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0563 - Totensturm der Geisterfrau

0563 - Totensturm der Geisterfrau

Titel: 0563 - Totensturm der Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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erwiderte nichts und ließ den Kommissar in seinem Glauben.
    Der Inspecteur wußte genau, wie schwer es war, einen Untoten zu stellen. Mit seinen Waffen klappte das, mit denen des Kommissars würde es wohl kaum zu machen sein.
    Montmartre war nicht tot, aber die sommerliche Fülle des Lebens ging doch verloren. Manchmal kam es Suko vor, als würden sie durch einen geisterhaften Ort fahren. Zwar durchzuckten Lichter die Schwärze der Nacht, doch sie fielen in die toten Schatten hinein, denn es zeigte sich kaum jemand auf der Straße.
    Serge Adami war der unruhige Blick des neben ihm sitzenden Inspektors nicht entgangen. »Sie sind jetzt enttäuscht, wie?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Doch, Sie sind enttäuscht. Ich bin es auch, verdammt! Dieser Killer hat das Viertel tot gemacht. Ich meine das im übertragenen Sinne.«
    »Ich habe auch nichts anderes angenommen.«
    Sarah Goldwyn saß auf dem Rücksitz. Auch sie zeigte viel Nervosität. Daran zu erkennen, daß sie permanent mit ihren Ketten spielte. Die Perlen klimperten gegeneinander.
    Suko warf einen Blick zurück. Sarah sah blaß aus. »Siehst du eine Chance, Suko?«
    »Ja. Ich kenne Jane. Sie hat wieder Mut gewonnen. Sie ist wie von den Toten auferstanden. Sie wird sich wehren. Sie ist mit allen Wassern gewaschen.«
    Adami lachte kehlig. »Wie haben Sie das gemeint, von den Toten auferstanden?«
    »Eine Privatsache.«
    »Ach so.«
    Suko schaute wieder durch die Frontscheibe und mußte zugeben, daß er von einer bestimmten Szene fasziniert war. Ein helles Gebilde stieg vom Boden in den dunklen Nachthimmel. Es wies mehrere Türme auf, doch der in der Mitte und über dem Unterbau überragte alle. Er wurde angestrahlt und glänzte durch die Nacht wie ein Fanal der Hoffnung.
    Sacre Coeur, die weiße Basilika!
    Ein wunderbares Bauwerk, dessen Faszination sich auch der Inspektor nicht entziehen konnte. Selbst der abgebrühte Kommissar geriet ins Schwärmen. »Das ist doch was – oder?«
    »Und wie.«
    »Vielleicht haben Sie noch Gelegenheit, die Kirche zu besichtigen. Es lohnt sich wirklich. Ich kenne Leute, die ziehen Sacre Coeur sogar Notre Dame vor.«
    »Sicherlich nicht zu unrecht.«
    Adami bog nach rechts ab. Der Blick auf die Kirche verschwand.
    Wind wehte Papier und letzte Laubreste aus dem großen Park durch eine schmale Gasse mit Gefälle.
    Man hatte nahe der leer wirkenden Hausfronten erste Warnschilder aufgebaut, die auf die Großbaustelle hinwiesen. »Die Gasse führt direkt zu unserem Ziel«, erklärte Adami. »Wo sie endet, geht es nicht weiter. Die Kameraden haben abgesperrt.« Er knetete wieder seine dicke Nase und legte den Wagen in eine Linkskurve.
    Kaum im Scheitelpunkt der Kurve, fielen Suko die gelben Warnlichter auf, die in gewissen Intervallen blinkten und eine waagerecht verlaufende Reihe bildeten.
    »Das Ende«, sagte der Kommissar und bremste vor der Absperrung. »Oder vielmehr das vorläufige.«
    Lady Sarah wollte ebenfalls die Tür öffnen, als Adami ausstieg.
    »Nein, bleiben Sie sitzen, es geht noch weiter.« Um Sicherheitsbestimmungen kümmerte er sich nicht, als er die Barriere öffnete, um den Wagen durchzulassen.
    Suko stieg trotzdem aus. Er schloß die Reihe wieder. »Sicher ist sicher«, erklärte er beim Einsteigen.
    Serge Adami grinste nur, bevor er über die schlechte und teilweise aufgerissene Wegstrecke fluchte, die sie noch ein Stück begleitete.
    Allmählich erkannten sie mehr. Rechts von ihnen lag die Tiefbaustelle. Ein gewaltiges Loch inmitten von Montmartre, viereckig, mit steilen Lehmhängen, die sehr rutschig aussahen.
    Die neuen Anlagen waren noch nicht zu erkennen, dafür glänzten die Umrisse des schweren Bau- und Räumgeräts in der matten Finsternis der Nacht.
    »Ist schon gewaltig«, sagte Suko.
    »Und das wird noch mehr. In den nächsten Jahren würde ich niemandem raten, nach Paris zu kommen. Wenigstens nicht mit dem eigenen Pkw.« Er fuhr langsamer und ließ das Fahrzeug an eine Warnblinkanlage heranrollen, wo er es auch anhielt.
    »Hier ist Schluß.«
    Sie stiegen gemeinsam aus, und hatten kaum die Wagentüren geschlossen, als sie einen schrillen, wütenden und gellenden Schrei vernahmen, der aus der Tiefe der Baugrube hervor an ihre Ohren drang.
    Ihre Köpfe ruckten nach rechts.
    Zunächst war nichts zu erkennen, bis plötzlich in der undurchdringlichen Finsternis etwas blaurot aufflammte.
    »Ein Feuer, Suko!«
    »Ja, Sarah, ein Feuer. Kein normales…«
    Serge lachte. »Wieso nicht? Ich habe daran nichts
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