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055 - Der Würger aus dem See

055 - Der Würger aus dem See

Titel: 055 - Der Würger aus dem See
Autoren: Larry Brent
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er
sah den dunklen Schiffsrumpf über sich.
    Die geladene Harpune in der Rechten, ließ er sich weiter in die
Tiefe gleiten. Mit den an den Füßen steckenden Schwimmflossen bewegte er sich
als Fisch unter Fischen.
    Schon nach wenigen Metern Wassertiefe wurde es so dunkel, daß er
kaum noch etwas erkennen konnte. Er hatte das Gefühl, durch Tinte zu schwimmen.
Kein Sonnenstrahl drang in die Tiefe des geheimnisvollen Sees.
    Doch Larry sah davon ab, schon jetzt die Lampe anzuknipsen, die er
wie ein Bergmann an der Stirn trug, um die Hände frei zu haben.
    Ständig überprüfte er das Leuchtzifferblatt des Tiefenmessers und
kontrollierte auch, ob die Sauerstoffzufuhr einwandfrei funktionierte.
    Hier unten war er ganz allein auf sich selbst gestellt. Für
insgesamt sechs Stunden hatte er Sauerstoffvorrat dabei. Länger als vier
Stunden sollte der Agent jedoch nicht unter Wasser bleiben. Wenn er sich bis
dahin nicht zu rückgemeldet hatte, würde Iwan Kunaritschew nachfolgen und sein
Schicksal zu klären versuchen;
    Larry hielt sich streng an die Absprachen, die er mit Iwan und dem
Fischer getroffen hatte. Die Richtung seines Weges war genau festgelegt. Keine
fünfhundert Meter vom derzeitigen Ankerplatz des Fischkutters entfernt mußte
sich das unter Wasser liegende Riff befinden. Die Bilder, die Mitchells letzte
Lebensminuten zeigt, hatten einigen Aufschluß über die Zusammensetzung des
Riffes gegeben.
    Ein riesiger Schatten tauchte vor ihm auf, schwarz wie die Nacht.
Eine mit Algen und Plankton bewachsene Felswand.
    X-RAY-3 schwamm an dem stummen Koloß entlang und fand plötzlich
ein großes Loch, in das er vorsichtig, die Harpune bereithaltend, hin einschwamm.
Jetzt schaltete er auch die Lampe an. Der Strahl riß Details aus der
nachtschwarzen Umgebung.
    Bizarre Felsformationen, die aussahen, als hätte man die Steine zu
einem phänomenalen Bauwerk aufeinandergeschichtet. Krebse verschwanden mit
hastigen Bewegungen in Felsspalten, und winzige Fische huschten lautlos über
ihn hinweg. Sie schienen den Eindringling zu fürchten.
    Brent drang etwa zwanzig Meter in die sich verjüngende Felsspalte
ein, dann war sie zu Ende. Vor ihm türmte sich eine Wand aus glattem
Felsgestein auf. Minutenlang schwamm er langsam an dem Hindernis entlang,
spielte schon mit dem Gedanken, wieder umzukehren und das Riff von der anderen
Seite her genauer zu betrachten. Da spürte er unter seinen Füßen die Bewegung.
Eine Strömung! Er erkannte es - aber eine Zehntelsekunde zu spät.
    X-RAY-3 wurde auf die Seite gedrückt, ohne etwas dagegen tun zu
können. Das Wasser unter ihm schien von einem gigantischen Kreisel in Bewegung
gesetzt zu werden. Die Kräfte des Amerikaners reichten nicht aus, den eigenen
Körper unter Kontrolle zu halten. Vergebens versuchte er einen Halt zu finden
und sich irgendwo festzuklammern. Er wurde von der Unterwasserströmung von der
Felswand zurückgetrieben, während ein Sog ihn gleichzeitig nach unten riß.
Larry drehte sich rasend schnell im Kreis, verlor die Orientierung und wußte
manchmal nicht, was oben und was unten war.
    Der Druck auf seinen Schultern wurde unerträglich. Sein Puls
beschleunigte sich und erreichte 110 Schläge in der Minute. X-RAY-3 hatte das
Gefühl, sein Körper unter der schützenden Gummischicht finge an zu glühen.
Siedendheiß überlief es ihn.
    Und abwärts ging es in die Tiefe, während er gleichzeitig in eine
Richtung getrieben wurde, die er nicht einschlagen wollte. Verwundert stellte
er fest, daß sich in der Tiefe die Felsspalte, in die er eingedrungen war,
offensichtlich wieder verbreiterte.
    Und dann erkannte er die vorspringende Felsnase. Die
Unterwasserströmung drohte ihn daran vorbei zu reißen. Geistesgegenwärtig nahm
Brent seine ganzen Kräfte zusammen. Er streckte die Hände aus, und es gelang
ihm, den scharfkantigen Rand zu fassen. Doch weiter überlegen, was nun zu
unternehmen sei, konnte der Amerikaner nicht. Seine Beine wurden in die Tiefe
gerissen. Unterhalb der Felsplatte aber war der Sog geringer. Diesen Eindruck
gewann Larry, und er handelte, ohne sich länger zu besinnen. Er stieß sich von
der Wand ab, legte die Arme an, glitt unter die Felsplatte, wurde noch ein paar
Meter von der vorbeiziehenden Strömung mitgerissen und konnte sich schließlich
fangen.
    Wenn es ihm jetzt gelang, unterhalb der Platte in größerer Tiefe
den gleichen Weg zurückzuschwimmen, den er unfreiwillig eingeschlagen hatte,
dann...
    Seine Augen weiteten sich.
    Vor ihm, im
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