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0562 - Die Zeit der Reptilien

0562 - Die Zeit der Reptilien

Titel: 0562 - Die Zeit der Reptilien
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sagen, daß es eigentlich eher ein Zufall ist, daß ich darauf stieß. Wahrscheinlich habt auch ihr von den jüngsten Forschungsergebnissen über das Innere der Cheopspyramide gehört oder gelesen. Dadurch erinnerte ich mich wieder an das alte Ägypten und an viele Dinge, die damals geschahen, ohne daß jemals ein Mensch etwas davon erfahren wird, so intensiv eure heutigen und zukünftigen Forscher auch suchen mögen. Und da war mit einemmal etwas unstimmig. Ich suchte also wieder Merlins Burg auf und schaute mich im Saal des Wissens um. Wieder dasselbe wie bei dem Zeitparadoxon, das durch Lucifuge Rofocale und Cristoferos namenlosen Gnom in der Straße der Götter ausgelöst worden war - Überlappungen, die sich langsam, aber sicher verstärken. Etwas geschieht in der Vergangenheit, das vieles verändern kann. Um so mehr durch die lange Zeitspanne. Welche Entwicklungsketten können sich dadurch verschieben? Vielleicht wird, wenn die Veränderung sich stabilisiert, in der Gegenwart nicht ein einziger Stein auf dem anderen bleiben! Das muß verhindert werden!«
    Zamorra nickte.
    Er kannte die heimtückische, schleichende Art von Zeitveränderungen. Sie entsprach einem der Grundsätze der Chaosforschung. Der Flügelschlag eines Schmetterlings konnte auf der anderen Seite der Welt einen Wirbelsturm entfesseln.
    Was wäre geschehen, wenn niemand Julius Cäsar ermordet hätte? Wenn Dschinghis Khan sich zu Beginn seiner Feldherrenkarriere beim Sturz vom Pferd das Genick gebrochen hätte? Wenn Kolumbus nicht nach Amerika gesegelt wäre, sondern ein anderer erst hundert oder zweihundert Jahre später?
    In jedem Fall würde die Welt völlig anders aussehen. Vielleicht würde es kein geeintes Europa geben, vielleicht keinen Professor Zamorra. Vielleicht würde keine Freiheitsstatue vor New York Schiffsreisende begrüßen, vielleicht hätte es niemand für nötig gehalten, die Atombombe zu entwickeln oder Menschen zum Mond zu schicken…
    Bei manchen Dingen gab es eine Art automatische Zeitkorrektur. Es gab Wahrscheinlichkeitslinien, die sich gegenseitig ausgleichen konnten.
    Ob Kolumbus einen Monat früher oder später nach Amerika gesegelt wäre oder ob er kurz vor Erreichen des Zieles gestorben und so seine Mannschaft alleine dort angekommen und auch wieder heimgekehrt wäre - das spielte nur eine geringe Rolle.
    Aber manche Dinge waren von wesentlich einschneidenderer Wirkung, und das um so intensiver, je tiefer sie in der Vergangenheit lagen. Doch wer konnte schon sagen, was wirklich wichtig war und was nicht?
    Was wußte man schon über das alte Ägypten?
    Viel zu wenig!
    Vielleicht war der Pharao Kamose eine absolut unwichtige und jederzeit ersetzbare Figur. Vielleicht war durch ihn aber auch eine Entwicklung eingeleitet worden, deren Fehlen zu einer totalen Katastrophe führte! Vielleicht hätte aber auch statt seiner ein anderer den Thron bestiegen, der eine katastrophale Entwicklung in Gang gesetzt hätte!
    Dumpf entsann sich Zamorra an die legendäre Echsenwelt, jene Abspaltung von der Erde, die vor gut 65 Millionen Jahren durch ein mißlungenes Experiment der DYNASTIE DER EWIGEN stattgefunden hatte. Beide Welten, die einen gemeinsamen Ursprung besaßen, hatten sich in ihrer Entwicklung voneinander getrennt. Während auf der Erde aus noch immer unbekannten Gründen die Saurier ausstarben und statt dessen die Säuger zur herrschenden Lebensform wurden, war das auf der Echsenwelt nicht geschehen. Dort spielten Säugetiere eine nur untergeordnete Rolle, und Menschen gab es überhaupt nicht. Dafür jedoch die Sauroiden, menschenähnliche Reptilwesen.
    Aber die Echsenwelt gab es nicht mehr - oder fast nicht mehr. Während zu Anfang die Existenzwahrscheinlichkeit beider Welten noch 50 : 50 stand, schlug das Pendel im Laufe der Jahrmillionen immer stärker in Richtung Erde aus. Mittlerweile betrug ihre Existenzwahrscheinlichkeit 100 Prozent, die der Echsenwelt war auf Null gesunken. Sie war im entropischen Chaos versunken. Ihre letzten Bewohner waren auf den Silbermond evakuiert worden, auf dem sie eine neue Heimat fanden.
    Was würde geschehen, wenn es auf der Erde, jetzt mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit gesegnet, zu Veränderungen kam, die sie instabil werden ließen? Würde das Pendel dann zur anderen Richtung ausschlagen? Würde die Echsenwelt gewinnen, die Erde verlieren?
    Eine von Abermilliarden Möglichkeiten!
    Möglichkeiten, die sich einfach nicht mehr berechnen ließen, weil praktisch in jeder Sekunde
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