten wir nicht mehr eingreifen, denn die beiden Urkräfte bekämpften sich gegenseitig.
    Die gewaltige Schattengestalt Baphomets zitterte, als würde sie von Stromstößen durchjagt werden. Wolken umtanzten sie geisterhaft, wurden durch die Kraft des Lichts zerrissen, zerfetzt und einfach weggeweht. Dann kippte Baphomet. Für uns jedenfalls sah es so aus, als hätte das große Panorama über ihm einen Trichter gebildet, der ihn kurzerhand aufsaugte.
    Ich hörte keine Schreie. Die Gestalt war lautlos erschienen und wurde ebenso wieder zurückgetrieben.
    Wirbel und Kreise entstanden. Das helle Licht des Kreuzes, das auch nicht von den Totenschatten verschluckt werden konnte, räumte diesen Friedhof frei, damit er nicht zu einem Hort des Bösen wurde. Er sollte so bleiben, wie er war.
    Zuckende Schreie hallten uns entgegen. Dann sahen wir den Schädel der Manon de Valois.
    Er hatte sich zu einem makabren Tanz entschlossen, wirbelte durch die Luft, jagte in die Kronen der Bäume, wurde verscheucht, fiel zu Boden, tickte auf, tanzte abermals hoch und glühte auf, wie ein Komet, als er in die Mitte des sich abzeichnenden Kreuzes hineinraste.
    Dort sahen
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