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0547 - Der Vampir-Gnom

0547 - Der Vampir-Gnom

Titel: 0547 - Der Vampir-Gnom
Autoren: Jason Dark
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Fersen.
    Zum erstenmal sah ich ihn und mußte feststellen, daß es sich bei ihm tatsächlich um einen Zwerg handelte. Er reichte mir gerade bis zu den Ellbogen, aber er war trotz seiner Größe brandgefährlich.
    Ich mußte ihm den Weg abschneiden. An der Kante eines Grabsteins stützte ich mich ab, warf mich mit einem gewaltigen Satz vor und kam von der Seite auf ihn zu.
    Jetzt ärgerte ich mich, daß ich meine Beretta abgegeben hatte. Ich holte den Dolch hervor und warf den Arm während des Laufens zurück.
    Der Vampir ahnte die Gefahr. Plötzlich fuhr er herum, sah mich, ließ Lisa laufen und bewegte sich im Kreis.
    Ich schleuderte den Dolch.
    Treffer!
    Die silberne Klinge hieb in die Kleidung hinein, blieb irgendwo stecken, der Vampir sank zu Boden und war eingehüllt in seinen Umhang, der auf ihn fiel.
    Lisa lief weiter. Sie würde ihrem Vater bestimmt in die Arme laufen. Ich aber kümmerte mich um Zumbra. Gebückt stehend und in einer Hand das Kreuz haltend, riß ich den Umhang auseinander.
    Ich war schon mit zahlreichen, mächtigen Dämonen fertig geworden, dieser Vampir durfte mir einfach keine Schwierigkeiten bereiten. Es kam anders, ganz anders.
    Vielleicht war ich zu siegessicher, zu arrogant, jedenfalls erwischte er mich mit der Wucht eines Hammerschlags, als ich den Umhang gepackt und zur Seite geschleudert hatte.
    Es war nicht die Faust, auch kein Ellbogen, es war der Fuß, der mich traf. Ein alter, starrer Knochen, eingewickelt in faulige Lederlappen, hämmerte in mein Gesicht.
    Zum Ausweichen war ich nicht mehr gekommen. Ich spürte nur den Schmerz, der durch meinen Schädel raste. Irgend etwas in meiner Nase öffnete sich, so daß im nächsten Augenblick Blut hervorströmte. Ich kippte zurück und landete irgendwo in einer Lücke zwischen zwei hohen Grabsteinen.
    Dann ging die Welt unter.
    Nicht schlagartig, eher langsam, nebelhaft verschleiert. Ich konnte nichts mehr unterscheiden, aber aus dem Nebel schälte sich jemand hervor. Diese krumme, widerliche Gestalt des Blutsaugers, der geduckt auf mich zukam. Als Distanz trennte uns beide ein Schritt.
    Daß er ihn zurücklegte, war klar, und aus dem nebelhaften Grau über mir hörte ich ein Fauchen. Wo sich mein Dolch befand, wußte ich nicht. Vielleicht war er in einer Falte des Umhangs steckengeblieben.
    Jedenfalls war ich die Waffe los.
    Wie ich es schaffte, in einem Zustand zwischen Bewußtlosigkeit und Wachsein meinen rechten Arm in die Höhe zu bekommen, war mir ein Rätsel. Aber in der Hand hielt ich das Kreuz.
    Das war geweiht, ungemein stark. Es würde den Blutsauger gnadenlos zurücktreiben.
    Ich hörte ihn schreien, fauchen, nur schaffte ich es nicht mehr, ihn mit dem Kreuz zu berühren. Der geweihte Talisman stieß irgendwo ins Leere, aber der Vampir bekam Furcht. Halb im Unterbewußtsein kriegte ich mit, daß er aufsprang, abdrehte und weglief.
    Bestimmt floh er nicht, denn für ihn befanden sich noch weitere Opfer in der Nähe.
    Dreimal konnte er noch Blut aussaugen.
    Wie ich ihn einschätzte, würde er alles versuchen, um an den für ihn so wichtigen Lebenssaft zu gelangen.
    Und ich lag zwischen den Grabsteinen, völlig groggy, mit einem Schädel, in dem sich Gewalten austobten und zudem dicht am Rand einer Bewußtlosigkeit.
    Dennoch dachte ich an meinen Vater. Er hatte mich geholt, sich auf mich verlassen und war nun verlassen…
    ***
    Vorgebeugt und gekrümmt hockte Broderick Manford in seinem Rollstuhl. Er hatte die Arme halb erhoben und die Hände zu Greifklauen geöffnet, als wollte er irgendwohin fassen, doch es gab keinen Gegner, mit dem er es hätte aufnehmen können.
    Zudem war John Sinclair verschwunden. Er wollte sich um Lisa kümmern, deren Schrei auch jetzt noch in den Ohren des alten Vaters nachhallte. Neben dem Rollstuhl stand Horace F. Sinclair. Er hatte eine Hand auf den linken Griff gelegt und bekam mit, wie Manford den Kopf zur Seite drehte.
    »Horace, wir werden…«
    »Nichts werden wir, Brod!«
    »Doch, ich will…«
    »John ist unterwegs. Er holt deine Tochter zurück und schickt den Blutsauger zur Hölle!«
    »Glaubst du das?«
    »Ja!«
    »Ich nicht. Horace, ich will mich nicht auf ihn verlassen. Ich will selbst etwas tun, das bin ich meiner Tochter schuldig. Ja, es ist meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Ich bin der letzte aus dem Familienclan, ich will den Fluch löschen.«
    Sinclair beugte sich vor und brachte seine Lippen dicht an das Ohr des Freundes. »Bitte, Brod! Bleib hier. Du kannst nicht in den
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