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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch
Autoren: Jason Dark
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erstenmal in Ungarn gewesen. Wir setzen Hoffnungen auf Sie. Schon manches Mal haben Sie die Grenzen zwischen Ost und West durchlässig werden lassen. Versuchen Sie es auch in diesem Fall.«
    Ich hob die Schultern. »Hat man denn einen Verdacht? Wenn diese Zigeunerin Bescheid weiß, konnte sie dann keine Namen nennen?«
    »Sie wollte wohl nicht, hat aber Andeutungen gemacht.«
    »Welcher Art?«
    »Daß der Mörder zu denen gehören muß, die wohl kaum die Freiheit mehr wiedersehen werden. Er ist also wegen eines schweren Verbrechens eingelocht worden.«
    »Da gibt es bestimmt viele.«
    »So viele auch wieder nicht. Eigentlich kommen nur zwei Menschen in Frage. Ein gewisser Benesch, aber der fällt aus. Er liegt seit Wochen auf der Krankenstation, weil er Nägel geschluckt hat…«
    »Und der zweite?«
    »Heißt Janos Torday.«
    »Weshalb sitzt er?«
    »Ein mehrfacher Mörder. Man konnte ihm alles beweisen. Er hat nie ein Geständnis abgelegt. Er ist eine seltsame Figur. Keiner weiß, wo er herkommt. Die einen meinen, er stammt aus Rumänien, andere wiederum halten ihn für einen Böhmen. Wenn man ihn fragt, schweigt er sich zumeist aus.«
    »Den haben Sie also in Verdacht?«
    »Auf Grund der Aussage dieser Zigeunerin. Sie hat den Namen nicht erwähnt, wir verlassen uns da auf die Spur, die sie gelegt hat. Sie sprach von Schwarzer Magie, von den Zeiten des Schreckens, wo sich Menschen in Bestien verwandeln können, denn die Unterschiede zwischen Mensch und Tier verschwimmen allmählich.«
    Ich nickte. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe und den Faden jetzt weiterspinne, soll ich mich also um diesen Janos Torday kümmern.«
    »So ist es.«
    Ich hörte, daß sich Sir James räusperte. Wahrscheinlich dachte er über das gleiche Problem nach wie ich. »Wenn Sie nicht wollen, John, wir können Sie nicht zwingen. Sie wissen, was Ihnen bevorsteht?«
    »Natürlich. Ich müßte in das Zuchthaus.«
    »So ist es!«
    Die beiden Männer ließen mir Zeit zum Nachdenken. Das Innere eines Zuchthauses war mir nicht neu. Vor Jahren hatte ich mal in Dartmoor eingesessen, aber in einem Gefängnis hinter dem Eisernen Vorhang, das wäre eine absolute Premiere gewesen. Ich stellte mich innerlich dagegen ein. Wenn ich als Fremder in einer solchen Zelle hockte, konnte ich leicht vergessen werden.
    Andererseits dachte ich auch an die beiden Toten auf den Bildern.
    Sie hatten furchtbar ausgesehen. Der Bestie, die das getan hatte, mußte einfach das Handwerk gelegt werden. Was ich dazu beitragen konnte, das wollte ich tun.
    »Ich weiß, John«, sagte Sir James und legte mir seine Hand auf den Unterarm. »Die Entscheidung fällt nicht leicht. Ich kann Sie auch nicht zwingen. Überlegen Sie deshalb genau.«
    »Das sowieso, Sir.«
    »Es ist von unserer Seite einiges vorbereitet worden«, erklärte der Ungar.
    »Und was?«
    »Wir haben den Direktor des Zuchthauses schon eingeweiht. Ansonsten weiß niemand Bescheid.«
    »Und weshalb würden Sie mich einbuchten? Doch nicht wegen Mordes oder Totschlag?«
    »Das auf keinen Fall. Sie kämen wegen eines Delikts hinter Gitter, das ziemlich häufig auftritt. Devisenschmuggel. Da sind bei uns die Strafen sehr hart.«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Haben Sie sich schon entschieden?«
    Ich schaute schräg nach vorn durch die linke Fensterscheibe des Fahrers. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Mir schien es, als würde sich der Himmel über mein Schicksal beklagen.
    »Ich weiß, daß wir Sie damit überrascht haben, Mr. Sinclair. Ich jedenfalls könnte mich nicht so schnell entscheiden. Sollen wir Ihnen bis morgen Bedenkzeit geben?«
    »Nein! Ich habe mich schon entschieden.«
    »Darf ich fragen, wie?«
    »Ich werde es machen!«
    Mr. Körety atmete schnaufend aus, ebenso Sir James. »Ich wußte es«, sagte der Superintendent leise. »Bedenken Sie noch, daß Sie völlig allein auf sich gestellt sind.«
    »Das ist mir klar.«
    »Gern würde ich Ihnen Suko an die Seite geben, leider fällt er noch für eine Woche aus.«
    »Ich werde es schon packen. Daß es Schwierigkeiten und zahlreiche Hindernisse geben wird, ist mir klar. Eines der größten wird sein, die Beretta mit in die Zelle zu schmuggeln. Ich möchte das Zuchthaus nicht waffenlos betreten.«
    »Das regeln wir«, sagte der Ungar.
    »Komme ich mit dem Verdächtigen in eine Zelle?«
    »Wir könnten es arrangieren.«
    Ich nickte. »Das wäre mir am liebsten.«
    »Es ist auch am gefährlichsten.«
    Ich hob die Schultern. »Wenn ich über die Straße laufe,
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