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0545 - Der teuflische Engel

0545 - Der teuflische Engel

Titel: 0545 - Der teuflische Engel
Autoren: Jason Dark
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weshalb?«
    »Ich konnte nicht anders, Glenda. Tut mir leid. Es… es war einfach so. Ich mußte es tun.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    »Bitte, gib mir einen Schluck Wasser.«
    Sie verschwand und kam schnell zurück. Auch jetzt stand ich noch unter dem Schock des Erlebten. Die Erinnerungen waren da wie klare Fotos. Ich mußte sie nur sortieren.
    Das Wasser erfrischte. Das zur Hälfte leere Glas stellte ich auf den Schreibtisch.
    »Was war denn?« fragte Suko.
    Ich holte ein paarmal tief Luft, bevor ich die Antwort geben konnte. »Verdammt«, sagte ich flüsternd. »Ich habe ihn tatsächlich gesehen, Suko. Ich habe den Mann gesehen, von dem Wendy Lakeman sprach. Der Überreicher der Blumen.«
    »Wie?«
    »Ja, ich sah ihn. Ein blaues Gesicht. Zumindest ein blau schimmerndes. Dann die Augen. Furchtbar kalt und grausam. Ähnlich wie bei Shimada und Belphegor. Trotzdem anders. Diese Augen versprachen mir den Tod, Suko. Sie waren so etwas von gnadenlos, daß ich, wenn ich darüber nachdenke, noch Furcht bekomme.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr und weiter. Er hat mir versprochen, daß er mich vernichten will.«
    »Nein…«
    »Ich lüge nicht.«
    »Was ist der Grund? Was hast du ihm getan, daß er dermaßen überzogen reagiert?«
    »Keine Ahnung. Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn nie gesehen, aber wir müssen ihm auf die Zehen getreten sein. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob es sich bei ihm um einen Menschen, einen Dämon oder einen Engel handelt. Er kann alles zugleich gewesen sein, so irre sich das auch anhört, aber es stimmt.«
    Glenda und Suko enthielten sich einer Antwort, was auch verständlich war. Ich hätte an ihrer Stelle ähnlich gehandelt. Es war aber nichts mehr zu ändern.
    »Hat er einen Namen gesagt?«
    »Nein, Suko. Er kennt mich, das reicht ihm. Ich muß ihn sehr provoziert haben.«
    »Dann aber unbewußt.«
    »So ist es.«
    Auch Glenda hob die Schultern. »Tut mir leid, John, ich weiß auch nicht, wovon du redest.«
    »Das glaube ich dir gern.«
    »Dann sind diese Rosen ein wahres Teufelszeug!« flüsterte unsere Sekretärin.
    Wir widersprachen nicht und schauten uns den Strauß an, der auf dem Boden lag. Viele Blüten hatten unter dem Druck ihre Form oder an Farbe verloren. Wenn mich nicht alles täuschte, waren sie dunkler geworden.
    Auch Glenda hatte es bemerkt. »John, die werden so komisch«, flüsterte sie. »Irgendwie grau…«
    »Stimmt!« meldete sich auch Suko.
    Wir drei täuschten uns nicht. Die roten Rosen veränderten tatsächlich ihre Farbe. Sie verwelkten praktisch von einer Minute auf die andere. Nur – so fragte ich mich – aus welch einem Grund geschah dies?
    Noch veränderten sie nur ihre Farbe. Sehr bald schon setzte die zweite Stufe der Veränderung ein, denn sie schlug sich auf die dünnen Rosenblätter nieder, die sich zusammenzogen wie eine alte Haut oder Wurstpelle. Gleichzeitig bildete sich Rauch, der von den Blütenkelchen in die Höhe stieg und sich zu Wolken verdichtete.
    Glenda, die dem Strauß am nächsten stand, bekam eine fahle Gesichtsfarbe, röchelte, führte ihre Hand an den Hals und kippte zurück…
    ***
    Wendy Lakeman stand wieder im Geschäft. Die Inhaberin war gegangen und hatte ihr den Laden überlassen. Sie würde erst am Nachmittag zurückkehren.
    Allein war Wendy nicht. Hinten im Lager arbeitete noch ein Lehrmädchen. Es schnitt Blumen zurecht, die am Morgen angeliefert worden waren. Natürlich drehten sich die Gedanken der Verkäuferin nur um das Erlebte. Auch die Arbeit lenkte sie kaum ab. Immer wieder mußte sie an den gestrigen Abend denken und auch an den Besuch bei den Yard-Leuten, für die der Blumenstrauß bestimmt war.
    Weshalb hatte dieser Schönling den Polizisten einen dicken Strauß roter Rosen geschenkt?
    Über dieses Problem dachte Wendy nach. Die Beschenkten selbst waren nicht begeistert gewesen, außerdem hatten sie den Mann nicht gekannt. Immer öfter wurde ihre Gedankenkette unterbrochen, denn an diesem herrlichen Sommermorgen waren die Kunden besonders kauflustig. Sie kauften Blumen wie nur an Feiertagen, und Wendy hatte alle Hände voll zu tun. Erst gegen Mittag trat etwas Ruhe ein.
    Das Lehrmädchen hatte ebenfalls mitbedient und war auch erschöpft. »Du kannst in die Pause gehen, Jill. Ich halte hier die Stellung. Jetzt ist der Betrieb ja abgeflaut.«
    »Danke. Wendy.«
    Die Verkäuferin setzte sich auf einen Stuhl hinter dem Tresen und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte wenig. Wenn die Chefin nicht im Laden war, konnte
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