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0547 - Der Vampir-Gnom

0547 - Der Vampir-Gnom

Titel: 0547 - Der Vampir-Gnom
Autoren: Jason Dark
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Kunststoffgriffe setzten den Händen beim Bremsen ganz schön zu.
    Auch mein Vater rutschte ab und zu, denn der grasbewachsene Boden war feucht und glatt.
    Wir fuhren parallel zu den tiefen Reifenspuren. Auch Manford war nicht wohl in seiner Haut. Er klammerte sich an den Seiten des Rollstuhls fest.
    Wir schafften es trotzdem. Zum Glück flachte das Gelände immer mehr ab.
    Mein Vater entdeckte den Wagen zuerst. Der alte Daimler war frontal gegen einen Baumstamm gefahren und war zu nichts mehr zu gebrauchen. So eingeknickt wirkte er fast wie eine moderne Plastik.
    »Das also ist geschehen.« Der alte Herr schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet an einem der letzten Bäume des Waldstücks sind sie gelandet. Wenn das kein Schicksal war.«
    Ich räusperte mich und blickte nach rechts, wo die Felsen hochwuchsen. Sie sahen aus, als wären sie unüberwindbar, trotz der geringen Höhe. Der Wind fuhr ebenfalls in die Senke hinein. Er bewegte das Gras und auch die Büsche.
    »Sinclair!« sagte Manford und zeigte auf die Felswand. »Genau dort müssen wir suchen.«
    »Es gibt also einen Eingang?«
    »Mehrere. Die meisten sind nur schon nach wenigen Yards verschüttet. Suchen Sie.«
    Das tat ich auch, aber nicht ohne Hilfe. Mein Vater beteiligte sich an der Suche.
    Das Glück hatte ich. Im Schein der Halogenleuchte sah ich die schmale Buschwand, die in der letzten Zeit bewegt worden war, da einige Stiele Knickstellen zeigten.
    Das mußte es sein.
    Ich räumte die sperrigen Hindernisse zur Seite und entdeckte tatsächlich den Eingang. Als ich hineinleuchtete, traf der Strahl nicht sofort auf Widerstand. Der Weg in die Dunkelheit des Stollens schien für uns frei zu sein.
    Ich sagte den anderen Bescheid. Mein Vater hatte sich gebückt, kam jetzt hoch und zeigte uns etwas, das er in seiner rechten Hand hielt. Es war ein Pflock, vorn zugespitzt und aus Eichenholz bestehend.
    »Das ist die Waffe, die ich den Killern mitgab«, rief der alte Manford. »Ja, das ist er.«
    »Willst du ihn haben, John?«
    »Nein, Dad, behalte ihn.«
    »Okay.« Mein alter Herr schob den Rollstuhl näher, damit sich Manford den Eingang ebenfalls anschauen konnte. Seine Augen weiteten sich. Ich hatte die widerspenstigen Zweige zur Seite gedrückt, damit er in den Stollen blicken konnte.
    »Ist er das?« fragte ich.
    Broderick Manford nickte. »Ja, das muß er sein. Da… da müssen wir durch, verdammt.«
    »Sie auch?«
    Wütend schaute er mich an. »Glauben Sie denn, daß ich jetzt einen Rückzieher mache?«
    »Nein, nein, das nicht. Ich möchte Sie nur darauf hinweisen, wie gefährlich es werden kann.«
    »Das weiß ich selbst. Los, Horace, schieb mich an. Und halten Sie den Weg frei, Sinclair!«
    Mein Vater warf mir einen etwas verzweifelten Blick zu und hob die Schultern. Ich gab ihm so etwas wie ein Zeichen zur Abfahrt, und er schob den Rollstuhl vor.
    Es klappte besser, als ich gedacht hatte, nur im Stollen wurde es kritisch, wie ich im Schein der Lampe erkannte. Der Stahl glitt über einen Boden, der mit zahlreichen Hindernissen übersät war.
    Steine, Buckel, Pflanzenreste und alte Wurzeln bildeten Hindernisse, die nur schwer zu überwinden waren. Zudem war der Stollen ziemlich schmal. Die Wände bestanden nicht nur aus Gestein. Oft genug entdeckten wir auch die festgepreßte, lehmartige Schicht der Erde.
    Ich gab meinem Vater die Lampe und umfaßte selbst die Griffe des Rollstuhls. »Laß mich das machen, Dad!«
    »Soll ich den Elektromotor einschalten, Mr. Sinclair?«
    »Das wäre günstig.«
    Der Motor, gespeist durch die Batterie, war uns tatsächlich eine gute Hilfe. Wir kamen über jedes Hindernis hinweg, auch wenn Manford durchgeschüttelt wurde.
    Auf unserer Fahrt durch den unheimlichen Stollen war er nie ruhig. Er sprach flüsternd vor sich hin, und der Name seiner Tochter kam fast in jedem Satz vor.
    »Weißt du eigentlich. Brod, was hinter dem Stollen liegt?«
    »Nein, Horace!«
    »Du hast dich nie dafür interessiert?«
    »Weshalb denn?« Er klammerte sich wieder fest, weil der Stuhl über ein Hindernis gerollt war und der Mann nach links kippte.
    »Weshalb sollte ich denn? Das ist doch alles uninteressant gewesen. Niemand hat sich darum gekümmert. Hier ist die Welt zu Ende. Wir haben die Gegend das tote Gebirge genannt. Wahrscheinlich werden wir am Ende des Stollens wieder vor einer Felswand stehen.«
    Ich war dafür, daß wir uns so leise wie möglich bewegten und bat Manford, den Mund zu halten.
    »Mach’ ich, Sinclair.«
    Mein Vater
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