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0549 - Amors Teufelspfeile

0549 - Amors Teufelspfeile

Titel: 0549 - Amors Teufelspfeile
Autoren: Jason Dark
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stundenlang auf dem Fleck stehen und seine Freundin nur anstarren konnte. Er mußte etwas unternehmen und in Bewegung bringen.
    Auch wenn es ihm schwerfiel, er ging vor. Sina kannte er seit einigen Wochen, sie war ihm so vertraut geworden. In diesen langen Augenblicken jedoch wirkte sie wie eine Fremde.
    Als er neben ihr stehenblieb, hatte er Mühe, sein Zittern zu unterdrücken. Auch jetzt drehte sie nicht den Kopf, um ihn anzuschauen.
    Sehr langsam hob er seinen Arm an und tastete nach ihrem Hals.
    Als die Fingerspitzen ihn berührten, zog er die Hand sofort wieder zurück, weil er das Gefühl hatte, gegen Stein gefaßt zu haben.
    Die Haut hatte sich verhärtet, als hätte sie selbst einen Überzug aus Stein bekommen.
    Aber die Berührung hatte Abe Mut gegeben. Er stellte sich vor seine Freundin hin. »Bitte, Sina«, flüsterte er, »gib Antwort, wenn du mich hören kannst. Tu mir den Gefallen, ich möchte…«
    Bisher hatte sie die Augen halb geschlossen gehalten. Nun öffnete sie die Augen ganz und starrte ihren Freund an.
    »Sina!« Er mußte den Namen einfach rufen. Zugleich hatte er sich erschreckt. Es waren eben diese Augen gewesen, mit denen sie ihn kalt und grausam ansah.
    Menschliche Augen – noch, doch tief in den Pupillen zeichnete sich etwas ab.
    Zwei Figuren.
    Beide gleich. Und beide besaßen die Form der Amorfigur auf dem Sockel, wenn auch in verkleinerter Größe, dennoch klar sichtbar. In den Augen des Mädchens schimmerte der Amor.
    Ein veränderter Amor. Zwar von der Gestalt her gleich, doch mit einem Gesichtsausdruck versehen, zu dem der Begriff teuflisch paßte. Eine furchtbare Fratze, über deren Stirn sogar zwei kleine Hörner wuchsen, so daß ein Teufelchen entstand.
    Es dauerte, bis sich Abe Scorra wieder gefangen hatte. Zweimal musste er ansetzen, dann stieß er stockend die Worte hervor. »Sina, meine Güte, wer bist du?«
    Sie stierte ihn an. Grausam leuchteten die kleinen Amor-Teufelchen in ihren Augen. »Geh weg!« keuchte sie. »Geh weg von mir. Ich bin voll des Satans.«
    Der junge Mann fiel von einem Schock in den anderen. Das war keine Stimme mehr, mit der sie gesprochen hatte. Das war nur noch ein grausames Knurren und Keuchen. Widerliche, abstoßende Geräusche, untermalt von Worten. Einfach schlimm.
    Er ging einen Schritt zurück. Der Moment kam, wo ihm klar wurde, daß er um sie kämpfen mußte. Er wollte sie nicht so einfach gehen oder im Stich lassen. Da mußte etwas getan werden.
    »Sina, ich bitte dich. Du mußt mich jetzt anhören. Du, du… ich meine, wir beide, wir gehören doch zusammen. Du bist weggelaufen. Was ist geschehen? Was hat man mit dir gemacht. Ich habe dich liegen sehen, einen Pfeil im Rücken, ich habe gedacht, daß dir niemand mehr helfen kann. Du warst tot, Sina, tot …«
    Sie nickte ihm zu. Sehr langsam, wissend, auch bedächtig. »Er hat mich zu seiner Braut gemacht. Ich bin nicht tot. Du aber solltest verschwinden. Vergiß mich, Abe. Vergiß, daß es mich jemals gegeben hat. Hast du verstanden? Ich kenne das Wort Liebe nicht mehr. Ich habe es aus meiner Erinnerung gestrichen.«
    »Nein, du…«
    »Ich habe es gestrichen!« keuchte sie.
    Er wollte nicht begreifen. Kampflos sollte Sina nicht in die Hände anderer Mächte gelangen. Wieder ging er vor.
    Da bewegte sich das Mädchen. Eigentlich war es nur der rechte Arm, der herumschwang, aber in der Hand hielt Sina plötzlich eine Waffe, ein Messer.
    Mochte der Teufel wissen, wo sie es hergeholt hatte. Jedenfalls schimmerte die Klinge gefährlich lang. Sie war auch nicht gerade, sondern erinnerte an eine erstarrte Flamme, die einen matten, allerdings metallisch blanken Glanz abgab.
    »Du willst zustechen?« fragte er und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. »Du willst wirklich zustechen – du… du …?«
    »Ja, ich steche zu, wenn du nicht gehst.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Er glaubte ihr auch so. Der Ton ihrer Worte hatte es ihm gesagt. Nein, zweifeln brauchte er nicht.
    Sina Evans hatte sich auf eine furchtbare Art und Weise verändert.
    Sie war nicht mehr die Person, die er gekannt hatte.
    Vom Teufel hatte sie gesprochen, und der Teufel mußte auch in sie gefahren sein.
    Abe nickte ihr zu. »Gut«, sagte er und bewegte sich weiter zurück.
    »Ich werde gehen, aber ich will noch eines wissen. Was hast du vor? Was willst du jetzt tun?«
    »Dem Teufel dienen. Ich werde allein dem Teufel dienen. Satan steht bei mir an erster Stelle.«
    »Was erhoffst du dir davon? Was…?«
    »Geh!«
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